Götterbund (German Edition)
Ankündigung ansehen. Mein Bruder ist auch da.“ Sie drehte sich suchend um. „Da kommt er.“
Yanna folgte Emylas Blick. Im nächsten Moment sah sie ihn ebenfalls. „Xano!“
„Schön, euch wieder mal zu treffen.“ Mit einer Kopfbewegung beförderte Xano sein glattes, braunes Haar aus dem Gesicht und lächelte Yanna an.
„Was macht ihr hier?“, fragte Ehliyan abermals. „Ihr braucht für den Weg in die Hauptstadt mindestens doppelt so lange wie wir. Normalerweise tut ihr euch das doch nicht an.“
„Lahlia hat uns erzählt, was los ist.“ Emylas helle Augen richteten sich auf Yanna. „Stimmt es, dass du im Kerker gesessen hast?“
Unsicher blickte Yanna von Emyla zu Xano und schließlich zu Ehliyan. Lahlia, die im Rebellenrat saß, war Xanos und Emylas Großmutter. Wie viel hatte sie den beiden erzählt?
„Das ist eine lange Geschichte“, knurrte Ehliyan in diesem Moment. „Darüber sollten wir später reden. Seht nur: Rajatshas.“
Yannas Kopf schnellte herum. Der König war am Palasteingang erschienen. Sie stand zu weit entfernt, als dass sie den Ausdruck in seinen Augen hätte erkennen können, doch seine Gesichtszüge wirkten noch härter als sonst.
„Alles in Ordnung?“, flüsterte Xanos Stimme hinter ihr.
Yanna nickte nur und lehnte sich leicht an ihn. Es tat gut, eine vertraute Person bei sich zu haben. Eine vertraute Person, die ihr nicht die ganze Zeit Vorwürfe machte. Sie dachte wehmütig an früher. Schon als sie noch sehr klein gewesen war, hatte sie Xano und Emyla oft auf deren kleinem Anwesen besucht. Auch sie waren in eine Rebellenfamilie hineingeboren worden und hatten früh erkannt, dass es für sie kaum eine andere Option gab, als später selbst aktiv in der Organisation mitzuwirken. Die drei hatten ihre Sorgen geteilt und gemeinsam ihre Kampfausbildung durchlebt. Wobei die eigentliche Freundschaft zwischen ihr und Xano bestanden hatte. Als dann Ehliyan dazu gekommen war, hatten sie kaum noch etwas zu viert unternommen. Sie hatte sich an Xano gehalten, Ehliyan an Emyla.
„Volk!“ dröhnte in diesem Moment Rajatshas’ Stimme über den Platz. Kein einziger der über tausend Menschen wagte es, den Blick abzuwenden. Es herrschte Totenstille.
„Ich habe etwas zu verkünden.“ Er machte eine kunstvolle Pause. „Die letzten Tage habe ich damit verbracht, drei neue Gesetze zu erarbeiten. Diese werden dabei helfen, Fativa sicherer zu machen.“
Unruhig sah Yanna zu Ehliyan. Der sah besorgt zurück. Kalte Schauer liefen Yannas Rücken hinunter, als sie sich an Shaquess’ Worte erinnerte. „Ich befürchte, dass auch das Volk Rajatshas’ schlechte Stimmung bald zu spüren bekommen wird.“
„Erstens: Ab sofort werden in ganz Fativa Listen ausgehängt. Auf diesen Listen findet ihr Name und Beschreibung all derjeniger, die Verrat begangen haben und offiziell gesucht werden.“
Yanna runzelte die Stirn. Die Liste der Gesuchten sollte öffentlich gemacht werden?
„Zweitens: Ihr seid angehalten, euch diese Listen jeden Tag aufs Neue anzusehen und einzuprägen. Solltet ihr eine der gesuchten Personen sehen, ist es eure Pflicht, dies sofort einem Gardisten zu melden. Tut ihr das nicht, macht ihr euch zu Mittätern und es droht euch ebenfalls die Todesstrafe. Drittens: Rebellen und andere Staatsverräter werden ab sofort öffentlich hingerichtet. Dieses Ereignis wird durch vier Glockenschläge angekündigt.“
In Yannas Ohren rauschte es. Ihr Blick suchte Ehliyans. Der junge Mann war ungesund blass.
„Ich werde die aktuelle Liste der Gesuchten nun verlesen“, fuhr Rajatshas fort.
Yanna versuchte, ihre Atmung zu beruhigen, doch das schlechte Gefühl ließ sich nicht abschütteln. Sie spürte, dass etwas nicht in Ordnung war.
„Malyn Tayonar.“
Malyns Name auf der Liste war nichts Neues. Trotzdem fröstelte Yanna. Schützend schlang sie die Arme um sich selbst.
„Lyza Levira. Ehliyan Avataras.“
Yannas Herzschlag setzte für einen Moment aus. Und dann hörte sie etwas: Ein entferntes Echo von Rajatshas’ Stimme. Deine Familie beginnt, auseinander zu brechen, Dashamien.
Sie starrte zu Rajatshas hoch, suchte nach einem Hinweis darauf, dass er sie entdeckt hatte. Doch der König fuhr nur weiter fort, die Namen auf der Liste zu verlesen.
„Kommt schon!“
Erst jetzt bemerkte Yanna, dass sie am Arm gezogen wurde.
„Wir müssen hier weg, bevor die Listen mit den Beschreibungen ausgehängt werden und jemand Ehliyan erkennt!“ Xano zerrte Yanna durch die
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