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Götterbund (German Edition)

Götterbund (German Edition)

Titel: Götterbund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Winter
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lächelte ebenfalls. Wäre es nach ihr gegangen, so hätte sie lieber ihre normale Kleidung getragen, die meist aus Hose und Hemd oder manchmal auch einem schlichten Kleid bestand. Doch Rajatshas hatte vom ersten Augenblick an darauf bestanden, dass sie, wenn sie im Palast ihre Position als Prinzessin Dashamien einnahm, sich auch entsprechend kleidete.
    Ein Diener rückte ihr den Stuhl zurecht und sie nahm gegenüber von Rajatshas Platz. Wie auf ein geheimes Zeichen hin strebten weitere Diener in den Raum und tischten Platten voller Köstlichkeiten auf. Dieses morgendliche Ritual war der Grund, wieso es Yanna überhaupt schaffte, sich so früh aus dem Bett zu quälen. Es war die einzige Zeit des Tages, in der sie Rajatshas für sich allein hatte. Es war dieses gemeinsame Frühstück, das ihnen Raum zum Reden gab. Auf diese Weise waren sie sich während der vergangenen Wochen immer näher gekommen, hatten Sichtweisen ausgetauscht und gelernt, den anderen besser zu verstehen. Vor allem hatte Yanna entdeckt, dass Rajatshas nicht halb so verbohrt war, wie sie lange Zeit gedacht hatte.
    „Was steht heute an?“
    „Ich schlage vor, du übernimmst abermals die Bittsteller“, antwortete Rajatshas mit einem spitzbübischen Glitzern in den Augen.
    „Sehr gerne, ja.“ Yanna musste lachen. „Danke.“ Rajatshas hatte schnell bemerkt, wie viel Freude Yanna diese Aufgabe bereitete. Die Menschen, die in den Palast kamen, weil sie Lebensmittel, Kleidung, Möbel oder andere Dinge benötigten, die sie sich nicht leisten konnten, zufrieden zu stellen. Am Anfang war diese Arbeit für Yanna eher ernüchternd gewesen, da das Budget, das Rajatshas ihr für die Bittsteller zur Verfügung gestellt hatte, nicht einmal für die Hälfte von ihnen ausreichte. Doch es hatte nicht lange gedauert und der König hatte ein Einsehen gehabt. Mittlerweile war Yanna imstande, beinahe jeden Wunsch der Bedürftigen von Fativa zu erfüllen.
    „Außerdem dachte ich daran, das Volk für morgen zu einer Kundgebung zusammen zu rufen.“
    Yanna blickte überrascht auf. Während der letzten Wochen hatte sie mit Staunen festgestellt, dass Rajatshas positiven Veränderungen bei Weitem nicht so skeptisch gegenüber stand, wie sie es erwartet hatte. Ihm hatten schlichtweg die Alternativen gefehlt. Er hielt an der Regierungsweise seiner Mutter fest, weil es das Einzige war, das er kannte. Ja das Einzige, das er sich vorstellen konnte. Als Yanna vorsichtig begonnen hatte, ihm andere Möglichkeiten aufzuzeigen, hatte er ihr interessiert gelauscht. Er hatte lange darüber nachgegrübelt und das Thema immer wieder angesprochen. Hatte Einwände geäußert und wiederholt auf seine Mutter verwiesen, ebenso wie auf die Umstände, unter denen ihrer beide Großmutter, Chandel, ums Leben gekommen war. Eines Tages hatte Yanna es nicht mehr ausgehalten und Rajatshas erzählt, was Casaquann und Thoran zu diesem Thema gesagt hatten. Dass es vorrangig Schelashs Persönlichkeit und der Bund mit ihrer Schutzgöttin Kaiyan gewesen war, die ihre Art der Regierung hervorgebracht hatte. Nach jener Unterhaltung war Rajatshas zwei Tage hintereinander nicht zum gemeinsamen Frühstück erschienen und war ihr auch die restliche Zeit über aus dem Weg gegangen. Am dritten Tag hatte er plötzlich wieder an diesem Tisch gesessen, Yannas Kleid gelobt und ihr eröffnet, dass er die öffentlichen Hinrichtungen wieder abschaffen wollte. Und er hatte Wort gehalten.
    „Worum geht es?“ Gespannt blickte Yanna in die grauen Augen, die so viel mehr Güte und Zufriedenheit auszustrahlen schienen als noch vor wenigen Wochen.
    „Was du gesagt hast, hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich denke immer noch, dass Schelash insofern Recht hatte, als dass sie die Sicherheit unserer Familie sehr ernst nahm.“ Er machte eine kurze Pause und lächelte. „Aber auch du hast Recht, wenn du sagst, dass es die Aufgabe eines Regenten ist, für das Wohlbefinden der Bevölkerung zu sorgen. Und ich muss dir zustimmen, dass Schelash und auch ich diesen Punkt stark vernachlässigt haben.“
    „Soll das heißen… ?“ Yanna traute sich nicht, es laut auszusprechen.
    „Ich habe vor, einige der Gardisten zu entlassen. Nur wenige für den Anfang, doch genug, damit die Steuern reduziert werden können.“
    Für einen Augenblick fehlten Yanna die Worte. Dann wurde sie von ihren Gefühlen übermannt. Sie sprang auf, umrundete den Tisch und fiel Rajatshas um den Hals.
    Der König lachte und schob sie von sich.
    Yanna

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