Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Götterdämmerung (German Edition)

Götterdämmerung (German Edition)

Titel: Götterdämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Schwarzer
Vom Netzwerk:
programmiert, den Unterschied zu bemerken“ erklärte Monica. „Der echte Ben Maiwald ist tot. Vera und Hendrik haben von ihm gerettet, was zu retten war.“
    „Das verstehe ich nicht!“, rief Ben. „Ich bin der echte Ben Maiwald! Ich lebe! Ich stehe doch direkt vor Ihnen!“
    „Nein“, fuhr Monica fort. „Der echte Ben hatte einen Unfall. Vera und Hendrik haben seine Erinnerungen, soweit das möglich war, speichern und in einen Roboterkörper transferieren lassen. Es ist ein kompliziertes Verfahren, soweit ich weiß. Alles, was du spürst, kommt dir menschlich vor. Jeder Atemzug, jeder Herzschlag, jedes Gefühl. Du kannst essen und trinken, aber du musst es nicht. Deine Hülle ist so perfekt, dass nicht einmal wir den Unterschied zu einem Menschen bemerken können. Deine Haut ist sogar menschlich – gezüchtet aus Hautzellen und selbstregenerierend.“
    „Sie meinen das wirklich ernst?“, fragte Ben fassungslos. „Sie behaupten, ich sei ein Roboter mit den Erinnerungen eines Menschen?“
    „Ja. Und mit einem eigenen Bewusstsein. Hendrik und Vera wollten ihren Sohn behalten.“
    Ben dachte an sein Leben, an seine Eltern, an seine Kindheit, an alles, was er erlebt hatte. Dann fiel ihm ein, dass es diesen Bruch gab, vor zwei Jahren, der ihm lange nicht aufgefallen war. Für ihn war es selbstverständlich gewesen, dass er die meiste Zeit mit seinen Eltern in der Villa verbrachte. Dass er keine Freunde hatte, niemanden, der ihn überhaupt kannte. Dass das echte Leben an ihm vorbei gezogen war.
    Ben stand an der Tischkante und überlegte. Rechnete. Er setzte sein Leben zusammen wie ein Puzzle, fügte Teil an Teil, Episode an Episode und kam zu dem Schluss, dass die Menschen in diesem Raum Recht haben könnten. Dass es sogar wahrscheinlich war, was sie behaupteten, auch wenn es noch nicht alle Merkwürdigkeiten erklärte.
    „Ben, wir wissen, dass das unglaublich klingt und schwer zu verkraften ist, aber du wirst dich daran gewöhnen“, unterbrach Monica seine Gedanken.
    Er sah sie zweifelnd an und fragte sich im gleichen Moment, ob er sich seine Emotionen nur einbildete. Ob sie überhaupt existierten.
    Doch, gab er sich gleich darauf die Antwort. Ich kann sie spüren. Das stimmte. Aber konnten die Menschen sie in seinem Gesicht lesen?
    „Im Übrigen bist du nicht allein“, fuhr Monica fort und schenkte ihm ein Lächeln, das ihn aufmuntern sollte, aber eher das Gegenteil bewirkte. Es wirkte einfach zu gewollt. „Es gibt tausende Roboter wie dich, überall auf der Welt, aber die meisten wissen nichts davon. Sie verhalten und fühlen sich wie Menschen, weil sie so programmiert wurden. Jedes Gefühl – Freude, Trauer, Schmerz – ist das Ergebnis komplizierter Berechnungen, die auf Erfahrungen und Erwartungen menschlichen Verhaltens als Vorlage beruhen. Wenn du bedroht wirst, hast du Angst, weil ein Mensch in dieser Situation Angst hätte. Wenn dich jemand beleidigt, wirst du wütend, weil dir diese Reaktion einprogrammiert wurde. Wenn du dir den Kopf stößt, hast du Schmerzen, weil du weißt, dass du Schmerzen haben solltest, aber natürlich auch, weil selbst ein Roboterkörper zerstört werden kann. Du tankst, ohne dass du es bemerkst, Energie über die Induktionsfelder von Stromleitungen, die fast überall verlaufen. Alternativ erzeugt ein künstlicher Stoffwechsel Energie aus der Nahrung. Wenn du lange nichts gegessen hast, teilen die Programme das deiner Schaltzentrale mit und du bekommst Hunger. Niemandem soll ein Unterschied zu den Menschen auffallen. Dir selbst nicht und auch zufälligen Beobachtern nicht. Alle Ungereimtheiten werden ausgeblendet. Normalerweise“, fügte sie hinzu. „In deiner Programmierung scheint einiges durcheinander geraten zu sein. Ich weiß allerdings nicht warum.“
    „Aber diese Männer wussten, wer ich bin, ja?“, fragte Ben. „Waren sie deshalb hinter mir her?“ Er sah sich wieder an die Hauswand gepresst, das blaue Messer am Hals. Stromschläge durchzuckten schmerzhaft seinen Körper.
    Wehe, du versuchst uns auszutricksen, du Bastard! Bastard. Das war es also.
    „Die Gruppe gehört einer Organisation an, die sämtliche Roboter auf der Welt vernichten und die Roboterproduktion verbieten lassen will. Vor zwei Monaten gab es einen Überfall auf das Büro deines Vaters in der Universität. Dort müssen sie ihre Informationen bekommen haben.“
    „Die Regierung hat das Übertragen menschlicher Erinnerungen auf Maschinen verboten“, warf Max ein. „So wie jede Form

Weitere Kostenlose Bücher