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Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)

Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)

Titel: Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Köstering
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kann nur der Richter in einem eventuellen Prozess.«
    »Du
solltest übrigens Joachim Waldmann vernehmen, mir wollte er nichts erzählen.
Besser gesagt: Er durfte nicht.«
    »Wieso?«
    »Liebrich
hat ihn zurückgepfiffen. Ich glaube, er weiß etwas.«
    »Männliche
Intuition?«
    Ich
lachte. »Genau. Und dann habe ich noch etwas Interessantes …« Er sah mich
erwartungsvoll an. »Möglicherweise«, ergänzte ich.
    »Na,
was denn?« Siggi klang leicht genervt.
    »Karin
Kirschnig, die mit der Grippe …«
    »Ja,
ich weiß, die Zweitbesetzung.«
    »Sie
wird inzwischen im Krankenhaus behandelt.«
    »Wieso
denn das? Wegen einer normalen Grippe?«
    »Nicht
wegen einer normalen Grippe, sondern wegen einer schweren asiatischen Grippe.
Auch das wäre nicht wirklich etwas Besonderes, aber die Ärzte haben
festgestellt, dass es sich um einen völlig neuen Virenstamm handelt, H17N32,
der in Europa bisher nirgendwo aufgetaucht ist.«
    »Na,
dann war Frau Kirschnig eben in Asien.«
    »Nein.
Sie hat Weimar in den letzten zwei Jahren nicht verlassen, sagt ihr Ehemann.«
    »Und
die Diagnose steht zweifelsfrei fest?«
    »Das
Zentrallabor im Klinikum hat inzwischen die B-Probe ausgewertet, gleiches Ergebnis.
Typisch für diese Art der Grippe ist der periodische Verlauf: Drei Tage Fieber,
ein Tag fieberfrei, dann wieder drei Tage Fieber und immer so weiter. Genau die
Symptome von Frau Kirschnig.«
    »Und
was schließt du daraus?«
    »Ich
bin überzeugt, dass Frau Kirschnig absichtlich von jemandem infiziert wurde.«
    »Aha …«
Siggi legte seine hohe Stirn in Falten. »Aber wo sollte dieser Jemand den Erreger herbekommen?«
    »Hanna
meint, da kämen nur die tropenmedizinischen Institute infrage, das ist die
einzige Möglichkeit. Solche Institute gibt es zum Beispiel in Leipzig, Dresden,
Heidelberg oder Frankfurt.«
    »Jena?«
    »Nein.«
    »Motiv?«
    »Frau
Kirschnig so nachhaltig aus dem Verkehr zu ziehen, dass sie die Marie nicht
spielen kann.«
    »Spräche
für Liebrich als Täter oder zumindest Drahtzieher … Aber solange er und seine
Clanmitglieder ein Alibi haben, kommen wir da nicht weiter. Trotzdem: Gut
gemacht!«
    »Danke.«
    Siggis
Handy klingelte. Er hörte einem Moment zu, während sich sein Gesicht aufhellte.
»Es gibt noch etwas Neues«, sagte er, nachdem er das Telefonat beendet hatte.
»Die blonden Haare aus dem Keller konnten zugeordnet werden.«
    »Tatsächlich?«
Endlich ein Teilerfolg.
    »Ja.
Sie stammen von Ewa Janowska.«
    »Ach!
Die Blonde mit dem verschluckten Stock. Also habe ich sie im Keller
gesehen. Na, die kann was erleben, die blöde Kuh!«
    »Hendrik,
bitte! Sie ist bisher nur eine Verdächtige, mehr nicht. Und du hältst dich da
gefälligst komplett raus, sonst ist deine Mitarbeit an dem Fall sofort beendet,
klar?«
    »Ja,
ist ja gut.« In diesem Moment klingelte mein Handy. Ich sah den Namen auf dem
Display. »Hallo, Hanna-Schatz!«
    »Hendrik,
ich bin’s.« Ihre Stimme klang merkwürdig fremd. Ein Schauer lief mir den Rücken
hinab.
    »Hanna,
ist alles in Ordnung? Wo bist du?«
    »Mit
mir ist alles in Ordnung. Kannst du bitte herkommen? Ich bin im Krankenhaus.«
    »Aber
dir geht’s gut?«
    »Ja,
sag ich doch, mir geht’s gut.« Sie hörte sich an, als würde sie jeden Moment
anfangen zu weinen. »Und wenn’s geht, bring Siggi mit.«
    Ich
sprang auf und schrie ins Telefon: »Hanna, sag mir jetzt sofort, was los ist!«
    »Sophie
ist tot«, sagte sie langsam. »Und ich glaube, da hat jemand nachgeholfen.«

23. Weimar, Im Krankenhaus
     
    Siggi hatte im Café-Laden
sofort Meininger angerufen, um ihn mit zwei weiteren Kollegen und dem Team der
Spurensicherung ins Klinikum zu beordern. Zudem sollte er den Staatsanwalt
informieren.
    Während
der Fahrt ins Krankenhaus sprachen wir kein Wort. Ich wäre auch nicht in der
Lage gewesen, irgendetwas zu sagen. Ich fühlte nur Leere. Wir fuhren durch
Weimar, durch mein Weimar, Sophies Weimar. Und sie würde es nie wieder sehen,
nie wieder betreten können. Auf einmal kam mir die Stadt unwirklich vor, wie
eine Marslandschaft. Ehe ich auch nur annähernd in der Lage war, meine
Gefühlswelt in den Griff zu bekommen, erreichten wir das Klinikum. Als ich aus
dem Auto steigen wollte, hielt mich Siggi am Arm fest. »Ganz kurz, Hendrik: Du
bist in einer schwierigen Situation, ich möchte gern vermeiden, dass du einen
Fehler machst …«
    Ich
wollte protestieren.
    »Nein,
bitte hör mir zu, ich bin dein Freund und meine es ehrlich. Du bleibst
vorläufig bei Hanna. Sie

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