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Götterbund (German Edition)

Götterbund (German Edition)

Titel: Götterbund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Winter
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enttäuscht habe. Ich weiß, dass du mir vertraut hast und ich mich gegen dich entschieden habe. Aber Menschen machen Fehler! Du ebenso wie ich. Wenn ich dir verzeihen kann, dass du drei meiner Freunde ermordet hast, erwarte ich von dir, dass du mir zumindest diesen einen Vertrauensbruch nachsehen kannst!“ Yanna wusste selbst nicht, wo diese Sätze plötzlich herkamen. Es war, als hätten sie schon lange darauf gewartet, endlich ausgesprochen zu werden.
    „ Ich habe deine Freunde ermordet“, wiederholte Rajatshas langsam. „Denkst du ernsthaft, ich wüsste nicht, dass du mir das niemals verzeihen könntest? Denkst du, ich weiß nicht, dass es dir nicht um mich geht, sondern nur darum, mich dazu zu bringen, anders zu regieren?“
    „ Ich bin hier, weil ich zu dir zurück will! Ich bin hier, um dich zu bitten, mich in den Palast zurückkehren zu lassen! Ich will, dass es zwischen uns wird, wie es früher war.“ Yanna lächelte gedankenverloren. Sie konnte sie noch immer nicht an ihre Kindheit erinnern. Doch jene Nacht, in der Rajatshas Malyn geholfen hatte, sie zur Flucht aus dem Palast zu bewegen, hatte sie noch gut im Gedächtnis. Daher wusste sie genau, was sie als Kind für ihren Cousin empfunden hatte. Er war mit Abstand das Wichtigste für sie gewesen.
    „ Du denkst wirklich, ich weiß nicht, was du vorhast, oder?“, fragte Rajatshas gefährlich leise. „Wahrscheinlich war es dein Rebellenrat, der dir befohlen hat, mich weich zu klopfen um eure Ziele zu erreichen!“
    Yanna stockte der Atem. Dann packte sie die Wut. „Du weißt genau, wie ich für dich fühle! Wie kannst du das nur infrage stellen?“ Und sie tat etwas, das sie noch nie zuvor gewagt hatte. Sie suchte in sich nach der Verbindung zu Rajatshas und öffnete sich selbst für ihn. Sie ließ alle Schranken herunter, zeigte ihm alles von sich. Nicht ihre Gedanken, aber ihre Gefühle.
    Rajatshas sog erschrocken die Luft ein.
    Yanna wusste, dass er gerade von Empfindungen überschwemmt wurde, die nicht seine eigenen waren. Die den seinen aber so ähnlich waren, dass er sie kaum auseinander halten konnte.
    „ Rajatshas“, sagte sie leise.
    Der König starrte sie an, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen.
    Yanna tauchte abermals tief in sich selbst hinein und zog die Schranken wieder hoch. „Du bedeutest mir so viel. Ich will, dass wir wieder zueinander finden. Dass wir uns wieder vertrauen können. Dass wir die Zwillingsseelen nicht als Fluch, sondern als Geschenk betrachten. Ich will, dass es zwischen uns wieder so wird wie damals, als wir Kinder waren.“
    Rajatshas starrte sie an, anscheinend noch immer unfähig zu sprechen. Dann nickte er.
    Und Yanna fühlte sich so glücklich wie noch nie in ihrem Leben.
     
    Sie presste die Augen fest zusammen, um die Bilder zu vertreiben. Er hatte ihr vertraut. Er hatte die Kraft gefunden, sein Misstrauen zur Seite zu schieben. Für sie. Und das, obwohl er in seinem Argwohn den richtigen Schluss gezogen hatte. Sie hatte ihn aufgesucht, weil der Rebellenrat es vorgeschlagen hatte. Zwar war es letztendlich ihre Entscheidung gewesen und sie hatte sich gewünscht, das Vertrauen zwischen sich und Rajatshas wieder herzustellen – doch sie wusste, das würde für ihn nicht zählen. Wenn er wüsste, dass er mit seinen Vorwürfen richtig gelegen hatte, würde er sich verraten fühlen. Und hatte er nicht jedes Recht dazu? Sie hatte sich sein Vertrauen unter falschem Vorwand erschlichen. Zählte es da überhaupt, dass sie sich ebenfalls nach ihm gesehnt hatte und dass sie jetzt, da das Band zwischen ihnen stetig stärker wurde, überglücklich war, dass sie diesen Schritt gewagt hatte? Dass sie sich tatsächlich vorstellen konnte, ihr ganzes weiteres Leben hier zu verbringen?
    Es zählte nicht das Geringste.
    Und sie wusste, dass Rajatshas das ebenso sehen würde. Sie konnte nur beten, dass er die Wahrheit niemals erfahren würde.
     
    Shaquess hatte mit den drei anderen Taissins direkt hinter Rajatshas und Yanna Posten bezogen. Die Morgensonne erleuchtete den Palastplatz und die gespannten Gesichter der Menschen, die sich hier versammelt hatten.
    Rajatshas’ Stimme dröhnte über die Menge hinweg: „ …deshalb wurden schon gestern zehn Prozent aller Gardisten aus dem Dienst entlassen. Wie viel Senkung das genau für die Steuern bedeutet, wird noch errechnet und morgen verkündet werden. Doch ganz sicher ist, dass es eine Steuersenkung geben wird.“
    Haltloser Jubel brach auf dem Platz aus. Einige der

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