Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)
überlasse ich euch, aber sie sollte schon etwas robuster sein.«
»Und du bleibst mit all den Zivilisten hier?«, erkundigte sich Ortega stirnrunzelnd. »Das gefällt mir ganz und gar nicht, Ray, aber du bist der Kommandant …«
»Masao und Koenig sind keine Zivilisten, und das Schiff kann sich zur Not sogar selber helfen, also keine Widerrede!«, knurrte Farr strenger als beabsichtigt.
»Zu Befehl, Sir!« Ortega sprang auf und schlug die Hacken zusammen. Nur das Zucken ihrer Mundwinkel verriet, dass sie nicht ernsthaft verstimmt war.
Nachdem sie mit ihren Schützlingen die Zentrale verlassen hatte, gab der Kommandant noch einmal einen kurzen Situationsbericht und verteilte die anstehenden Aufgaben. Solange Gefahr im Verzug war, würden David Fisher und Koenig die Monitore der Außenkameras und die Ortungssysteme überwachen. Dem Waffenmeister oblag nicht nur die Organisation der Bewaffnung der Fahrzeuge, sondern auch die Einsatzbereitschaft der planetarischen Waffensysteme des Schiffes mit Ausnahme der Feldgeneratoren, für die Edward Chang zuständig war. Annie Lefevre kümmerte sich um die Proviantierung des Konvois, der aus zwei gepanzerten Mehrzweckfahrzeugen vom Typ »Tarn-Allig« sowie einem »Wiesel« als Führungsfahrzeug bestand. Dass Farr die Einsatzgruppe bereits mit dem ersten Allig vorgeschickt hatte, komplizierte ihre Aufgabe, war aber keineswegs als Vorgriff auf die geplante Marschordnung gedacht, die er schon vor Tagen mit Ortega abgestimmt hatte.
Pater Markus erhielt die Aufgabe, Annie beim Verstauen des Proviants zu unterstützen, während Koroljov für die mobile Ortungstechnik und die Kommunikation mit der Schiffsintelligenz verantwortlich zeichnete. Der Russe hatte schon im Vorfeld eine Art »Tochter-KI« in das Führungsfahrzeug integriert, die über eine permanente Engstrahlverbindung Kontakt zu Vera halten sollte.
Jedes Detail war seit Längerem akribisch geplant, nur hatten sie während der Vorbereitungen weder etwas von Morrisons Bio-Raumschiff gewusst noch von einer konkreten Bedrohung, wie sie durch den mutmaßlichen Abschuss der Drohne inzwischen gegeben war.
Dennoch war der Kommandant fest entschlossen, die Mission wie geplant weiterzuführen und sobald als möglich aufzubrechen. Allerdings hatte er absichtlich keinen verbindlichen Termin für den Abmarsch genannt, um im Bedarfsfall flexibel reagieren zu können. Vielleicht hatte Vera ja schon etwas herausgefunden …
Da sich inzwischen außer ihm selbst nur noch Pilot und Navigator auf der Brücke aufhielten, konnte er das auch gleich von hier aus klären. Farr wählte dennoch eine abgeschirmte Verbindung, um Vera zu kontaktieren.
»Hast du schon etwas herausgefunden, das uns weiterhilft?«
»Leider nichts Konkretes, was die Zerstörung oder den Defekt der Drohne anbetrifft. Die Videoaufnahmen zeigen bis zum Verbindungsabbruch nicht die geringste Auffälligkeit. Sicher ist allerdings nur, dass die Drohne nicht aus dem überwachten Areal heraus beschossen wurde.«
»Und was ist mit den Geräuschen und dieser seltsamen Musik?«
»Die unmittelbare Quelle ließ sich nicht ermitteln, aber sowohl das Motorengeräusch als auch die Musik kamen aus der Gegenrichtung und bewegten sich offenbar auf die Drohne zu.«
»Und du hast auch keine Theorie?«
»Allenfalls für das Motorengeräusch, dessen Frequenzspektrum auf eine bestimmte Art von Verbrennungsmotoren hinweist. Innerhalb der Föderation werden allerdings schon seit Jahrzehnten keine Kohlenwasserstoffe mehr zu Antriebszwecken verwendet.«
»Aber auf der alten Erde schon?«
»Allerdings, wobei die Musik noch deutlich älter ist. Sie stammt aus einem berühmten Opernzyklus und nennt sich ›Der Ritt der Walküren‹. Nur gab es zum Zeitpunkt ihres Entstehens noch keine Verbrennungsmotoren.«
»Wurden derartige Motoren seinerzeit vom Militär eingesetzt?«, wollte Farr wissen. »Möglicherweise auch für Fluggeräte?«
»Vermutlich ja, allerdings habe ich bis jetzt noch keine konkrete Zuordnung gefunden. Die Analysen sind ziemlich aufwendig.«
»Nehmen wir einmal an, es handelt sich tatsächlich um militärische Fluggeräte. Müsste die Hemera sie dann nicht orten können?«
»Schon, es sei denn der Gegner verfügt über Manipulationstechniken, die die Standardverfahren ins Leere laufen lassen.«
»Du meinst ein Tarnfeld wie das der Burgons?«
»Noch effektiver wäre ein minimaler Zeitversatz. Dann könnten wir die Angreifer weder orten noch sehen, bis sie in die
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