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Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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seltsamerweise verlor sich die Ungeduld, die Farr anfangs noch empfunden hatte, binnen kürzester Zeit. Über die Gründe konnte er nur spekulieren. Vielleicht war es die fehlende ALLNET -Anbindung, die ihn der Notwendigkeit enthob, diesen oder jenen Kontakt zu pflegen oder Dinge zu recherchieren, die ihn am Ende doch nicht weiterbrachten. Vielleicht war es auch das Fehlen eines Außenfensters, das ihm ohnehin nur einen immer gleichen Ausschnitt des Sternenhimmels hätte zeigen können. Wie angenehm war es dagegen, ein Buch in den Händen zu halten und gelegentlich die Augen zu schließen, um ganz in die Welt des Autors einzutauchen …
    Dazu kam, dass ihn die mitreisenden Patres – andere Passagiere waren nicht an Bord – ausgesprochen zuvorkommend behandelten. Während der gemeinsamen Mahlzeiten, des einzigen Rituals an Bord, dem sich niemand entziehen konnte, wurde üblicherweise das Nötigste gesprochen, aber danach saß man oft noch länger zusammen und lauschte den Erzählungen, die die Ordensmänner von ihren Reisen mitgebracht hatten. Einige von ihnen waren an Orten gewesen, von denen Farr bis dahin nie etwas gehört hatte – neu gegründeten Kolonien oder Nomadenstädten, die gerade aus dem Outback zurückgekehrt waren. Je länger Farr zuhörte, um so schmerzlicher wurde ihm bewusst, wie wenig sie auf Pendragon Base von all diesen Entwicklungen mitbekommen hatten.
    Die Föderation hatte ihr Einflussgebiet ausgeweitet, neue Planeten waren entdeckt und erschlossen worden, aber nichts davon war in all den Jahren bis in sein Bewusstsein vorgedrungen. Wahrscheinlich hätte es ihn auch nicht sonderlich interessiert, solange er auf die Rückkehr der Burgons wartete. Jetzt war es anders, und Raymond Farr begann zu begreifen, dass sein Weg zurück ins Leben gerade erst begonnen hatte …
    Natürlich hatte auch er etwas zu erzählen, die Geschichte von Pendragon Base, der stählernen Stadt, die zugleich auch seine eigene Geschichte war. Er erzählte sie einfach und ohne Ausschmückungen, und die Patres lauschten, während ihre Blicke schwer und nachdenklich auf ihm ruhten. Als er geendet hatte, schwiegen sie lange, bis Pater Neophytos, ein hochgewachsener, asketisch wirkender Mann, sich erhob und ein Gebet sprach – eine Fürbitte, wie Farr später von Bruder Markus erfuhr.
    Damit war alles gesagt, und keiner der Patres sprach Farr jemals wieder auf dieses Thema an. Ob sie seine Handlungen guthießen oder missbilligten, erfuhr er nie – ein Phänomen, das Raymond Farr weiter begleiten sollte.
    Die Stunden vor der Ankunft durfte Farr auf seine Bitte hin in der Kommandozentrale des Shuttles verbringen. Der Pilot – offenbar ein Laienbruder des Ordens – war für die Abwechslung dankbar und erklärte Farr den Ablauf des Annäherungs- und Landemanövers. Noch erschien Agion Oros kaum größer als eine Glasmurmel – eine Murmel allerdings, die von innen heraus bernsteinfarben leuchtete.
    Ein Warnsignal ertönte und wies den Piloten darauf hin, dass das Schiff zur Identifizierung aufgefordert und gescannt wurde. Der ALLFOR -Kreuzer, von dem die Anweisung kam, hatte offensichtlich seine Tarnfelder aktiviert.
    Energieverschwendung, dachte Farr, aber vermutlich befolgte die Wachmannschaft nur ihre Befehle. Zu gern hätte er ein paar Worte mit dem Kommandanten gewechselt, aber diese Zeiten waren vorbei. Er war nicht mehr beim Militär, und er legte auch keinen Wert darauf, dass sein Aufenthalt hier publik wurde.
    Die Identifizierung dauerte kaum sechzig Sekunden, dennoch musste Farr gegen ein fast panikartiges Unbehagen ankämpfen, das das monotone Klicken des Peilsignals bei ihm auslöste. Endlich ertönte das Bestätigungssignal, und auf dem Monitor erschienen die grafischen Daten der vorgegebenen Anflugroute. Das Klicken verstummte.
    »Nicht gerade gesprächig, die Jungs«, sagte Farr mehr zu sich selbst. Noch immer war draußen nichts Auffälliges zu sehen, nicht einmal ein Schatten.
    »Stimmt«, brummte der Pilot. »Aber das muss man ihnen wohl nachsehen, seitdem sie vor zwei Jahren eines ihrer Patrouillenboote verloren haben.«
    »Wissen Sie mehr darüber?«
    »Nicht viel, außer dass es wohl ein exakter Doppelgänger unserer Shuttles gewesen sein muss. Die automatische Identifizierung ging schief, und sie schickten ein Patrouillenboot zum Nachschauen.«
    »Und?«
    »Nichts und. Peng! Dreißig Tote! Auf dem Shuttle war wohl nur der Attentäter selbst, wenn überhaupt. Seitdem ist der Spaß vorbei, und ich bete

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