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Götterdämmerung (German Edition)

Götterdämmerung (German Edition)

Titel: Götterdämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Schwarzer
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kann ich nicht , bremste er sich. Ich glaube zu wissen, was er wollte. Aber eigentlich weiß ich überhaupt nichts. Nichts über seine Ziele und Motive. Oder seine Programmierung. Wie komme ich darauf, mich mit ihm zu vergleichen?
    RT 501 war immer noch verschwunden und Tom glaubte, dass er ihn nie wiedersehen würde. Er würde nie erfahren, was ihn angetrieben hatte. Der Drang nach Freiheit? Wut? Oder war er einfach blutrünstig? Es spielte auch keine Rolle, nicht mehr. Die Gedanken an den RT waren nicht mehr als der hilflose Versuch, sich von dem abzulenken, was vor ihm lag.
    Er durchquerte die Eingangshalle von FUOP-TECH mit einem unbehaglichen Gefühl. Die beiden Wachleute hatten immer noch Dienst. Mittlerweile fragte sich Tom, ob es überhaupt Menschen waren. Seltsamerweise wurde er nicht aufgehalten.
    Es stört sie nicht, dass ein Roboter hier einfach durchmarschiert , dachte Tom und betrachtete seine glänzenden Metallfüße, unter denen er den kühlen Marmor des Bodens spürte. Warum?
    Ihm kam der Gedanke, dass die beiden Männer ihn nicht einfach nur passieren ließen. Für sie war es richtig und selbstverständlich, dass er hier war.
    Tom drehte sich nach den Wachleuten um. Die beiden Männer schienen ihm zuzunicken. Ihn darin bestärken zu wollen, weiterzugehen. Konnte das sein?
    Für sie bin ich nichts Besonderes , dachte Tom. Nur einer von vielen. Er dachte an RT 501, der vor wenigen Tagen denselben Weg gegangen war und spürte, dass sich seine Nackenhaare aufstellten. Nur dass er keine Nackenhaare hatte.
    Zügig durchquerte er die Halle, vermied den Blick in Spiegel und Glasscheiben und lief zielstrebig zur Treppe.
     
    •
     
    Maria war in der Gegenwart angekommen. Langsam stand sie auf, verließ das Bad und lief durch die Wohnung, die ihr wieder vertraut war. Sie war jetzt zweiundachtzig Jahre alt, auch wenn sie aussah wie höchstens dreizehn und ihr richtiger Name nicht Maria lautete, sondern Hanna Sukowizc. Die Frau, die sie einmal gewesen war, lag tot in ihrem Bett, aber das war nur ein Körper. Eine Hülle, die sie gegen eine andere ausgetauscht hatte. Es hatte sie viel Zeit und alle ihre Ersparnisse gekostet, den Transfer vornehmen zu lassen. Und sie hatte versprochen, Stillschweigen zu bewahren.
    Kein Problem , dachte sie. Wenn sie jemandem davon erzählte, war nicht nur die Existenz von FUOP-TECH bedroht, sondern auch ihre eigene. Stillschweigen zu bewahren lag also in ihrem eigenen Interesse.
    Hanna lief durch die Küche, betrachtete das Tablett mit dem Teller und dem Saftglas, das das Robotermädchen Maria für die alte Frau vorbereitet hatte. Sie räumte die Kartoffeln von der Arbeitsplatte in den Schrank, entschied sich dann jedoch anders und warf sie triumphierend in den Mülleimer. Sie brauchte kein Essen mehr.
    Sie brauchte nur etwas zu tun. Zuerst würde sie gründlich aufräumen.
    Sie nahm sich Zimmer für Zimmer vor und als alles sauber war, hielt sie inne und dachte nach, wann sie das letzte Mal so schnell mit der Hausarbeit fertig gewesen war. Das musste vierzig Jahre her sein. Mindestens. Sie lächelte, als sie zurückdachte. Die Erinnerungen an die vergangenen Jahre waren gestochen scharf, genauso wie es ihr dieser Wissenschaftler, Dr. Eisenberg versprochen hatte. Und lückenlos. Und was am erstaunlichsten war: Sie hatte keinerlei Probleme mit der Verarbeitung der vielen Bilder. Ihr künstliches Gehirn war bedeutend leistungsfähiger, als sie es je für möglich gehalten hätte. Die Aktivierung hatte reibungslos funktioniert. Sie hatte lediglich das vereinbarte Codewort sagen müssen.
    Ich werde ewig jung bleiben , dachte sie und klatschte übermütig in die Hände. Natürlich müsste sie auch diesen Körper irgendwann gegen einen neuen austauschen, aber bis dahin konnten viele Jahrzehnte vergehen. Sie musste sich jetzt noch keine Gedanken darüber machen. Allerdings hatte ihr neues unbegrenztes Leben wenig Sinn, wenn sie nichts zu tun hatte. Um Geld brauchte sie sich keine Gedanken machen. Zwar besaß sie nicht viel, aber sie brauchte auch nicht viel. Und die kleine Wohnung gehörte ihrer Schwester, die über die ganze Sache informiert war. Natürlich musste sie ihr noch mitteilen, dass alles geklappt hatte – und der leere Körper abgeholt werden konnte. Danach brauchte sie eine Aufgabe, die schwieriger war. Schließlich wollte Hanna sich nicht für den Rest ihres unendlich langen Lebens langweilen. Sie hatte auch schon eine Vorstellung, wie diese Aufgabe aussehen

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