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Götterdämmerung

Götterdämmerung

Titel: Götterdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Nobelpreisträgers fehlt ihm auch.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass er so gut wie Dad sei«, gab sie zurück. »Also schön, fast so gut.«
    »Wer sagt mir, dass du mich nicht einfach von deinem Vater ablenken willst und dieser Mears nur ein Köder dafür ist?«, fragte Neil und wusste selbst nicht, ob er es ernst meinte.
    »Du bist der Journalist«, sagte Beatrice, eher belustigt als beleidigt. »Finde es heraus.«
    »Sag mal, forscht dein Vater immer noch über Erbanlagen? Das war doch einmal sein Spezialgebiet.«
    »Über die Arbeit meines Vaters kann ich nicht sprechen«, erwiderte sie sehr ernst.
    »Dann habe ich noch zwei Fragen. Du leidest unter irgendeiner Form von Lichtallergie, stimmt’s?«
    Sie nickte. Die letzte Spur eines Lächelns war aus ihrem Gesicht gewichen, und er bedauerte es; sie hatte ein Lächeln, dass man unwillkürlich erwidern wollte. Jetzt, da er die Bestätigung hatte, kam es ihm auf einmal völlig unwahrscheinlich vor. Natürlich gab es mit Sicherheit unterschiedliche Formen, aber er konnte sich an Matts Mutter erinnern, die an einer ähnlichen Krankheit gelitten und selbst elektrisches Licht schwer hatte ertragen können. Beatrice war nicht nur ständig elektrischem Licht ausgesetzt, sondern arbeitete auch noch dauernd vor Computerbildschirmen. Sollten die Strahlen der Sonne wirklich einen solchen Unterschied ausmachen?
    Andererseits hatte er auch nicht das Gefühl, dass sie ihn anlog, und er wollte sie nicht durch Skepsis in so einem persönlichen Punkt kränken.
    »Die zweite Frage«, sagte Neil daher, »hat rein gar nichts mit medizinischen Themen zu tun. Du siehst einen Vater in Not vor dir, der seine Kinder an diesem Wochenende versetzen musste. Für meine Tochter habe ich schon etwas, aber kannst du mir ein Mitbringsel für meinen Sohn empfehlen, das von seiner Mutter nicht als zu gefährlich qualifiziert wird?«
    Darüber, dass er sich am nächsten Tag am Lake Hood ein Wasserflugzeug mieten wollte, um zumindest von oben einen Blick auf das Laborgelände zu werfen, sagte er nichts.
     
    * * *
     
    ‹Betreff: Erklärung, bitte!
    Absender: [email protected]
    Empfänger: [email protected]
     
    Neil,
    was zum Teufel treibst du? Ich dachte, ich bekomme schon bald einen Bestseller über eine Zivilisationskrankheit von dir. Fährt man dazu nach Alaska? Eine Afrika-Reise würde ich da schon eher verstehen.›
     
    ‹Betreff: Abwarten…
    Absender: [email protected]
    Empfänger: Charles [email protected]
     
    Chuck,
    bitte vertrau mir. Ich bin einer echten Sensation auf der Spur. Jetzt, wo das Semester vorbei ist, habe ich auch wieder alle Zeit der Welt dafür.›
     
    ‹Betreff: Wichtig - nicht löschen
    Absender: [email protected]
    Empfänger: [email protected]
     
    Deirdre,
    damit du nicht wieder auflegst, wenn ich anrufe, versuche ich es schriftlich. Ich bin nächste Woche in Washington; kann ich dich und die Kinder dann ausführen, als Wiedergutmachung?
    PS Du kennst nicht zufällig jemanden in höherer Stellung beim Patentamt?›
     
    ‹Betreff: So leicht kommst du nicht davon…
    Absender: [email protected]
    Empfänger: [email protected]
     
    Neil,
    die Kinder wollen dich nicht sehen. Versuch es in drei Wochen, wenn Julie ihr Konzert hat. Aber versprich nicht vorher, dass du kommst, nur um es dann doch nicht einzuhalten. Was mich betrifft, ich sehe auch keinen Grund für ein Treffen mit dir. Und selbst, wenn ich Bekannte beim Patentamt hätte, würde ich sie mit Sicherheit nicht mit dir belasten. Hast du eine Ahnung, was du angerichtet hast mit dem Blödsinn, den du Clive Forsythe erzählt hast? Wenn ich nicht zufällig Matt getroffen hätte, wäre ich wohl nie dahintergekommen, wem wir die Panik in Sachen neuer Kontrollmaßnahmen zu verdanken haben. Deirdre›
     
    »Ich habe es gewusst«, sagte Ethan Giles kopfschüttelnd, als Neil mit einem Stoß voller Computerausdrucke bei ihm auftauchte. »Ich habe gewusst, dass ich Sie noch nicht los bin.«
    »Neil, ich bin so froh, Sie zu sehen«, unterbrach ihn Neil und versuchte Giles’ Tonfall zu treffen. »Neil, Sie waren ein echter Freund, das Red-Sox-Spiel, für das Sie mir die Karten geschenkt haben, war wirklich Klasse, und mein dröger Alltag beim MIT wird dadurch aufgehellt, dass Sie mich gleich jetzt bei Santino’s zum Essen einladen.«
    Er stellte seinen Karton mit den Ausdrucken auf Giles’ Schreibtisch ab und sah, dass die Mundwinkel des Arztes leicht

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