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Götterbund (German Edition)

Götterbund (German Edition)

Titel: Götterbund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Winter
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Menschenmenge in Richtung Treppe.
    Hatte Rajatshas das wegen ihr getan? Hatte er Ehliyan auf die Liste der Gesuchten gesetzt, weil er wusste, dass sie mit ihm befreundet war? Yannas Blick schweifte zu dem jungen Mann, der vor ihr lief. Er schien noch nicht ganz realisiert zu haben, was gerade geschehen war. Leer vor sich hinstarrend ließ er sich von Emyla durch die Straßen der Hauptstadt ziehen.
    „Woher weiß er das?“, fragte Xano plötzlich an Yannas Ohr. „Woher weiß er, dass Ehliyan ein Rebell ist.“
    Yanna zuckte mit den Achseln. Weder hatte sie das Recht noch war sie im Augenblick in der Stimmung dazu, Ehliyans Geheimnis auszuplaudern.
    „Ist es nicht seltsam?“, fuhr Xano mit nachdenklicher Stimme fort. „Wir dachten, alles würde besser werden, wenn nur Schelash tot wäre. Stattdessen wird es schlimmer.“
    Ob Xano überhaupt noch das Wort an sie richten würde, wenn er wüsste, dass Rajatshas’ Grausamkeit ihre Schuld war? Wenn er wüsste, dass sie mit diesem Herrscher verbunden war? Und er nun, da sie ihn abgewiesen hatte, seinen Schmerz an Unschuldigen ausließ?
    Yanna warf Xano einen prüfenden Blick zu. Er sah aus blauen, verständnisvollen Augen zurück. Wahrscheinlich würde er sie tatsächlich noch genauso ansehen. Selbst, wenn sie ihm all diese Dinge erzählen würde. Er war eben Xano. Niemals würde er irgendjemanden für irgendetwas verurteilen, selbst wenn er es nicht verstand. Vielleicht war es das, was sie früher an ihm so anziehend gefunden hatte. Egal, was sie ihm auch anvertraute, er hatte stets zugehört und sie, wenn nötig, getröstet. Ganz anders als Ehliyan, der es nie schaffte, seine eigene Meinung zurückzuhalten.
    „Ich sehe, dass es dir nicht gut geht, Yanna“, flüsterte Xano.
    Die junge Frau warf einen Blick auf Emyla und Ehliyan, doch die beiden gingen ein ganzes Stück vor ihnen und befanden sich außer Hörweite.
    „Möchtest du darüber reden?“
    Für einen Moment zog Yanna in Erwägung, Xano alles zu erzählen. Dann verwarf sie den Gedanken. Sie schüttelte lächelnd den Kopf. „Es geht mir gut. Trotzdem danke.“ Sie sah keinen Sinn darin, jemanden wie Xano von ihren Problemen zu berichten. Jemandem, der sie ohnehin nur mitleidig ansehen und sie in allem, was sie sagte, bestätigen würde. Sie wusste, dass Xano es nicht verstand und sich nicht einmal bemühen würde, zu verstehen. Er würde ihr Trost spenden, sonst nichts. Doch das war es nicht, was sie brauchte. Sie wollte jemanden, der ehrlich an ihren Problemen interessiert war, ihr zuhörte und seine eigene Meinung beisteuerte, ohne Yanna zu verurteilen. Unwillkürlich kam ihr Shaquess in den Sinn.
    „Ihr solltet uns mal wieder besuchen. Es ist lange her.“
    Yanna nickte abwesend. Sie hatten den Stadtrand erreicht und schlugen den engen Waldpfad ein, der zu ihrem Haus führte. Mit ein paar schnellen Schritten holte sie zu Emyla und Ehliyan auf. „Ist schon gut“, sagte sie zu der anderen Frau. „Ihr müsst wegen uns keinen Umweg machen. Wir schaffen den Rest des Weges alleine. Geht ruhig.“
    „Sie hat Recht.“
    Erstaunt blickte Yanna Ehliyan an. Seine Augen strahlten noch immer eine gewisse Leere aus, doch er schien endlich ins Hier und Jetzt zurückgekehrt zu sein.
    „Geht nach Hause. Wir kommen euch demnächst mal wieder besuchen.“
    Xano und Emyla sahen sich unschlüssig an. Dann nickten sie zögernd.
    „Gut.“ Emyla umarmte Ehliyan zum Abschied.
    Xano lächelte Yanna an. „Mach dir keine Sorgen. Es kommt alles wieder in Ordnung.“ Dann drehten sich die beiden um und verschwanden im Wald.
    „Alles in Ordnung?“, fragte Yanna.
    Ehliyan starrte sie aus zornigen Augen an. „Alles in Ordnung? Ist das dein Ernst?“ Und er stampfte an ihr vorbei.
     
    Yanna lief einen Waldweg entlang. Sie wusste nicht, wohin er führte. Wusste nicht, was das Ziel war. Doch sie ging weiter. Neben ihr lief Ehliyan. Er sah sie nicht an, hatten den Blick geradeaus in die Ferne gerichtet.
    Es war seltsam ruhig in dem sonst so lebendigen Wald. Yanna hörte weder Vögel, die sangen, noch Blätter, die im Wind raschelten.
    Dann sah sie plötzlich etwas. Am Ende des Weges stand ein Haus. Es war ein kleines, doppelstöckiges Anwesen, mit einer blau gestrichenen Tür und weißen Vorhängen vor den Fenstern. Yanna kannte dieses Anwesen. Xano und Emyla wohnten darin, zusammen mit ihrer Großmutter.
    Als Ehliyan und sie sich dem Haus näherten, öffnete sich die Tür. Emyla und Xano traten heraus.
    Ehliyan stürmte

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