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Götter der Nacht

Titel: Götter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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ihre Erfolgsaussichten zu verbessern, schlug Corenn vor, Cavale und Reyan, die beide typisch lorelisch aussahen, als Anführer ihrer Truppe auszugeben. Der Gedanke gefiel Nakapan überhaupt nicht, doch auf Druck seiner Frau, der nicht der Sinn danach stand, zwei weitere Nächte in den Nebelbergen zu verbringen, gab er schließlich nach.
    Corenn regte außerdem an, dass alle Gaukler ihre Kostüme anzogen, falls diese nicht zu dünn für die Kälte waren. Sie selbst lieh sich mehrere bunte Gewänder, streifte sie über und forderte Yan, Lana und vor allem Rey auf, es ihr gleichzutun. Die Erben mussten die Soldaten unbedingt davon überzeugen, dass auch sie Gaukler waren. Wenn die Wachen auch nur etwas auf das Recht auf freien Wegezoll gaben, würden sie einen Wagenzug, der dem Anschein nach nur aus Gauklern bestand, ohne weiteres passieren lassen.
    Bowbaq war groß genug, um sich nicht verkleiden zu müssen: Man konnte sich mühelos vorstellen, dass der Riese als Kraftmensch auftrat, und Léti und Grigán sahen in ihrer identischen ramgrithischen Kluft ohnehin wie ein Akrobatenduo aus.
    Um zu verhindern, dass sie erkannt wurden, falls sie einem Bruder der Großen Gilde begegneten, verteilte Corenn die Gefährten auf die acht Wagen der Karawane. Sie selbst nahm neben Rey und Cavale auf dem Kutschbock des vordersten Wagen Platz und gab das Zeichen zum Aufbruch.
    Die letzten Meilen bis zur Königsbrücke legten die Gaukler in bedrückter Stimmung zurück. Doch als sie sich der
kleinen Festung vor der Brücke näherten, setzten sie fröhliche Mienen auf, und bald erschallten die Klänge von Schnabelflöten und Zithern, begleitet von lustigem Geschnatter und Gelächter.
    Das alles gehörte zu Corenns Plan. Wenn die Soldaten keine strikten Anweisungen hatten, würden sie nach eigenem Ermessen entscheiden. Deshalb mussten sie um jeden Preis harmlos wirken.
    Als sie in Sichtweite kamen, läutete ein Wachposten die Glocke. Die Tore der Festung standen offen, was den Reisenden Hoffnung machte. In siebenhundert Schritt Entfernung - am anderen Ende der Welt - flackerten einige blasse Lichter. Die Wachposten auf der anderen Seite der Brücke hatten ihre Laternen früh entzündet, und dahinter konnte man die Umrisse von Le Pont erahnen.
    Elf Wachsoldaten kamen aus der Festung marschiert, stellten sich ohne erkennbare Ordnung in dem Durchgang auf und blickten den Ankömmlingen entgegen. Nur zwei waren mit Piken bewaffnet, die anderen trugen Schwerter, die sie jedoch nicht gezogen hatten. Dennoch wirkten sie angespannt, denn sie berieten sich aufgeregt.
    Corenn sah mit Schrecken, dass sich ein Jelenis unter den Wachen befand. Die Jelenis gehörten einer Elitetruppe an und waren die königlichen Hundeführer. Eigentlich hatten sie an einem Grenzposten nichts verloren. Was auch immer in Lorelien vor sich ging, es musste etwas Schlimmes sein. Die Erben hatten bereits mit den Jelenis zu tun gehabt. Sie trugen noch immer einen Teil der Eintrittsgelder mit sich herum, die Rey aus dem Kleinen Palast geraubt hatte.
    Ängstlich beobachtete Corenn, wie der Mann näher kam. Falls er an jenem Tag im Kleinen Palast gewesen war und einen der Erben wiedererkannte, wäre das ihr Ende.

    »Einen recht schönen Tag, Meister Soldat«, rief Rey, ohne mit der Wimper zu zucken. »Das ist aber ein stolzes Empfangskomitee!«
    Der Jelenis ging schweigend an ihm vorbei, schritt den Konvoi bis zum letzten Wagen ab und kehrte dann zu ihnen zurück. Das einzige Wort, das er sprach, war ein scharfer Befehl an seine Dogge, die etwas zu heftig an der Kette zog, als sie den Wolf Merbal witterte.
    »Wer ist Euer Anführer?«, fragte der Jelenis barsch.
    »Das bin ich. Und mein junger Bruder hier neben mir, Meister Soldat. Wir haben diese Aufgabe von unserem Vater übernommen, einem Artisten, dessen Name Euch gewiss nicht unbekannt ist: Grigán der Schwätzer? So wurde er genannt, da er die seltsame Angewohnheit hatte …«
    »Interessiert mich nicht! Woher kommt Ihr, und wohin wollt Ihr?«
    »Wir kommen aus Romin und wollen natürlich zum Jahrmarkt!«, sagte Rey heiter und tat so, als schlage er eine Trommel. »Doch warum all diese Fragen? Sonst passieren wir die Brücke immer unbehelligt.«
    »Lorelien rüstet zum Krieg, mein Freund«, sagte der Jelenis herablassend. »Die Goroner haben bereits zu den Waffen gerufen. Wenn wir nicht schnell reagieren, könnten sie schon in der nächsten Dekade auf dem Platz der Reiter lagern.«
    »Krieg gegen Goran?«, riefen Rey und

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