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Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Titel: Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Köstering
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Augenwinkel sah sie vor dem ›Weißen
Schwan‹ den italienischen Dandy stehen. »Oh nein, nicht der schon wieder!«, murmelte
sie vor sich hin.
    Sie wollte gerade ausweichen, als
der Italiener schnellen Schrittes auf sie zukam und in einwandfreiem Deutsch sagte:
»Frau Hanna Büchler?«
    Hanna blieb stehen und sah ihn erschrocken
an. Er trug eine schreckliche Gelfrisur und hatte bronzegetönte Haut.
    »Äh, ja, bitte?«
    »Mein Name ist Meininger. Kriminaloberkommissar
Meininger. Ich muss Sie bitten mitzukommen!«
     
    *
     
    Der hagere Mann suchte Daniel Baumert. Er stellte fest, dass dieser
bei einem kleinen, aber feinen Architekturbüro in der Vorwerksgasse arbeitete. Sie
kannten sich aus der Schulzeit, hatten sich aber inzwischen aus den Augen verloren.
Er setzte sich in ein Café am Herderplatz. Gegen 18 Uhr kam Daniel endlich vorbei.
Wie zufällig begrüßte er ihn. Lange nicht gesehen und doch wiedererkannt, wie geht’s
dir, was machst du denn so? Sie kamen ins Gespräch und gingen langsam die Jakobstraße
hinunter in Richtung Untergraben. Vor dem Kirms-Krackow-Haus blieb er stehen und
setzte seine Schirmmütze auf, wegen der Sonne, wie er versicherte. Eigentlich hätte
er Handschuhe benötigt, das wäre bei diesem Wetter aber zu auffällig gewesen, so
vertraute er sich und seinen Fähigkeiten. Er fragte Daniel, ob er eigentlich den
schönen Innenhof des Kirms-Krackow-Hauses schon einmal gesehen habe, mit dem schönen
Brunnen und der alten Schwengelpumpe? Nein, noch nie? Dann lass uns doch mal hineingehen!
Der Innenhof war abgeschieden und menschenleer, wurde von einem kleinen Säulengang
eingerahmt, fast wie ein kleiner Kreuzgang. Er wusste, dass Daniel sich für alte
Technik interessierte. Die Pumpe war ein seltenes Exemplar und Daniel betrachtete
sie genau, kam mit dem Kopf ganz nah, um das metallene Muster zu erkennen.
    Der hagere Mann sah sich um. In
der Ecke stand ein Reisigbesen, daneben ein einzelner Besenstiel. Offensichtlich
sollte der alte Stil ersetzt werden. Kurz entschlossen griff er den neuen Besenstiel,
hielt ihn mit beiden Händen am unteren Ende, konzentrierte sich kurz. Dann schlug
er blitzschnell und mit großer Wucht zu. Er wusste genau, wo er einen Menschen treffen
musste, um sein Genick zu brechen. Ein kurzer Seufzer entwich Daniels Mund, dann
fiel sein toter Körper nach vorn auf die Holzbretter am Fuß der Pumpe. Kein Tropfen
Blut war geflossen. Das war ihm wichtig, denn er konnte kein Blut sehen. Er drehte
sich um und stellte den Besenstiel genau an die gleiche Stelle, an der er ihn gefunden
hatte. Dann verschwand er wendig und katzengleich. Das Ganze hatte höchstens eine
halbe Minute gedauert.
    ›Der Täter muss gezielt und
mit großer Wucht zugeschlagen haben.‹ So hieß es später in der Thüringer
Allgemeinen. Der hagere Mann nickte zufrieden, als er den Artikel las. Dann entfernte
er das Spanngummi von seinem schwarzen Notizbuch, schlug es auf und strich genüsslich
den Namen Daniel Baumert von der Liste.
     
    *
     
    Nach dem Besuch beim Erkennungsdienst wurde Hanna von KOK Meininger
in den Vernehmungsraum gebracht. Sie war vor vielen Jahren einmal in einem Stasi-Verhörzimmer
gewesen: weiß, kalt, abstoßend und über allem thronte das Porträt von Erich Honecker.
Der Vernehmungsraum, in den Meininger sie führte, war zweckmäßig eingerichtet: ein
Tisch, Stühle, Telefon, ein Mikrofon. Graubraune Wände strahlten eine gewisse Ruhe
aus. Auf dem Tisch standen Mineralwasser und eine Kanne Kaffee.
    Meininger saß Hanna gegenüber, auch
Kriminalrat Lehnert war zugegen.
    »Wo hatten Sie sich versteckt, Frau
Büchler?«
    »Ich hätte gerne einen Anwalt, bevor
ich Fragen beantworte.«
    »Natürlich, gerne, Sie können gleich
telefonieren.« Er legte die Hand auf das Telefon. »Sie werden ja wohl nicht im Wald
geschlafen haben, oder?«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Sondern?«
    »Ich … also, ich möchte das erst
beantworten, wenn mein Anwalt hier ist.«
    »Da war Herr Wilmut aber auskunftsfreudiger,
er hat mir sogar erzählt, dass Sie am liebsten bei Pepe in der Windischenstraße
Pizza essen!«
    »Ach, Wilmut!« Sie machte eine wegwerfende
Handbewegung.
    »Was?«
    »Wir haben uns getrennt.«
    »Was?«
    »Ja, wir haben uns getrennt!«
    »Wie kam es denn dazu?«
    »Ich glaube nicht, dass das hier
eine Rolle spielt.«
    »Die Entscheidung müssen Sie schon
mir überlassen.«
    Hannas Gesichtszüge erstarrten.
Sie deutete auf das Telefon. »Anwalt!«, sagte sie.
    »Was?«
    »Können

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