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Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Titel: Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Köstering
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bringen,
anschließend wollte er zu Tante Gesa und ihr bei Siggis Zeugenbefragung zur Seite
stehen. Benno und Sophie kehrten an ihren Arbeitsplatz zurück.
    Hanna und ich fuhren in die Humboldtstraße.
Sie war ganz selbstverständlich mit in meinen Volvo gestiegen, ohne den geringsten
Anflug von Zweifel, ohne an ihre zögernden Worte kurz vor unserem Wiedervereinigungskuss
zu denken. Keine Erklärung, keine Begründung, handeln statt reden, eine Art, die
ich von Hanna bisher nicht kannte.
    Als ich vor Büchlers Haus einparken
wollte, sahen wir einen schmalen Mann mit einem kleinen Koffer aus der Tür stürzen.
Offensichtlich war er sehr wütend.
    »Das ist Dr. Gründlich«, sagte Hanna,
»ich muss mit ihm reden!«
    Ich bremste sofort, sie stieg aus
und rief dem Arzt hinterher. Er schien sie nicht zu hören, eilte weiter.
    »Bleiben Sie doch stehen, bitte!«
    Ich wendete und schaffte es, ihm
an der Kreuzung Hufelandstraße den Weg abzuschneiden.
    »Wer sind Sie denn?«, blaffte
er mich an.
    »Mein Name ist Hendrik Wilmut, ich
…«
    »Wilmut … wie der Klonschaf-Wilmut?«
    Meine Magenmühle lief auf Hochtouren.
Ich hatte keine Lust, mich mit diesem Menschen auseinanderzusetzen und schwieg.
    »Herr Dr. Gründlich, ich bitte Sie,
was ist denn los?«, rief Hanna.
    »Ihre Schwester … sie hat mich beschuldigt,
Ihre Mutter umbringen zu wollen. Nicht zu fassen! Das ist mir in 30 Jahren als Arzt
noch nicht passiert. Ich bemühe mich, komme zweimal am Tag, um ihr den Rest des
Lebens erträglich zu machen, und dann das …«
    Hanna kam nicht zu Wort.
    »… ich werde keinen Fuß mehr in
dieses Haus setzen, solange Ihre Schwester da ist, verstanden!«
    »Ja, verstanden!«, antwortete sie.
Nicht mehr und nicht weniger. Ich liebte ihre Art der Konfliktbewältigung.
    Gründlich machte keine Anstalten
weiterzugehen.
    »Sie haben es mit Revato versucht,
hat es gewirkt?«, fragte Hanna.
    Er sah sie unsicher an. »Bisher
nicht.«
    Hanna wartete.
    »Möglicherweise, weil Ihre Schwester
es wieder abgesetzt hat. Nach der zweiten Dosis ging es ihr schlechter, das kann
bei Krebspatienten aber jederzeit passieren.«
    Hanna nickte. »Herr Dr. Gründlich,
eigentlich müssten Sie vor der Gabe von Revato den Pulmonaldruck messen und einige
Blutwerte bestimmen. Haben Sie das getan?«
    »Da haben Sie vollkommen recht«,
antwortete er ruhig, »da Ihre Mutter nicht transportfähig ist, konnte ich keinen
Rechtsherzkatheter durchführen lassen, aber ich besitze ein transportables Ultraschallgerät
mit Dopplerfunktion, damit habe ich den Pulmonaldruck bestimmt. Ein Sechs-Minuten-Gehtest
ist noch vorgeschrieben, leider auch nicht möglich. Die Blutwerte hatte ich schon
vorher. Zufrieden?«
    »Zufrieden!«
    Er sah mich feindselig an. »Und
der da?«
    »›Der da‹ heißt Hendrik und ist
mein Verlobter«, antwortete Hanna.
    »Sie sind mit einem Genmanipulator
verlobt?«
    Meine Fäuste ballten sich. Der Mittelfinger
meiner rechten Hand war immer noch geschwollen.
    »Sie sollten uns ernst nehmen«,
sagte Hanna, »ich habe Sie auch ernst genommen.«
    Dr. Gründlich sah sie erstaunt an.
»Gut, ich komme heute Abend wieder, 20 Uhr, aber nur, wenn Ihre Schwester nicht
auftaucht.«
    »Geht klar!«
    »Mit Ihnen kann man wenigstens reden.«
    »Auf Wiedersehen!«
    Er drehte sich um und stapfte nach
Hause.
    Ich war ziemlich aufgewühlt. »Seltsamer
Mensch!«
    »Wir müssen wohl zurzeit einiges
aushalten«, sagte Hanna.
     
    Während Hanna am Bett ihrer Mutter saß, holte ich zwei Flaschen Bier
aus dem Keller und setzte mich zu Karola auf die Terrasse. Ich erklärte ihr die
Geschichte mit dem Medikament, jedenfalls so weit ich sie verstanden hatte. Karola
hörte sich alles kommentarlos an. Sie sah noch schmaler aus als bei unserem ersten
Gespräch und hatte dunkle Augenränder.
    »Warum warst du denn eigentlich
so sauer auf Dr. Gründlich?«, fragte ich vorsichtig.
    Karola schluckte schwer. Sie fuhr
sich mit der Hand durch die kurzen, blonden Haare. »Er hat Mutter bisher nicht geholfen,
eigentlich wurde es nur noch schlimmer, eigentlich wird es jeden Tag schlimmer,
er muss doch was tun …«
    »Sophie und Hanna haben es geprüft,
er tut das Beste, was möglich ist. Dr. Gründlich ist ein guter Arzt. Aber auch er
kann eine tödliche Krankheit nicht aufhalten.«
    Sie starrte auf die Tischplatte.
    »Ich denke, nachdem du deine Mutter
gerade wiedergefunden hattest, hast du Angst, sie gleich wieder zu verlieren. Und
dafür wolltest du Dr. Gründlich verantwortlich

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