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Goetterdaemmerung - Roman

Goetterdaemmerung - Roman

Titel: Goetterdaemmerung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: El mir Bourges
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Stahlschränken riesige Summen Bargeld: Dukaten, Dublonen, Pistolen 86 mit dem Antlitz von Karl von Estes Vorfahren, alte Guineen aus allen Regentschaften seit der Besteigung des englischen Throns durch den jüngeren Zweig von Blankenburg, Friedrichs, Louis, Napoléons, die bei mehreren Feldzügen im Gepäck von des Herzogs Onkel dabei waren; das alles in etikettierten und aufgehäuften Säcken, deren Gesamtinhalt Bergen von Gold entsprach. Ein einziger Tresor voller Goldbarren und aufgeschichteten Platinkugeln überstieg den Wert von eineinhalb Millionen. Der Herzog gefiel sich darin, neben vielen anderen, mehrere Schatullen zu öffnen, die neue und unter seiner Regentschaft geprägte Münzen enthielten, und machte in einer Anwandlung von Großzügigkeit den Herren d’Andonville und von Oels beträchtliche Geschenke daraus. Zugleich galt es schreckliche Erklärungen zu erdulden, wie der Keller im Falle eines Brandes überschwemmt werden könnte, über die Dicke der Gewölbe und Mauern, sowie Berechnungen, die er im flackernden Licht der Gaslampen mit dem Ende seines Spazierstockes auf die Pflastersteine am Boden malte. Karl von Este war begeistert vor Freude und Überschwang für sein Palais; man sah ihn vom einen zum anderen gehen, strahlend und wie beflügelt.
    Sie gingen zurück ins Vorzimmer, das von zwei Kammerdienern bewacht wurde und sehr hoch, vergoldet, großartig war und am niedrigen Ende des Saals, wo der Herzog sie hingeschleppt hatte, eine neue Überraschung für sie bereithielt. Joseph drückte eine verborgene Feder und die Wand öffnete sich, ein verglaster Schacht wurde sichtbar und darin ein prächtiger Sessel mit einem samtbezogenen Tritt. Abgesehen davon, dass einem durch diesen Aufzug Weg, Treppen und Mühen erspart wurden, traf dies bei Karl von Este noch eine weit empfindlichere Stelle. Als kindlicher und verbildeter Geist bewunderte er solche romantischen Mittel, und alles, was den Anschein von Maschinen, Theater und Außergewöhnlichem hatte, schien ihm zu bestätigen, dass man sich in einer Umgebung von Erhabenheit und Luxus bewegte.
    Alle nahmen nacheinander Platz und der Fauteuil setzte sie mitten auf einer Treppe vor einer recht hässlichen Tür ab. Der Herzog stieg fünf oder sechs Stufen durch die dicke Mauer hinauf, durchquerte ein enges Vorzimmer, das mit alten Tapisserien ausgekleidet war, die italienische Städte darstellten, und sagte, als er eine Portiere anhob: «Meine Herren, dies ist mein Schlafzimmer.»
    Ihnen gegenüber sah man, unter einem Baldachin aus altem, weinfarbenem Genueser Velours, der mit Federn, Troddeln und altgoldenen Stickereien besetzt war, ein herrliches Bett, vergoldet und majestätisch wie ein Thron. Eine Balustrade auf Brusthöhe, deren Vergoldung dick und dunkel war, begann am Fuß des Bettes, lief von einem zum anderen Ende des Zimmers und trennte es mindestens zu einem guten Drittel der Länge nach ab. Darin glänzte alles, zog die Blicke auf sich; Gold, Malerei, Schnitzwerk, die exquisitesten und reichsten Verzierungen waren überall verteilt; eine maßlose Pracht, eine silberne und mattgoldene Decke, die Wände mit großartigen Zeichnungen in Gold und Purpurrot, mit Reliefs aus reinem Gold, ein herrlicher Perserteppich lag auf einer dichten Matte aus Flockseide; die Fensterscheiben, Sessel und Möbel waren staunenswert und unbezahlbar. Die Natur hatte ihr Bestes gegeben, Handwerk und Kunst hatten sich jahrelang verausgabt, um diese Decke, Türen, Wände zu schmücken, nur damit dieser Irre sich hier aufplustern und seine servilen Kinder und Domestiken herumführen konnte.
    «Aber wo ist denn nun der Geldschrank?», fragte plötzlich leise Graf von Oels und sprach so aus, was alle dachten.
    Da führte Seine Hoheit sie, mit einem ungewohnt ernsten und majestätischen Ausdruck, zum äußersten Ende des weitläufigen Gemachs, in ein großes, offenes und drei Stufen tiefer liegendes Kabinett. Es war bis zur Decke mit einem schwefelfarbenen, geflammten Satin ausgepolstert, und der Herzog musste sich anstrengen zu finden, wonach er suchte. Endlich erklang ein Glöckchen, und Scharniere und geheime Federn griffen so fein ineinander, dass sich im Nu die gesamte Stoffbahn wie die Lamellen eines Paravents zusammenfaltete und der Panzerschrank zum Vorschein kam.
    Es gab überraschte Ausrufe, die den folgenden Überraschungen entsprachen; danach kam nichts weiter als ein Schaudern, immer wieder aufbrausendes, gedämpftes Gemurmel, während Karl von Este an der

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