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Götterbund (German Edition)

Götterbund (German Edition)

Titel: Götterbund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Winter
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Unterton, „wenn sie tatsächlich auf Seiten der Rebellen steht und nicht auf der von König Rajatshas – wieso sollte sie dann zögern?“
    Yanna sah aus den Augenwinkeln, wie Niquos zustimmend nickte.
    „Ihr scheint das nicht nachvollziehen zu können“, sagte Thoran ruhig. „Rajatshas ist trotz allem ihre Zwillingsseele.“
    „Und wenn schon. Hier geht es um das Wohl unzähliger Menschen“, hielt Debrana dagegen.
    „Als ob es dir um das Wohl der Menschen geht!“, brach es aus Yanna heraus. „Dir geht es nur darum, dass es nach Rajatshas’ Tod ein Mitglied der Königsfamilie weniger geben wird. Dann müsst ihr euren Mordanschlag auf mich nur wiederholen und endlich habt ihr euer Ziel erreicht!“
    Yanna sah, wie Debrana etwas erwidern wollte, doch in diesem Moment erhob Malyn die Stimme. „Es ist besser, wenn du nun gehst“, sagte er ruhig und blickte der Fanatikerin fest in die Augen. „Alles Weitere werden wir unter uns klären.“
    „Es war meine Idee!“, fauchte Debrana. „Ich habe ein Recht zu erfahren, wie ihr euch entscheidet.“
    „Und das wirst du. Sei versichert, dass ich dich von unserem Entschluss in Kenntnis setzen werde.“
    Zähneknirschend erhob sich Debrana von ihrem Platz. Sie warf Yanna einen letzten, finsteren Blick zu, bevor sie den Raum verließ.
    Kaum war die Tür hinter ihr zugefallen atmete Yanna auf. Mit einem Mal fühlte sie sich um einiges wohler in diesem Raum.
    „Wahrscheinlich hast du Recht, was Debrana anbelangt“, wandte sich nun Malyn an sie. „Ihr geht es wahrscheinlich tatsächlich allein um die Ausrottung der Königsfamilie.“
    „So war es schon immer und so wird es immer sein“, seufzte Amjen. „Trotzdem ist Rajatshas gefährlich, noch gefährlicher als seine Mutter es war. Wir müssen etwas unternehmen.“
    Yanna musterte den blonden Mann, der nicht viel älter als Malyn war. Sie kannte ihn nicht gut, hatte ihn nur einige Male zufällig gesehen, wenn er das Haus zu den Ratsversammlungen betreten hatte.
    Amjen hielt ihrer Musterung stand, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Yanna hatte nur Positives über ihn gehört. Sowohl Malyn als auch Thoran beschrieben ihn als einen zurückhaltenden, aber aufrichtigen, rechtschaffenen Mann.
    „Malyn und Thoran haben uns von deiner derzeitigen Beziehung zu Rajatshas berichtet“, sagte er freundlich. „Natürlich verstehe ich, dass es dir äußerst schwer fallen muss, in dieser Sache eine Entscheidung zu treffen.“
    Niquos schnaubte.
    Auch über ihn hatte Yanna durch Malyn und Thoran einiges erfahren. So wusste sie, dass es am klügsten war, ihn einfach zu ignorieren.
    „So ist es nicht“, widersprach sie Amjen. „Rajatshas hat vor wenigen Tagen zwei meiner ältesten Freunde hingerichtet. Ich will seinen Tod.“
    „Dann ist es also beschlossen!“, jubilierte Niquos.
    „Lass sie ausreden!“, fauchte Malyn.
    Amjen lächelte. „Aber?“
    „Ich wünsche mir, dass Rajatshas stirbt“, wiederholte Yanna langsam, weil sie wissen wollte, ob ihre eigenen Worte irgendetwas in ihr auslösten. Sie hielt einen Moment inne und horchte in sich hinein. Nichts. Der Gedanke an Rajatshas’ Tod berührte sie nicht im Mindesten. Doch Yanna wusste, dass es sich hierbei um einen Trugschluss handelte. Der Teil in ihr, der Rajatshas brauchte wie die Luft zum Atmen, war nicht verschwunden. Sie hatte nur den Kontakt zu ihm verloren. Vielleicht für immer. Vielleicht auch nur vorübergehend. „Ich weiß nicht, ob ich es tun kann. Der Teil in mir, der mit Rajatshas verbunden ist, will, dass er lebt. Außerdem… “ Sie stockte.
    „Außerdem?“, fragte Amjen.
    „Ich weiß nicht, was mit mir passieren würde, wenn Rajatshas tatsächlich sterben sollte.“ Sie zögerte, weil sie nicht wusste, wie sie ihre Befürchtung in Worte fassen sollte.
    „Heißt das, du denkst, du könntest mit ihm sterben?“, fragte Niquos ungläubig.
    „Das ist Unsinn!“, ereiferte sich auch Malyn. „Ihr seid geistig verbunden, nicht körperlich. Davon, dass ihr ohne einander nicht leben könnt, war niemals die Rede.“
    „Das meinte ich auch nicht“, sagte Yanna unwirsch. Es war zwecklos, dem Rat ihre Ängste erklären zu wollen. Sie wussten nicht, wie es sich anfühlte, eine Zwillingsseele zu haben. Wie es war, jemandem, den man nicht einmal richtig kannte, den man verabscheute und hasste, so unendlich nah zu sein. Sich den Tod eines Menschen zu wünschen und gleichzeitig fürchten zu müssen, dass das Leben ohne ihn keinen Sinn mehr haben

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