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Goetterdaemmerung - Roman

Goetterdaemmerung - Roman

Titel: Goetterdaemmerung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: El mir Bourges
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dergleichen werde ich tun, Herr d’Andonville.»
    «Hundertfünfundzwanzigtausend Franc», endete der würdige Kämmerer, zwinkerte und schnalzte laut mit der Zunge. «Eine halbe Million in zwei Monaten. Ha, ha, ha, das Leben ist teuer in Wien …!» Er stutzte, dann stürzte er in Richtung Küche, aus der Geschrei zu hören war: «Ali! Na warte! So ein Schlingel …!» – «Dieser Nubier ist unerträglich», fuhr er fort, als er wieder da war und sich die Schläfen abtupfte. «Aber da kommt unser treuer Joseph, der Sie zum Herzog bringen soll.»
    Arcangeli wurde weggeführt wie ein Merkur, der im Vorspiel einer Oper in der berühmten himmelblauen Maschine davonfliegt. Er empfand nur wenig Freude bei dem Gedanken, wieder vor diesem kapriziösen Jupiter zu erscheinen; und während der Kasper im Vorzimmer innehielt und sich zurechtmachte, hörte er durch die Tür die Stimme seines Herrn.
    «Ein guter Junge!», sagte Karl von Este. «Bei seiner Ankunft haben Sie gesehen, Ulmann, dass ihm fünfundzwanzig österreichische Offiziere bis nach Linz entgegengeritten sind, als Sympathiebezeugung für den Sohn des Herzogs von Blankenburg.»
    «Es geht um Otto», dachte Giovan. «Ulmann …? Ein Angestellter des Herrn von Rothschild.» Dann hob der Italiener die schwere Portiere und stürzte hinein: «Ach! Monseigneur, Monseigneur, welch Freude!»
    «Pssst», ließ der Herzog mit herrischem Blick verlauten, der den Narren wie angewurzelt stillstehen ließ. Sein ganzer Auftritt war nun durcheinander; keine Umarmung, keine Gefühlswallungen und der Herzog phlegmatisch und hochmütig wie nie zuvor. Karl von Este lag mit konzentrierter Miene und einer leichte Haube aus grünem Kaschmir auf dem Kopf in einen großen Sessel hingestreckt, er betrachtete dicke Packen Banknoten und einen schönen, besonnenen Mann mit Locken, der sie schnell mit dem Daumen durchzählte und sie sodann bündelweise zu seiner Rechten hinwarf.
    «Ja, ja!», sagte Seine Hoheit ernst und nahm vom Beistelltischchen einen Stapel unterschiedlichster Gazetten, alle voll von Otto und Abbildungen seines Pferds:
    Die Stute Bellua, die den Weg von Paris nach Wien in dreizehn Tagen zurückgelegt hat …
    «Prüfen Sie, Ulmann, prüfen Sie, das ist mir lieber; Baron James sagte mir gestern, dass zurzeit in Paris eine Menge falscher Banknoten in Umlauf seien.»
    Und da er sich im selben Augenblick an einen kürzlich über Otto erschienenen Artikel im «Entraîneur» 117 erinnerte, machte sich Karl von Este eine Notiz, um dem Redakteur, seiner Gewohnheit entsprechend, irgendein Schmuckkinkerlitzchen zu schicken; doch als er aufsah, sah er Herrn Ulmann innehalten, abwägen, eines der Bündel neu zählen und dieses schließlich nach links werfen, wie ein Mann, der die Spreu vom Weizen trennt. – Eh! Nanu? Was hatte das zu bedeuten? Seine Hoheit erhob sich. Einen Augenblick später kam ein weiteres zu dem verdächtigen Bündel hinzu, dann ein drittes und viertes, Schlag auf Schlag. «Ach, Himmel, Kreuz, Donnerwetter! Die Banknoten waren falsch …!» Gereizt zog Herzog Karl sein wallendes Gewand aus geblümtem Damast enger und fing an, in seinen Babuschen 118 aus gelbem Leder schlurfend auf und ab zu gehen. Doch als der böse Jude zum fünften Mal mit seiner beleidigenden Geste ein Bündel als unbrauchbar weggeworfen hatte, konnte Herzog Karl nicht mehr an sich halten. Er pflanzte sich direkt vor Arcangeli auf, der mit gesenkten Augen und erstarrt am liebsten im Erdboden versunken wäre, und sagte zu ihm mit vor Wut erstickter Stimme: «Hinaus, unverschämter Schlingel! Ich jage dich fort!»
    Der andere meinte vor Erschütterung zu vergehen, dann zog er sich, ohne etwas zu erwidern, zurück. Unterdessen, das letzte Bündel war gezählt, hatte sich Herr Ulmann erhoben.
    «Es war also Falschgeld dabei?», meinte der Herzog in verändertem Tonfall.
    «Falsch …? Im Gegenteil, sie sind alle ganz hervorragend», erwiderte der Kassenverwalter sanft, «doch habe ich sie nach Serien getrennt.»
    Und da sieht der Mann überaus erstaunt, wie sich Seine Hoheit vom Sessel erhebt, stürmisch zur Tür rennt, sie öffnet und mit lauter Stimme schreit: «Arcangeli! Arcangeli, komm nur! Ich freue mich so, dich wiederzusehen!»
    Dann nahm er mit bedrückter Miene seine Kaschmirhaube ab und entblößte einen fast kahlen Schädel: «Ach! Giovan!, dein Herr hat sich sehr verändert, mein Junge!»
    Die Bäder, das Parfümieren und Schwitzen Seiner Hoheit begannen also ab dem folgenden Tag mit

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