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Goetterdaemmerung - Roman

Goetterdaemmerung - Roman

Titel: Goetterdaemmerung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: El mir Bourges
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Herzog bekam einen Lachkrampf; eine solche große Dummheit überzeugte ihn vollends, und noch am selben Abend zog Herr d’Andonville in den Champs-Élysées ein.
    Es war höchste Zeit: Die Verschwendung überstieg jedes vernünftige Maß, und tausend Regel-, Dienst- und Disziplinverstöße waren dem armen Majordomus ein Dorn im Auge, den er nur mit Härte und allerlei Veränderungen entfernen konnte. Eine, die im Übrigen nicht von ihm stammte und Seine Hoheit bitter ankam, war die Abschaffung der Jäger mit Hahnenfederbusch sowie der Diener, die an bestimmten Tagen ihren Stab mit Goldknauf vor der herzoglichen Karosse hertrugen. Sogar der Kaiser hatte sich zu einer recht harschen Äußerung über diesen «gotischen Brauch» herabgelassen, und man musste einem solchermaßen verschleierten Befehl wohl gehorchen, wie sehr dies auch den Stolz des exilierten Herrschers verletzen mochte.
    Vierzehn Tage später erlebte Seine Hoheit eine weitere Kränkung. Drei Viertel seiner deutschen Haushaltung, seine ältesten und vertrautesten Diener, verließen ihn aus Heimweh und kehrten ins Wolfenbütteler Bergland zurück. So verlassen zu werden verletzte den Herzog vielleicht mehr als ein großes und grausames Unglück. Als er sie verabschiedete, bemerkte er voller Rührung: «Wirklich», fragte er mehrmals mit zitternder Stimme, «ihr werdet mich nie wiedersehen?»
    Die braven Leute wussten nicht, was sie darauf sagen sollten. Er ließ ihnen jeweils zwei volle Jahreslöhne auszahlen und der kleinen Frida, Claribels letzter Gespielin, eine Mitgift von dreitausend Gulden. Auch Herrn von Cramm, als er von Aufbruch sprach, floss etwas von diesem Manna zu, und zwar proportional zu der Behandlung, die er durch Otto hatte über sich ergehen lassen müssen. Hatte dieser Dämon nicht etwa versucht, unter Mithilfe dreier Diener, ihn mit einer Stalldecke zu prellen 69 ? Nach einigem Hin und Her gelang es dem Herzog, ihm doch das Versprechen abzunehmen, dass der gute Mann in seinem Dienst bleibe.
    Dabei war der Abreisewunsch nichts als Heuchelei: Herr von Cramm hatte nämlich beste Gründe, unbedingt im Haus zu verweilen. Wer hätte sonst Herzog Karl ausspioniert? Wer hätte alle zwei Monate einen langen, verschlüsselten Bericht nach Blankenburg geschickt? Dieser kleine, dickliche, knirpsige Mann mit seinem Puppengesicht, seiner lächerlichen Stimme und seinem naiven Blick trank seit Jahren Hinterlist und Falschheit wie Wasser. Er stand in den Diensten des Berliner Hofs, wurde dann weitergegeben an Franz V. von Modena, den Onkel und Vormund von Herzog Karl, dann an den hannoverschen Hof und stand schließlich im Sold Wilhelms; lieber hätte er sich brandmarken lassen, als nicht zu wissen, wem er sich verdingen könnte. Nicht dass seine Bulletins von großem Nutzen gewesen wären. Sie enthielten nichts weiter, als was alle Welt sowieso hätte erfahren können; sie berichteten Tag für Tag mit Datum versehen, doch ohne sie zu beurteilen, selbst die unbedeutendsten Ereignisse des Hauses:
    Am 6. September. – Gott schütze Eure Durchlauchtigste Hoheit! Hier übelster Regen, worüber Monseigneur ziemlich verstimmt war. Nachdem er in der Nacht etwas Zugwind verspürt hat, befahl er, Doppelfenster anzubringen und dass man seine Pelze und Muffs ins «Hotel Windsor» kommen lasse.
    Am 14. – Ich hätte Eurer gnädigen Hoheit manches zu sagen, wäre meine Feder nicht zu schwach, meine Gefühle auszudrücken. Ich vergaß, dass sich Monseigneur am Montag zu Binder begab, um seine neuen Equipagen zu besichtigen. Sie sind schokoladenfarben mit weißen Leisten.
    Und so ging es weiter bis hin zum Postscriptum, das gewöhnlich so lautete:
    Ich berichte Eurer Hoheit nichts von Frau Augusta Linden. Die gute Dame wird von Monat zu Monat ungeselliger und wunderlicher.
    Für diese, zwischen all ihren Etageren voller Meißner Porzellan, ihren ausgestopften Möpsen und Katzen, war es eine unerwartete Abwechslung, als Herr d’Andonville mit seinen Inventarbüchern, mit denen er einfach nicht fertig wurde, auftauchte; die Österreicherin nannte ihn «das schönste Mannsbild», das sie «seit jenem armen Leutnant Thomayer» gesehen habe. Seine Arbeit bei Augusta umfasste kaum einige Blätter, doch stellte ihn das große, gemeinsame Studierzimmer von Hans Ulrich und Christiane vor eine ungleich schwierigere Herausforderung. Alles, was die Künste an Kostbarem hervorgebracht, was Luxus an Pracht und Raffinement zur Schau stellen konnte, hatte Hans Ulrich

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