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Goetterdaemmerung - Roman

Goetterdaemmerung - Roman

Titel: Goetterdaemmerung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: El mir Bourges
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auch sein mögen – dennoch in Wirklichkeit vollzogen worden war, genau wie es Estefania beschrieben hatte. Und als der Hofnarr ins Hôtel Beaujon zurückkehrte, lachte er seinerseits über das Gelächter des Herrn Grafen, denn das überaus Heilige Konzil von Trient hatte solche geheimen Verbindungen vorhergesehen und sie zum Sakrileg erklärt.
    Giovan musste für die paar Stunden seiner Abwesenheit eine Ausrede suchen, da sein Herr jeden eifersüchtig überwachte, der die Ehre hatte, zu ihm vorgelassen zu werden. Die Lächerlichkeit, die dem Empfinden des Herzogs nach von seinem kahlen Schädel ausging, stimmte ihn äußerst griesgrämig. Er hatte alles versucht, Gelehrte und Ärzte zusammengerufen, alle Möglichkeiten, wie Rindermark und Salben, Lotionen und Jungbrunnen, ausgeschöpft. Die Unterhaltung drehte sich von morgens bis abends nur um dieses eine Thema, und Arcangeli streifte das Thema in seinen Antworten nur flüchtig, immer vorsichtig darauf bedacht, mit irgendeiner Umschreibung das verhasste Wort «kahl» zu vermeiden. Als Karl von Este weiterhin trübsinnig blieb und nur gelegentlich wie von Scherzen geplagt ausrief, dass es ihm gar zu sehr widerstrebe, das Haar von irgendeinem verlausten Toten zu tragen, fand es der berühmte Herr Felix angebracht, etwas einzuwerfen. «Wenn die Haarperücken», rief der illustre Toulouser aus, «Eure Erlauchtigste Hoheit dummerweise abstoßen, so mögen Eure Hoheit doch Seidenperücken ausprobieren!» Und geschwind zog er eine aus seinen Schatullen und drehte und wendete sie auf einem rosa Porzellankopf hin und her. «Nein, nicht jetzt», antwortete der Herzog, der spürte, dass die durchdringenden Augen der Belcredi auf ihn gerichtet waren. Hatte sie denn jemals geruht, auch nur das kleinste Interesse für das alles zu zeigen? Das war bestimmt unter ihrer Würde; man spielte ja die Hoheitsvolle, Herablassende; und Karl von Este atmete erst auf, als er mit seinen beiden Lakaien allein war. Doch auch dann stellte der Anblick im Spiegel den armen Mann nicht zufrieden. Er suchte nach dem ihm eigenen Ausdruck, seiner Stirn, seinen Augen, all seinen Zügen, die sich nicht wieder einstellen wollten. Im Übrigen, wie sollte er seine Frisur nach Belieben verändern und ihr Aussehen immer neu gestalten?
    «Ich werde also stets derselbe sein, mein lieber Felix», rief Seine Hoheit seufzend aus.
    «Nicht doch, Monseigneur, fasst Mut! Ich suche weiter, ich suche weiter …»
    Bis Herr Felix eines schönen Tages tatsächlich triumphierend hereinkam. Für sein Vorhaben erbat er lediglich alle Porträts, die von Seiner Erlauchtesten Hoheit angefertigt worden waren.
    Es wurde also zwei Tage lang auf den Dachböden und in den Lagerräumen herumgestöbert. Dies brachte immerhin vierundfünfzig Bildnisse von Herzog Karl zutage, auf Leinwand ebenso wie aus Marmor, Büsten, Medaillons und Miniaturen – der bis an den Rand gefüllte Wagen fuhr zu dem Friseur, natürlich ohne die diversen und zufällig wieder aufgefundenen Andachtsbilder großer italienischer Meister, vor allem der Carracci 121 , die die frühere Galerie des Kurfürsten Anton Ulrich gebildet hatten. Frau Sophie sammelte sie; und nun schmückten sie die Wände von Graf Ottos Wohnung, in der sie immer noch untergebracht war, bis ihr kleines Haus in Passy fertig eingerichtet war.
    Doch am meisten wunderte sich Herzog Karl über die enormen Kisten, die der Italiener herbeischaffte und die sämtlich mit Kostümen gefüllt waren. Einige Tage lang glich die Wohnstatt der Garderobe einer Schauspielertruppe, so voll war sie mit abgetragenen Kleidungsstücken: von Tartaren mit hängenden Schnurrbärten, Mongolen, Algonkin 122 , Chinesen aus gelbblauem Satin, eine Quadrille vergoldeter Türken mit riesenhaften Pappköpfen. Karl von Este konnte sich jetzt umso besser in seine Jugend zurückversetzen und in seine langen Unterredungen mit Herrn Pforzheim, dem Hofmaskenfabrikanten, als der große Felix ihn bat, von seinem Gesicht einen Abdruck nach der Natur anfertigen zu lassen …
    «Aber was zum Teufel hecken Sie aus?», rief der arme Mann so verwirrt, dass man ihm schließlich enthüllen musste, dass dreißig Wachsköpfe von ihm hergestellt werden sollten, die für dreißig verschiedene Perücken bestimmt waren; darin bestand also das köstliche Geheimnis, das Giovan und sein Kumpan dem Herzog unbedingt schmackhaft machen wollten, als sei es Medeas Kessel 123 , der ihn verwandeln und verjüngen könne.
    Der Emailleur 124 hatte

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