Götterbund (German Edition)
gutmachen.“
Yanna seufzte. „Weißt du was? Im Grunde ist mir egal, was mit ihm los ist.“ Sie sah wieder Xano, Emyla und Lahlia vor sich, wie sie auf dem Podest gestanden hatten. Hilflos, dem Tode geweiht. Sie erinnerte sich an Xanos Lächeln, als er sie in der Menge erblickt hatte. Plötzlich verstand sie nicht mehr, wie sie sich über Malyn überhaupt hatte Sorgen machen können. Wen kümmerte es, ob er über sie und Shaquess Bescheid wusste? Wen kümmerte es, ob er darüber schwieg, diskutieren wollte oder sie der Rebellenorganisation verwies?
„Das Leben muss weiter gehen“, sagte Ehliyan so leise, dass Yanna erst glaubte, es sich eingebildet zu haben. „Wir sind es ihnen schuldig, weiter zu machen.“
Yanna schluckte. Tränen sammelten sich in ihren Augen.
„Also versprich mir, dass du nichts Dummes tun wirst. Und versprich mir, dass du nicht zulässt, dass Malyn dich der Rebellenorganisation verweist.“ Ehliyans Stimme klang belegt. Er fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen.
„Ich verspreche es.“
Die nächsten Tage schienen Ehliyans Theorie Recht zu geben. Malyn sprach zwar kaum mit Yanna, aber wenn er es tat, war er stets freundlich zu ihr und erwähnte Shaquess mit keinem Wort. Da auch Thoran sie nicht darauf ansprach, konnte das nur bedeuten, dass Malyn das Geheimnis tatsächlich für sich behalten hatte. Trotzdem konnte sie keine Ruhe finden. Es war nicht die Art des Ratsvorsitzenden, mit seiner Meinung hinter dem Berg zu halten.
„Gewöhn dich einfach daran, dass Malyn sich ab jetzt aus deinen Angelegenheiten heraushält“, riet Ehliyan, als sie eines Abends unten am Tisch saßen und darauf warteten, dass die Ratsversammlung enden würde.
„Wie soll ich mich daran gewöhnen? Das ist einfach nicht Malyns Art. Ich wünschte, er würde mich zur Rede stellen und anschreien. Dann könnte ich mich rechtfertigen und ihm erklären, dass ich nicht nur ein dummes, naives Mädchen bin, das sich von einem charismatischen Taissin ausnutzen lässt.“
Ehliyan hob zweifelnd die Augenbrauen.
„Yanna?“
Sie und Ehliyan drehten die Köpfe.
Malyn war auf der Treppe erschienen, die Augen fest auf die junge Frau gerichtet. „Komm bitte nach oben.“
Yanna blinzelte verwirrt. „Ist die Versammlung schon vorbei?“
„Nein.“
Yanna gefror das Blut in den Adern. Hatte Malyn es sich anders überlegt und die anderen Ratsmitglieder von ihren Treffen mit Shaquess in Kenntnis gesetzt? Würden sie ihr nun ihren Ausschluss aus der Rebellenorganisation verkünden?
„Was hat das zu bedeuten?“, fragte Ehliyan alarmiert.
Malyn ignorierte ihn. „Der Rat will dich sehen, weil er ein Anliegen an dich hat. Komm jetzt.“
Ein Anliegen? Das hörte sich nicht danach an, als würde ihr ein Verweis drohen. Sie erhob sich mechanisch. Wenn sie herausfinden wollte, was hier vorging, musste sie Malyns Aufforderung Folge leisten.
„Kann ich mitkommen?“ Ehliyan war ebenfalls aufgesprungen.
Malyn schüttelte den Kopf.
Yanna warf Ehliyan einen letzten, besorgten Blick zu, bevor sie dem Ratsvorsitzenden nach oben folgte.
„Worum geht es?“, fragte sie, als sie mit Malyn vor der verschlossenen Tür zu dem Zimmer stand, in dem die Versammlung abgehalten wurde.
„Das wirst du gleich erfahren.“ Malyns Hand griff nach der Tür, doch Yanna hielt sie fest. Eindringlich sah sie in die braunen Augen. „Geht es um Shaquess?“ Sie musste es einfach wissen.
Malyns Züge verhärteten sich. „Nein.“
Yanna atmete auf. Im nächsten Moment hatte der Ratsvorsitzende die Tür geöffnet und die junge Frau hindurch geschoben.
Vier Augenpaare richteten sich auf sie.
Malyn schloss die Tür hinter ihnen und setzte sich neben Thoran an den runden Tisch. Schweigen breitete sich im Raum aus.
Yanna wartete und musterte die Anwesenden. Sie kannte Niquos und Amjen, doch außer Malyn und Thoran saß da noch eine fünfte Person. Eine Frau mit langem, schwarzem Haar, welches ihr attraktives Gesicht in sanften Wellen umspielte. Yanna war sich sicher, diese Frau noch nie gesehen zu haben. Trotzdem kam sie ihr bekannt vor. Ob sie diejenige war, die Lahlias Platz im Rat eingenommen hatte? Weder Malyn noch Thoran hatten etwas von einem neuen Ratsmitglied erzählt.
„Wie ich dir schon sagte, haben wir ein Anliegen an dich“, ergriff Malyn das Wort. Sein Blick wanderte von Yanna zu der dunkelhaarigen Fremden. „Debrana, erkläre ihr, wer du bist und was du willst.“
Debrana? Yanna hatte diesen Namen noch nie
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