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Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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ist Außenstehenden allerdings nicht immer leicht zu vermitteln.«
    »Tut mir leid, Pater«, entschuldigte sich Farr. »Ich hoffe, Sie sehen mir meine Unwissenheit nach. Allerdings müssen Sie doch zugeben, dass die leicht melodramatische Symbolik des Ordens solche Fehleinschätzungen gelegentlich herausfordert.«
    »Es gibt Schlimmeres, als belächelt zu werden«, erwiderte der Besucher nachsichtig. »Aber wir kommen wohl etwas vom Thema ab.«
    »Das da wäre?« Natürlich war auch das nur ein weiteres Ausweichmanöver, aber solange Farr nicht wusste, was dieser seltsame Ordensmann von ihm wollte, durfte er sich keine Blöße geben.
    »Ich bitte Sie, Colonel. Glauben Sie wirklich, dass sich der Orden für Ihre Privatangelegenheiten interessiert?« Die Stimme des Besuchers verriet erstmals eine Spur Ungeduld. »Natürlich wissen wir, dass eine gewisse Miriam Katana die vermeintlichen Sternenbomben auf den Stützpunkt geschmuggelt hat. Und wir wissen auch, dass eines Ihrer Schiffe, unter Captain Katanas Kommando, kurz vor der Explosion des zweiten Sterns aus dem Zielsystem verschwunden und bis heute nicht wieder aufgetaucht ist. Wir sollten uns also auf die Dinge konzentrieren, die uns inhaltlich weiterbringen.«
    Sie wussten also tatsächlich Bescheid …
    Es dauerte ein wenig, bis Farr sich von seiner Überraschung erholt hatte.
    »Danke für Ihre Offenheit, Pater«, sagte er dann. »Ich gebe zu, dass ich nicht unbedingt erwartet hatte, dass Sie über diese Interna informiert sind. Hatte ich Sie eben falsch verstanden, oder sagten Sie tatsächlich vermeintliche Sternenbombe?«
    »Das ist bis jetzt reine Spekulation«, wiegelte der Ordensmann ab. »Aber zumindest theoretisch sollten wir die Möglichkeit nicht ausschließen, dass es sich bei den angeblichen Sprengsätzen gar nicht um die Bomben selbst gehandelt haben könnte, sondern um die Zünder oder vielleicht auch nur die Auslöser des Zündsignals.«
    »Interessante Theorie. Aber setzt das nicht voraus, dass es einen weiteren Beteiligten gibt – einen Beteiligten mit einer der Menschheit weitaus überlegenen Technologie?«
    »Sie verstehen jetzt unser Problem, Colonel. Offiziell geht man wohl davon aus, dass die Angels in diese Angelegenheit involviert sind, bis hin zu der Annahme, dass es sich bei besagter Miriam Katana um eine ihrer Kommunikationseinheiten gehandelt hat … Nein, Colonel, lassen Sie mich bitte ausreden. Das wäre sicher die für alle bequemste Lösung, die aus unserer Sicht nur einen Nachteil hat: dass sie extrem unwahrscheinlich ist.«
    »Was macht Sie da so sicher?« Die Frage kam zu schnell, und am Lächeln seines Gegenübers erkannte Farr, dass dieser das sehr wohl bemerkt hatte.
    »Zum einen wäre da der Rückzug der Angels nach der Sternexplosion in HIP 1612. Wenn es tatsächlich eine ihrer eigenen Waffen gewesen wäre, warum hätten sie die Region derart überstürzt verlassen sollen?«
    »Gut, das könnte gegen die Theorie sprechen. Allerdings mit der Einschränkung, dass wir bis jetzt so gut wie nichts über die Angels und ihre Motive wissen. Vielleicht fühlten sie sich ja zum Eingreifen verpflichtet, obwohl sie sich üblicherweise aus allen Konflikten heraushalten. Möglicherweise wollten sie auch nicht mit den Folgen ihrer Handlungen konfrontiert werden.«
    »Ein gutes Argument, Colonel.« Der Besucher lehnte sich auf seinem Sessel zurück und fixierte Farr nachdenklich. »Aber warum der plötzliche Rückzug, immerhin sechs Standardjahre bevor die Waffe ein weiteres Mal zum Einsatz kommt? Und weshalb dieser komplizierte Transfer an den Bestimmungsort, der sehr leicht hätte scheitern können? Aus unserer Sicht – und darüber gibt es Konsens im Orden – scheiden die Angels als Lieferanten der Waffen aus. Ein derartiges Verhalten würde allem widersprechen, was wir über diese merkwürdige Zivilisation wissen.«
    Obwohl die Ausführungen des Ordensmannes im Grunde Farrs eigene Überlegungen bestätigten, irritierte ihn die Selbstsicherheit des Paters. Fast hatte es den Anschein, als hielte er die entscheidende Information noch zurück.
    »Könnte Ihre Überzeugung auch den Hintergrund haben, dass der Orden mehr über die Angels weiß als – nun sagen wir – die Allgemeinheit?«
    »Respekt, Colonel.« Der Besucher deutete eine Verbeugung an. »Sie haben ein Gefühl für Nuancen. Aber selbst, wenn ich Ihre Frage jetzt mit ›Ja‹ beantworten würde, hätten Sie dafür nur mein Wort. Das würde einem Ordensbruder zweifellos

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