Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goetterdaemmerung - Roman

Goetterdaemmerung - Roman

Titel: Goetterdaemmerung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: El mir Bourges
Vom Netzwerk:
alter Eiche, in dem unzählige Male das bemalte und versilberte Wappen mit dem Sachsenross eingelassen war.
    «Die armen Viecher!», rief der Herzog bisweilen aus, vorab schon ganz gerührt bei dem Gedanken an seine Pferde inmitten dieser Herrlichkeit.
    Deshalb war es für ihn ein Festtag, als seine dreizehn Hengste sowie die Hälfte der Kutscher von den Champs-Élysées nach Beaujon verbracht wurden. Lange Zeit war es eine Freude, mit anzusehen, wie sich Seine Hoheit spreizte, wenn sie durch die Stallungen spazierte, während Otto, den der Stallgeruch jetzt ins neue Haus zog, persönlich eines seiner Lieblingsfüllen striegelte und abrieb. Die temperamentvollsten und die unbezähmbarsten nahm sich der junge Graf und fand sie immer noch zu sanft für seine täglichen Ausritte. Fünf Stallknechte reichten kaum, um Selam oder Firdousi zu halten und im Hof zu bändigen. Dann, sobald der Graf im Sattel saß, musste man vor Öffnung der Tore prüfen, ob die Straße auch menschenleer war, denn das erste Aufbäumen des Pferdes trug ihn bis zur Mitte der Chaussee; und diese Tollkühnheit, die Wildheit und das Ungestüm Ottos verjüngten den Herzog schon allein beim Zusehen: «Er ist mein leibhaftiges Ebenbild», sagte er oft und dachte dabei an seine Heldentaten als Boxer und Reiter sowie an seine eigene jugendliche Begeisterung.
    Manchmal überkam sie ihn noch, wie etwa, als er sich um die Einrichtung seines Anwesens kümmerte. Er trieb seine Tiere, seine Lakaien, ja sogar Arcangeli zur völligen Erschöpfung; vierundzwanzig Stunden des Tags vergingen für den Herzog wie zwölf. In seinem entfesselten Tatendrang befahl er, ein Generalinventar der Möbel seines Hauses an den Champs-Élysées anzulegen. Graf von Oels kam jeden Morgen, um jede Einzelheit aus dem von ihm geführten Schreibheft vorzulesen, was ihm buchstäblich keine Zeit mehr zum Essen und Schlafen ließ. Er beklagte sich, stritt sogar mit Seiner Hoheit; schließlich verlegte er sich darauf, seine Gicht vorzuschützen und das Bett zu hüten, sodass der ungeduldige Herzog, den es wenig scherte, wer vors Rad gespannt war, solange es nur lief, entschied, ihm eine Hilfskraft zur Seite zu stellen und in der Haushaltung den Titel eines zweiten Kammerherrn zu schaffen.
    Dieser Entschluss fiel gerade mit wiederholten dringenden Bitten zusammen, die bezüglich Herrn Cordebœuf d’Andonvilles an ihn herangetragen wurden, eines braven normannischen Edelmanns, der, nachdem er zehn Jahre lang ordentlich getrunken, seine Einkünfte verprasst, Matronen und Jungfrauen um Hab und Gut gebracht und sprichwörtlich sein Geld aus dem Fenster geworfen hatte, nun darauf beschränkt war, in einem alten Gemäuer von dem zu leben, was ihm Garten und Jagd einbrachten, als sich seine Cousine, die Tuilerien-Schönheit Frau von Esparbès, seiner annahm. Sie verwandte sich eifrig für ihn und erhöhte ihre Anstrengungen und Machenschaften noch, als sie die Möglichkeit aufblitzen sah, ihn bei Karl von Este unterzubringen.
    «D’Andonville, d’Andonville», antwortete der Herzog lachend den mit dieser Angelegenheit befassten Gesandten. «Na! Zum Teufel, wollt ihr denn, dass ich in meinem Haus noch taub werde wegen diesem Glockennamen?»
    Er stimmte jedoch gnädigst zu, dass Frau von Esparbès ihm ihren Gefährten vorstellte. Der war eine Art Koloss an Größe und Körperumfang, wirkte jovial und feuerrot, was noch den Dorftölpel durchscheinen ließ und ihm gänzlich das Aussehen eines dieser dicken, brutalen Rosstäuscher verlieh, mit denen er so oft angestoßen hatte; doch war er gutmütig, ehrlich und im Augenblick über alle Maßen eingeschüchtert. Als er sich setzte, brach der Stuhl zusammen, den Seine Hoheit ihm angewiesen hatte, er verlor den Kopf und wusste das ganze Gespräch über nichts Besseres zu tun, als seinen Hut in den Händen hin und her zu drehen. Dieses Linkische und Verwirrte gefiel dem Herzog außerordentlich, der ja sehr empfänglich dafür war, wenn jemand von Seiner Bedeutsamkeit und Seinem Strahlen überwältigt war. Er begann also d’Andonville viel Ehre anzutun und sich zugleich, denn im selben Augenblick zog auf der Straße ein Regiment mit Musik an der Spitze vorbei, bei ihm über das Trompetengeschmetter zu beklagen, das ihn täglich beinahe um den Verstand brächte. Sein Gegenüber murmelte vor sich hin, dann meinte er plötzlich entschlossen: «Eure erlauchteste Hoheit müsste anordnen», sagte er zu ihm, «dass man Stroh vor das Gebäude stapelt.»
    Der

Weitere Kostenlose Bücher