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Götterbund (German Edition)

Götterbund (German Edition)

Titel: Götterbund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Winter
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was du willst?“, fragte Malyn scharf. „Eine Entschuldigung? Dafür, dass ich nicht wollte, dass du erfährst, dass deine Seele auf außergewöhnliche Art und Weise mit der eines grausamen Herrschers verbunden ist? Dafür, dass ich nicht wollte, dass du in diesen Gewissenskonflikt gestürzt wirst, der dein ganzes Leben verkompliziert?“ Er trat ans Bett und starrte auf Yanna herab. „Lass mich dir eine Frage stellen: Als Rajatshas dich gebeten hat, bei ihm zu bleiben, gab es da nicht einen Teil in dir, der genau das wollte?“
    „Doch“, sagte Yanna leise. „Und du hast Recht: Es ging mir besser, als ich noch nichts von den Zwillingsseelen wusste. Aber es ist nicht deine Aufgabe, mich zu beschützen, Malyn.“
    „Ach nein?“, fragte er leise. „Freunde müssen sich also gegenseitig alles erzählen, aber beschützen dürfen sie sich nicht?“
    Der Ratsvorsitzende begann, im Zimmer auf und ab zu marschieren. „Du wirfst mir vor, ich würde dich nicht verstehen. Dabei bist du diejenige, die nichts begreift. Solange du nichts von den Zwillingsseelen wusstest, warst du sicher. Aber mir war klar, dass du, wenn du die Wahrheit erfahren solltest, hinaus zu Rajatshas streben würdest. Wie hätte ich das zulassen können?“
    „Ich verstehe, dass du mich nur schützen wolltest. Das verstehe ich wirklich.“ Yanna seufzte. Was sie hier tat erinnerte sie an den Versuch, einem von Geburt an blinden Mann einen Regenbogen zu beschreiben.
    „Und ich verstehe, dass ich trotzdem kein Recht hatte, dir deine Identität vorzuenthalten.“
    Yanna hob den Kopf.
    „Es tut mir leid.“
    Sie musste grinsen. Ein beinahe historischer Moment, der sich gerade ereignet hatte. Schade, dass Ehliyan nicht dabei gewesen war. „Danke.“
    „Gern geschehen.“ Malyn stand auf. „Ich werde jetzt Ehliyan holen. Zwar bin ich noch immer der Meinung, dass meine Geheimnisse niemanden etwas angehen, aber du wirst es ihm ja ohnehin nicht verschweigen können.“ Malyn war schon an der Tür, da fiel Yanna noch etwas ein. „Hast du damals wirklich Rajatshas’ Erinnerungen manipuliert?“
    Zögernd wandte sich der Ratsvorsitzende zu ihr um. „Es sieht danach aus, ja.“
    „Also war es keine Absicht?“
    Malyn schien kurz über seine Antwort nachzudenken, dann sagte er: „Absicht war es schon. Ich wollte nicht, dass Rajatshas sich an deine Flucht erinnern kann. Sonst hätte Schelash wahrscheinlich irgendwann herausgefunden, dass du noch lebst.“
    „Du kannst also tatsächlich die Erinnerungen anderer Menschen beeinflussen!“
    „Ja und nein.“ Wieder rang Malyn nach Worten. „Die Wahrheit ist, dass ich nichts kann. Ich habe keine besonderen Fähigkeiten, die ich nach Belieben einsetzen könnte. Aber manchmal passieren Dinge, die ich genauso gewollt habe. Das mit Rajatshas’ Erinnerungen war also mehr ein Versehen, wenn du so willst. Genauso, wie das mit deinen Erinnerungen.“
    „Meine… ?“ Dann verstand Yanna plötzlich. „Die Erinnerungen an meine Kindheit im Palast!“
    Malyn nickte. „Ich dachte, dass es für dich sicher leichter wäre, wenn du die ersten paar Jahre deines Lebens vollständig vergessen könntest. Und plötzlich wusstest du tatsächlich nichts mehr. Eigentlich ist es mehr ein Fluch als eine Gabe.“
    „Kannst du noch mehr?“
    Malyn zuckte mit den Achseln. „Ich weiß es nicht. Meine Mutter erzählte mir einst, dass selbst die Götter nicht wüssten, über welche Fähigkeiten ich möglicherweise noch verfüge.“ Er streckte die Hand nach der Tür aus, dann hielt er inne und sah Yanna noch einmal an. „Auch ich habe eine Frage: Was hattest du bei Shaquess zu suchen?“
    „Ich wollte mich bei ihm bedanken.“
    Malyn hob die Augenbrauen.
    „Mach dir keine Sorgen. Shaquess stellt keine Gefahr für mich dar. Er hat mich aus dem Kerker befreit, schon vergessen?“
    „Sicher nicht“, sagte Malyn langsam. „Weißt du, warum er dir geholfen hat?“
    „Als ich im Kerker saß, hat jemand versucht, mich zu vergiften. Shaquess glaubte, dass es ein Fanatiker war und fand wohl, dass es für mich im Palast nicht mehr sicher wäre. Zumindest hat er mir das gesagt.“
    „Jemand hat versucht, dich zu töten? Und das erzählst du erst jetzt?“
    „Ich lebe ja noch. Dank Shaquess übrigens, denn er hat mich gerettet. Ohne ihn wäre ich wahrscheinlich an der Vergiftung gestorben.“
    Malyn setzte gerade zu einer Erwiderung an, da ertönte plötzlich ein ferner Glockenschlag.
    Yannas Hände krallten sich in Malyns

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