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Goetterdaemmerung - Roman

Goetterdaemmerung - Roman

Titel: Goetterdaemmerung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: El mir Bourges
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heiligen Ehe, so im Konzil von Trient vermerkt und mit Kirchenbann und körperlichen Strafen belegt (Kap. I, Abschnitt 24 der Konzil-Dekrete). Der Unglückliche sieht sich also mit einer unerbittlichen, weil die Seelen führenden geistigen Obrigkeit konfrontiert, und wenn er nicht in eine echte Heirat einwilligt, wird er auf eine Galeere geschickt. So lautet die einzige Alternative: Ehe oder Galeere!
    Am Morgen des 14. August»,
    fuhr Arcangeli fort,
    «wird der junge Mann in einen verschlossenen, von Schergen eskortierten Wagen gesetzt. Mit diesem Hochzeitszug wird er zur Kirche Saint-Augustin gebracht. Der Wagen wird geöffnet, der Häftling schweigend herausgeholt, dann betritt er die Sakristei. Dort trifft er auf seine kühne Geliebte; man sagt ihm, er habe freie Wahl:
    (der Italiener brach in Gelächter aus)
    Heiraten oder Galeere!»
    «Nun gut! Hat er sich für die Galeere entschieden?», fragte der Herzog launig, während Giovan sich im Zimmer verrenkend die gesamte Hochzeitsszene nachahmte.
    «Schlimmer als das, er hat die Schlinge um den Hals», rief Giovan. «Getraut, gesegnet, verbunden, eskamotiert im Angesicht unserer heiligen Mutter Kirche!»
    Und im Freudentaumel über seinen Triumph war er eine Weile versucht, dem Herzog das Geheimnis aufzudecken; doch noch waren die Verhältnisse nicht klar, und wie konnte man wissen, ob die Heirat mit allen Sicherheiten ausgestattet war? Deshalb mäßigte der Hofnarr seine ersten Wallungen und lachte sich lediglich ins Fäustchen über den Zufall, der es geschickt eingefädelt hatte, dass er jetzt den Herzog vor dessen Augen verhöhnen konnte, die arme Hoheit!
    Arcangeli erhielt am nächsten Tag einen langen Brief von Emilia, die bestätigte und ausführlicher berichtete, was der Italiener bereits wusste. Alles hatte sich gut ineinandergefügt, kein Hindernis, und die Farce war, kaum begonnen, schon aufgeflogen und wieder beendet. Die Einzelheiten waren amüsant: Franz’ Einwände, Wehklagen und Beteuerungen, als er hinter Gittern war, dann die geistigen Liköre, auf die man zurückgreifen musste, um ihn in der Kirche Saint-Augustin wieder zu sich zu bringen; doch zum Ende hin änderte sich der Stil. Es war nur allzu deutlich, von welcher Seite der Coup ausgegangen war, sodass, wie wenig listenreich der Graf auch sein mochte, es ihm wie Schuppen von den Augen fallen musste; deshalb war der gerade entlassene Neuvermählte nach der Messe in ein Mietkabriolett gestiegen und hatte Emilia stehen lassen, nicht ohne vorher zu ihr zu sagen: «Ich werde Sie niemals wiedersehen!»
    «Er wird bei ihr anklopfen, wenn nicht morgen, dann eben übermorgen», dachte Giovan mit einem Achselzucken. Doch das bereite ihm keine Sorgen, schrieb der Possenreißer an seine Schwester, ebenso wie genaue Vorschriften zu ihrem Verhalten, sondern vielmehr der Eklat, wenn er dem Herzog diese Heirat mitteilte, und der Zornesausbruch, der auf ihn niedergehen könnte.
    Ausgerechnet jetzt hatte Seine Hoheit über mehrere Tage hin Attacken von furchtbar schlechter Laune, ohne dass man deren Ursache hätte ergründen können. Man warf sich entsetzte Blicke zu; jeder äußerte Vermutungen, und so fragte Herr von Cramm leichthin, um Karl von Este auszuhorchen, nach Graf Otto und den riesigen Geldbeträgen, die sein Lieblingssohn weiterhin in Wien verschwendete. Es war sein Glück, dass er noch flink war und schnellstens die Flucht ergreifen konnte. Doch der derart aufgestaute Zorn des Herrn wandte sich nun gegen Giulia, die dem Herzog schon seit fünf oder sechs Tagen nicht einmal mehr den Respekt erwies, ihn beim Erwachen zu besuchen. Es gab eine fürchterliche Szene, deren Geheul und Gestampfe im gesamten Palais widerhallten. Schließlich wurde das Rätsel gelöst, als man von dem am folgenden Tag eintreffenden Herrn Smithson erfuhr, dass die Niederlagen bei mehreren von Herzog Karl angestrengten Prozessen der Grund für die Zornesausbrüche gewesen seien.
    Arcangeli verbrachte vierundzwanzig Stunden damit, diese Launen allesamt mitzuverfolgen, denn er hegte die freudige Erwartung, dass seine Rivalin jederzeit verjagt würde. Derweil sang er ohne Unterlass Lyonnettes Loblied; worauf der Herzog, ohne näher darauf einzugehen, gegen die Belcredi und deren unglaubliche Dreistigkeit wetterte. Doch diese Klagen endeten eines Morgens – sehr zum Erstaunen des armen Giovan! – mit einem Eilbefehl Seiner Hoheit, die Sängerin zu holen. Giulias hochmütiger Stolz hatte in der Tat den kleinen Rest von

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