Götterbund (German Edition)
sein eigener Wille gegenteilig ausfiel. „Du hast etwas dagegen“, stellte sie mit einem siegessicheren Grinsen fest. „Aber warum?“
„Ist das nicht offensichtlich?“
Wie oft in ihrem Leben würde sie diese Frage wohl noch von Shaquess zu hören bekommen? Und wie oft würde sie dasselbe antworten? „Nein.“ Dann kam ihr ein Gedanke. „Oder fürchtest du etwa, dass Rajatshas das zwischen uns mitbekommen könnte?“
Shaquess lachte auf. „Nicht im Geringsten. Was soll er schon tun? Uns verbieten uns zu treffen?“
Yanna musste ebenfalls lachen. Der Gedanke, dass Rajatshas versuchen würde, Shaquess die Treffen mit ihr zu verbieten, war tatsächlich absurd.
„Ich mag Rajatshas nicht“, sagte der Taissin plötzlich mit ernster Miene. „Und das ist noch stark untertrieben. Mir behagt der Gedanke, dass du demnächst bei ihm wohnen wirst, kein bisschen. Und noch weniger die Vorstellung, dass du und Rajatshas euch in den nächsten Wochen immer näher kommen werdet – vielleicht sogar bis hin zu dem Punkt, an dem du ihn nicht mehr verlassen kannst.“
„Mir behagt es auch nicht besonders“, gab sie zu. Dann grinste sie: „Habe ich da etwa einen Funken Eifersucht herausgehört?“
Shaquess hob amüsiert die Augenbrauen. „Eifersucht auf Rajatshas? Diesen Tag wirst du nicht erleben.“
Yanna lachte. Sie wusste, dass er log.
„Bist du dir sicher?“ Malyn durchbohrte sie mit seinem Blick.
„Hast du dir das gut überlegt, Kind?“, fragte Thoran mit sorgenvoller Miene.
Yanna nickte.
„Ich bin noch immer gegen diesen wahnwitzigen Plan“, ließ sich Niquos vernehmen. „Niemand weiß, was passiert, wenn sich das Band zwischen euch weiter festigt. Vielleicht läufst du am Ende zu Rajatshas über. Dann haben wir nichts mehr gegen ihn in der Hand.“
Mit kühlem Blick musterte Yanna Niquos. „Ich bin eine Rebellin“, stellte sie klar. Dann trat sie einen Schritt zurück und musterte die anderen Ratsmitglieder der Reihe nach. „Ich habe mich dafür entschieden, weil ich tatsächlich glaube, dass ich Erfolg haben könnte. Es besteht Hoffnung für das Volk von Fativa und auch für Rajatshas. Ich will beiden helfen. Deshalb werde ich noch heute Abend Kontakt zu Rajatshas aufnehmen. Wenn er es zulässt werde ich sobald wie möglich in den Palast zurückkehren und dort meinen Posten als Prinzessin von Fativa und Beraterin des Königs einnehmen.“
Amjen lächelte zufrieden. Malyn betrachtete Yanna, die Stirn in Falten gelegt. Thoran wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel, stand auf und umarmte seine Enkelin. „Ich bin so stolz auf dich“, flüsterte er und drückte sie noch fester an sich. „Wenn es Hoffnung für Rajatshas gibt, dann wirst du einen Weg finden, aus ihm einen besseren Menschen zu machen.“
Yanna hoffte von Herzen, dass er Recht hatte.
Kapitel 12
Wie jeden Morgen der letzten Wochen wurde Yanna durch das Geräusch der sich öffnenden Türe geweckt. Sie lauschte den Schritten, die durch ihr Zimmer trippelten.
Sonnenschein fiel durch das Fenster und Yanna blinzelte.
„Guten Morgen, Prinzessin Dashamien“, lächelte die junge Zofe namens Cailyn. „Ich hoffe, Ihr hattet eine angenehme Nacht. Darf ich Euch beim Ankleiden behilflich sein?“
Yanna lächelte schief und schüttelte den Kopf. Seit sie hier war hatte Cailyn jeden Morgen um dieselbe Zeit ihr Zimmer betreten und ihr daraufhin angeboten, ihr beim Anziehen zu helfen. Jedes Mal hatte Yanna abgelehnt, doch davon ließ sich die Zofe nicht entmutigen.
„Wie Ihr wünscht“, sagte das junge Mädchen gut gelaunt und machte Anstalten, das Zimmer zu verlassen.
„Einen Moment“, hielt Yanna sie zurück. „Sitzt der König schon bei Tisch?“
„Ja, aber macht Euch keine Sorgen. Er wartet auf Euch.“ Damit schlüpfte sie durch die Tür und schloss diese fast geräuschlos hinter sich.
Einen Moment lang starrte Yanna an die hohe, geweißte Decke. Sie war ihr zuwider, ebenso wie der ganze Raum. Sie vermisste ihr Zimmer in dem alten Haus im Wald, wo alles klein, gemütlich und vertraut war. Obwohl sie nun schon seit Monaten hier wohnte, hatte sich ihre Abneigung gegen die Räumlichkeiten seit dem ersten Tag nicht geändert.
Seufzend stieg Yanna aus dem Bett. Sie wollte Rajatshas nicht unnötig warten lassen.
„Dieses Kleid steht dir ausgezeichnet.“ Rajatshas lächelte sie voller Wärme an, als sie den Speisesaal betrat.
„Das sagst du jeden Morgen und zu jedem Kleid“, bemerkte Yanna, doch
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