Götterdämmerung (German Edition)
könnte.
Sie aktivierte die Suchmaschine ihres Computers.
Zeit für die Revanche.
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Am wahrscheinlichsten komme ich im Kellergeschoss weiter , dachte Tom II. Immerhin befand sich dort das Labor mit den Transfergeräten und es gab eine codegesicherte Tür. Durch eben diese Kellertür hatte er das Labor vor wenigen Stunden verlassen. Es war der schnellste Weg hinaus und der einzig mögliche hinein. Eisenberg und seine Sekretärin würden ihm kein zweites Mal Zutritt in ihre Etage und den Aufzug dort gewähren.
Tom lief mit der vagen Hoffnung, dass Eisenberg ihn nicht entdeckte – oder ignorierte. So weit er die Sache einschätzte, war es schließlich nicht Eisenbergs Armee. Er schüttelte den Kopf. Nein, Eisenberg hatte wirklich nicht den Eindruck gemacht, als würde er sich über die Nachricht auf seinem Schreibtisch freuen, egal wie er in die Sache verstrickt war.
Tom erreichte die Tür im zweiten Untergeschoss. Von hier war er gekommen. Jetzt war die Tür allerdings geschlossen.
Das bedeutete – natürlich – Warten. Unmöglich, diese Tür aufzubrechen. Er konnte versuchen, den Code zu knacken, aber damit riskierte er nur, entdeckt zu werden. Tom sah sich um. Die Tiefgarage war fast leer und bot einige Versteckmöglichkeiten. Er stellte sich hinter eine Trennwand, von der aus ihn die Überwachungskameras nicht erfassen konnten, er jedoch die Tür einigermaßen im Blick hatte und fragte sich, was er tun sollte, falls die Tür geschlossen blieb.
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Der Himmel war grau, doch an manchen Stellen riss die Wolkendecke auf und ließ widerstrebend dünne Lichtpfeile passieren. Eine Eisschicht überzog die Autos auf dem Parkplatz, doch eines der Fahrzeuge war frei davon: das gelbe Sportcoupé, das Ben schon kannte. Max saß bereits im Wagen und putzte mit einem Tuch das Armaturenbrett. Ben stand hinter dem Fahrzeug, neben ihm Sebastian, Monica und Zara.
„Ich wünschte, du würdest nicht gehen“, seufzte Monica und umarmte Ben zum Abschied. Sebastian trat unruhig von einem Bein auf das andere. Zara hatte die Hände in die Taschen ihrer Jeans gesteckt und betrachtete Ben mit ernstem Gesicht.
„Ich muss.“
„Komm bald zurück!“
„Mach ich“, versprach Ben lächelnd, während er den Kopf in die Richtung der für ihn unsichtbaren Stadt drehte. Er wusste nicht, was ihn dort erwartete, aber er wusste, dass er bald in das Schloss und zu seinen Bewohnern zurückkehren wollte. Nach einer Zeit voller Angst und Einsamkeit fühlte er sich endlich wieder geborgen. Mit einem Ruck löste er sich von Monica.
„Viel Glück“, sagte Zara leise. Ben nickte und stieg in den Wagen.
Während der Fahrt zur Stadt herrschte eine angespannte Atmosphäre. Max steuerte das Fahrzeug selbst und er tat es, ohne unnötig zu sprechen. Ben saß neben ihm auf der Beifahrerseite und zählte die Bäume, an denen sie vorbeifuhren. Er sah nicht zum Schloss zurück. Er befürchtete, dass er den Abschied, der nur für einen Tag geplant war, sonst zu einem Abschied für immer machen würde.
Es waren nur wenige Fahrzeuge unterwegs. Kaum jemand verließ die Stadt, kaum jemand fuhr hinein. Die meisten Menschen schienen zu bleiben, wo sie waren. Wohin sollten sie auch gehen? Die Krankheit hatte alle möglichen Ziele längst erreicht.
Kurz vor der Stadtgrenze passierten sie eine Lagerhalle, vor der sich eine große Gruppe Roboter drängte. Es mussten Hunderte sein. Der Himmel spiegelte sich silbern auf ihren Körpern. Die Maschinen standen reglos, als wären sie funktionsuntüchtig.
Ben beugte sich zur Seite und starrte die Roboter an, bis sie aus seinem Blickfeld verschwunden waren.
„Hast du das gesehen?“, fragte er. „Was machen die alle dort?“
„Warten wahrscheinlich auf ihren Einsatz“, brummte Max. „Ich habe gehört, dass etliche Maschinen umprogrammiert werden sollen, um in den Krankenhäusern zu helfen. Hier draußen nützen sie allerdings nicht viel.“ Er schüttelte den Kopf. „Die reinste Verschwendung. Hoffentlich kümmert sich bald jemand darum.“ Er schaltete den Autopiloten ein und drehte sich zu Ben um. „Es dauert nicht mehr lange, bis wir ankommen. Willst du immer noch zu FUOP-TECH?“ Sein Blick bohrte sich in Bens Gesicht.
Der Junge nickte ohne zu überlegen.
Die Stadt wirkte leerer als sonst, aber nicht verlassen. Vereinzelte Passanten hasteten die Gehsteige entlang, ab und zu begegneten ihnen Autos und immer wieder hörte Ben die Sirenen der Rettungsfahrzeuge. Jeder schien es
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