Götterbund (German Edition)
starrte Rajatshas mit offenem Mund an. Hatte sie ihn jemals zuvor lachen gehört?
Dem König selbst schien das ungewöhnliche Verhalten an sich selbst nicht aufzufallen. Noch immer lächelnd musterte er Yanna. „Ich habe eine weitere Überraschung für dich“, verkündete er. „Etwas, von dem ich weiß, dass du es dir sehr wünschst. Etwas, das ich dir genommen habe.“ Rajatshas stand auf. „Ich werde Lyza und Ehliyan von der Liste der Gesuchten nehmen lassen.“
Yanna schluckte. Ein großer Kloß hatte sich in ihrem Hals festgesetzt und machte es ihr beinahe unmöglich zu sprechen. „Danke“, krächzte sie. „Du weißt gar nicht, wie viel mir das bedeutet.“
Rajatshas lächelte und umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen. „Du weißt gar nicht, wie viel es mir bedeutet, dass du in den Palast zurückgekehrt bist“, sagte er.
Yanna spürte, wie sich eine einzelne Träne den Weg über ihre Wange bahnte. Sie weinte, weil sie glücklich war. Und das hatte nur bedingt etwas mit der Tatsache zu tun, dass Ehliyan und Lyza bald wieder frei sein würden. Es war Rajatshas, der sie glücklich machte. Seine spürbare Veränderung. Der Schmerz und die Verzweiflung, die er langsam abgelegt und durch eine sichtbare Zufriedenheit ersetzt hatte. Es machte sie unendlich glücklich, ihn so zu sehen. „Mir bedeutet es auch sehr viel“, flüsterte sie. Und es war die Wahrheit. Seit sie sich im Palast aufhielt spürte sie, wie das Band zwischen ihr und Rajatshas stetig stärker wurde. Wider Erwarten machte Yanna diese Tatsache keine Angst. Denn sie hatte den echten Rajatshas kennengelernt. Den, der durchaus bestrebt war, das Richtige zu tun. Und der langsam zu verstehen begann, dass das, was seine Mutter ihm beigebracht hatte, nicht das Richtige war. Der Rajatshas, der sich nichts mehr wünschte, als jemanden zu haben, dem er vertrauen konnte.
Yanna wandte sich ab. Noch mehr Tränen liefen ihr die Wange hinab, doch diesmal waren es keine Tränen des Glücks. „Ich fühle mich nicht so gut“, presste sie hervor. „Ich würde mich nun gerne in mein Gemach zurückziehen.“
Einen Moment lang sagte Rajatshas nichts. Ohne hinsehen zu müssen wusste Yanna, dass er sie musterte. Er war verwirrt aufgrund ihres plötzlichen Stimmungswechsels. Er spürte, dass etwas nicht stimmte.
„Natürlich“, sagte er schließlich und seine Stimme klang freundlich. „Ruhe dich ruhig aus. Ich werde die Diener anweisen, die Glocke zu läuten, um das Volk zur morgigen Ankündigung zu laden. Ich hoffe, dass du dich bis dahin besser fühlst.“
Yanna zwang sich, den Kopf zu drehen und Rajatshas ein Lächeln zu schenken. „Das werde ich sicher. Danke.“ Dann wandte sie sich um und verließ mit schnellen Schritten das Speisezimmer. Sie achtete nicht auf die verwunderten Blicke, die ihr sowohl von den Gardisten als auch von den Dienern und Zofen zugeworfen wurde, während sie schluchzend durch die Gänge eilte. Trotzdem war sie erleichtert, als sie endlich das sonst so verhasste Zimmer erreichte. Sie schloss die Tür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Als sie die Augen schloss, sah sie die Situation wieder vor sich. Das Gespräch mit Rajatshas, das ihr letztendlich erlaubt hatte, in den Palast zurückzukehren.
Abermals hatte sie ihn zu einem Treffen auf dem Platz hinter dem Palast überreden können. Sie wusste nicht mehr, wie sie es geschafft hatte. Nur, dass sie selbst überrascht gewesen war. Nun stand er einmal mehr vor ihr, die Augen vor Misstrauen verengt. „Worum geht es diesmal?“, fragte er höhnisch. „Willst du noch einmal versuchen, mich zu töten?“
Yanna wusste nicht, wie sie diesem geballten Argwohn begegnen sollte. Also schüttelte sie nur den Kopf.
„ Was ist es dann? Willst du wieder eine Unterhaltung über meine Regierungsweise führen? Wieder versuchen, mich zu bekehren?“ Er lachte auf.
Wie hatte sie nur jemals glauben können, dass sie Rajatshas’ Vertrauen wieder gewinnen könnte? Dass es ihr gelingen würde, ihn dazu zu bringen, sie in den Palast zurückkehren zu lassen?
„ Oder willst du mich einmal mehr davon überzeugen, was für ein schlechter Mensch Schelash war?“
„ Hör auf!“ Wütend ging Yanna ein paar Schritte auf Rajatshas zu, bis sie direkt vor ihm stand. „Du weißt genau, dass du mir wichtig bist! Also hör endlich auf, dir einreden zu wollen, dass es nicht so ist!“
Rajatshas erwiderte nichts, doch seine Augen verengten sich noch mehr.
„ Ich weiß, dass ich dich
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