Goetterdaemmerung - Roman
sein Verhältnis am Ende seinem Vater zu Ohren käme.
Doch hatte der Herzog anderes im Sinn! Immer noch versank er in tausend Details, um die er sich selbst kümmern wollte, derzeit betätigte er sich als Maschinenmeister und ließ im Hôtel Beaujon den Keller, der seine Schätze hüten sollte, ausbauen und befestigen. Das führte zu erheiternden Szenen. So konfus, wie er gerade war, konnte man seinen Erklärungen nicht ohne Weiteres folgen und sogleich regte er sich auf, schrie herum und verrückte die Möbel in seinem Zimmer, um den Architekten und Herrn Smithson seine Pläne besser einzubläuen. Schließlich hielt es Karl von Este nicht mehr aus und fuhr eines Nachmittags voller Wut mit ihnen nach Beaujon, davor hatte er sich über vier Monate ohne jeglichen Grund geweigert, sich dort zu zeigen.
Er war überrascht und entzückt. Da, wo er Pfuscher, Durcheinander und Gerüste zurückgelassen hatte, stand das Palais am Ende des Innenhofs mit seinen Mauern aus rosa Marmor, der Freitreppe aus gebimstem Blaustein und der riesigen vergoldeten Balustrade, hinter der sich die Dachkonstruktion verbarg. Ein Geländer aus Jaspis überdeckte in Brusthöhe den Küchengraben, und der Herzog fand Vergnügen daran, die darüber sichtbaren Bronzestatuen zu betrachten, die Lampadarien in die Luft streckten.
Doch am meisten bezauberten ihn die Gärten. Alles dort war der Reihe nach angelegt worden, gemäß den aufeinanderfolgenden Capricen Seiner Hoheit, und dieses Durcheinander, aus dem die Architekten vergeblich versucht hatten, eine Einheit zu formen, bildete ein Übermaß an Bauwerken, mit Pavillons, Arkaden, Geländern, Hufeisen, übereinanderliegenden Galerien; es herrschte keine Symmetrie, nichts lag auf einer Ebene; ein konisches Dach erhob sich gegenüber einer grünen Kuppel im russischen Stil, Terrassen mit Orangenbäumen, die sich im Nichts verloren, Gedrücktes und Niedriges befand sich neben Hohem und Erhabenem; schließlich gab es überall verschwenderisch viele Säulen, Vasen aus Metall, zu Pyramiden geschnittene Myrten, Göttinnen, Schwärmerfässer, runde Dachfenster mit bunten Scheiben, schwarzem und violettem Marmor, Wasserbecken mit Brunnenschalen, aus denen Fontänen wie Raketen aufschossen. Der Herzog blieb dort eine gute Stunde; dann besichtigte er die Nebengebäude, die Orangerie, die Remisen, den großen und kleinen Stall, und stets war er gleichermaßen begeistert. Nicht einmal von den ungeheuren Mengen Schlamm im Garten, wo damit begonnen wurde, Löcher für Bäume und Teiche auszuheben, fühlte er sich abgestoßen, und noch im Weggehen erfreute er sich an den Vergoldungen eines der drei eisendurchwirkten und ochsenblutfarben gestrichenen Tore, die sein riesiges Palais verschlossen.
Dieser Besuch, zumal er ihn aus seiner Wohnung befreite, spornte Karl von Este zu einem nächsten an. Er kam also wieder und begeisterte sich noch mehr; sein von Natur aus schlichter Verstand erfreute sich an den tausenderlei Aktivitäten, die vor seinen Augen überall entstanden, sodass er das Hôtel Beaujon zu seinem Steckenpferd machte.
Täglich sah man ihn dort um Punkt zwei Uhr eintreffen, ohne dass er sich, selbst bei widrigstem Wetter, auch nur einen Augenblick verspätet hätte. Er hörte sich die Berichte der Architekten an und inspizierte den Fortgang der Arbeiten; dann setzte er sich auf einen Stuhl und betrachtete die Stuckateure und Parkettleger, ließ sich einige Stunden lang vollständig einstauben, verlangte dann seinen Mantelsack, wechselte Wäsche und Kleidung und ging. Herr Smithson, der in Villaharta bei einer der Quecksilberminen Seiner Hoheit gebraucht wurde, erhielt nach sechswöchigem Aufschub endlich die Erlaubnis, sich auf den Weg zu machen.
«Ich werde Sie hier im Haus vertreten», hatte der Herzog geruht zu sagen und zeigte darauf, sofern das möglich war, noch mehr Einsatz als zuvor, hauptsächlich als die Zeit kam, in der die Stallungen, an denen sogar nachts gearbeitet wurde, fertig werden sollten.
Sie strahlten in königlichem Glanz, mit Eichenboxen für achtundzwanzig Pferde, Pflaster aus Serancolin-Marmor, einer Kassettendecke aus Eichenholz und einer oben verglasten Arkadenreihe, durch die Tageslicht in den Saal fiel. Kein Gold hätte glänzender, kein Luxus erlesener sein können. Über einer halbhohen Verkleidung aus arabischen Azulejos war die Wand bespannt mit altem cordobesischem Leder, auf dem überall Porzellanstücke und sehr teure Fayencen hingen, bis hin zum Fenstergesims aus
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