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Götterbund (German Edition)

Götterbund (German Edition)

Titel: Götterbund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Winter
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Ehliyan das erzählte, doch hatte das Bedürfnis, sich zu erklären. „Ich war bei der Hinrichtung und spielte mit dem Gedanken, einen Befreiungsversuch zu wagen.“
    „Bist du verrückt? Wie konntest du auch nur darüber nachdenken? Da waren doch sicher hundert Gardisten anwesend!“
    Yanna nickte. „Ich habe nicht darüber nachgedacht, ich wollte einfach etwas tun. Shaquess konnte mich gerade noch rechtzeitig davon abhalten. Danach stand ich eine zeitlang komplett neben mir. Shaquess hat mich mit zu sich nach Hause genommen, bis ich mich ein wenig gefangen hatte. Deshalb war ich dort.“
    Ehliyan musterte sie einen Moment lang nachdenklich, dann nickte er. „Aber nur, weil er einmal etwas richtig gemacht hat, bedeutet das nicht, dass ich ihn auf einmal leiden kann. Was findest du nur an ihm?“
    „Er versteht mich“, sagte Yanna leise. „Er ist für mich da und er macht mir keine Vorwürfe.“
    Ehliyan presste die Lippen aufeinander. „Im Gegensatz zu mir, willst du sagen.“
    Yanna realisierte erst jetzt, wie das in Ehliyans Ohren geklungen haben musste. Sie schüttelte den Kopf. „Du hast jedes Recht, wütend auf mich zu sein. Ich bin daran schuld, dass Rajatshas Xano und Emyla hingerichtet hat. Ich kann deinen Zorn sehr gut nachvollziehen.“
    Aufgebracht starrte der junge Mann sie an. „Ich bin wütend auf dich, weil du Rajatshas so nah stehst, weil du dich mit Shaquess triffst und weil ich meine Wut an irgendjemandem auslassen muss. Du kennst mich doch! Ich habe es nicht so gemeint, als ich sagte, dass du an der Hinrichtung schuld bist. Wie konntest du meine Worte ernst nehmen?“
    „Weil es wahr ist!“
    „Du kannst überhaupt nichts dafür! Es ist nicht deine Schuld, dass Rajatshas auf deine Ablehnung so reagiert hat. Das konntest du nicht ahnen. Und du wusstest auch nicht, dass er in deine Träume eindringen kann. Und selbst wenn: Seit wann kann man beeinflussen, von wem oder was man träumt?“
    Yanna schüttelte stumm den Kopf. Sie wollte glauben, dass Ehliyan Recht hatte. Wollte sich von der schrecklichen Schuld befreien, die wie eine zentnerschwere Last auf ihr lag. Aber warum hatte sie in jener Nacht ausgerechnet von Xano und Emyla träumen müssen? Warum hatte sie nicht gründlicher nachgedacht, bevor sie Rajatshas zurückgewiesen hatte? Wieso musste ausgerechnet sie Dashamien und damit die Zwillingsseele des Königs sein?
    Ehliyan zog sie an sich.
    Yanna wollte sich befreien, doch der junge Mann hielt sie eisern fest. Die Tränen kamen so plötzlich, dass Yanna sie nicht zurückhalten konnte. Sie ließ ihren Kopf gegen Ehliyans Schulter sinken.
    „Ich weiß“, murmelte er, während er sie festhielt und ihr über den Rücken strich. „Ich weiß.“
     
    Als sie wenig später das Haus betraten, sog Ehliyan scharf die Luft ein.
    Im nächsten Augenblick begriff Yanna, wieso. Malyn saß am Tisch und sah ihnen entgegen. „Wo warst du?“, fragte er ruhig.
    Unsicher blickte Yanna zu Ehliyan, der nur ratlos mit den Schultern zuckte. „Ich war bei der Hinrichtung.“
    Der Ratsvorsitzende nickte nachdenklich. „War es sehr schlimm?“
    Yanna nickte. „Aber ich bin nicht bis zum Ende geblieben. Ich habe nicht alles gesehen.“ Yanna schluckte und wappnete sich innerlich gegen die Frage, wo sie nach der Hinrichtung gewesen war.
    Doch Malyn nickte nur abermals und wandte dann den Blick ab. „Das ist gut“, sagte er leise.
    Yanna und Ehliyan starrten sich an.
    Der junge Mann fing sich als erstes wieder. Er packte Yanna am Arm und zog sie die Treppe hoch.
    „Du hast doch gesagt, dass er über mich und Shaquess Bescheid weiß!“
    „Das stimmt ja auch!“ Ratlos strich sich Ehliyan durch sein unordentliches Haar. „Ich habe keine Ahnung, was in ihn gefahren ist. Aber du solltest froh sein. Anscheinend will er weder über die Sache mit Shaquess diskutieren, noch dich der Rebellenorganisation verweisen. Wenn du Glück hast, verrät er es nicht einmal Thoran.“
    „Wahrscheinlich will er mich nur abfangen, wenn ich allein bin und am wenigsten damit rechne. Niemals wird Malyn es einfach so hinnehmen, dass ich mich mit Shaquess treffe.“
    „Vielleicht hat er immer noch ein schlechtes Gewissen, weil er dir deine Identität solange verheimlicht hat.“
    „Er hatte deshalb nie ein schlechtes Gewissen.“
    „Vielleicht hat er es einfach nicht gezeigt. Was ihm aber ganz sicher leidtut, ist, dass er zum Teil schuld daran war, dass du im Kerker sitzen musstest. Vielleicht will er das jetzt wieder

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