Goetterdaemmerung - Roman
besser behandelt als ich …!»
Ihre Lippen zitterten vor Wut, unversöhnlicher Hass stand ihr ins bleiche, hochmütige Gesicht geschrieben; und der verstörte Karl von Este zog überaus kläglich die Schultern zusammen und zupfte, um Haltung zu bewahren, an seinen Handschuhen herum.
Als sich die Belcredi ein wenig beruhigt hatte, begann der Herzog nach einer ziemlich langen Pause, in der Arcangeli seinem erlauchten Gefährten unaufhörlich Zeichen gemacht hatte, endlich zu sprechen. Als Erstes redete er vage von seiner Hochachtung, seiner Liebe. Gerade weil er seine Verfehlungen nun verstehe, versuche er sie wiedergutzumachen, seine Reue sei aufrichtig, seit dem Weggang der Belcredi habe er keinen Tag erlebt, ohne an sie zu denken und ohne sich zu verfluchen. Gleichsam mitgerissen vom Pathos seiner eigenen Worte und zunehmend erregt, rief er aus, sie sehe einen Verrückten vor sich, er sei ihres Besitzes nicht würdig, und er überhäufte sich selbst mit allen möglichen Vorwürfen: «Doch ich beschwöre Sie, mir wieder gut zu sein, Frieden zu schließen …» Und er wartete, ihr zugewandt, mit flehentlichen Blicken.
«Wagt nicht zu hoffen», sagte Giulia, «dass ich wieder Eure Geliebte werde!» Und als Seine Hoheit daraufhin seine Ausführungen wieder aufnahm, schrie sie wie eine Furie: «Niemals … niemals …» Dann warf sie sich mit einem Stöhnen auf ein Kanapee, bedeckte ihre Augen mit der Hand und weinte wie eine Frau, die am Ende ihrer Kräfte ist.
Karl von Este und Arcangeli hatten sich indessen, wie betäubt von der Wirkung, die sie hervorgerufen hatten, in eine Ecke zurückgezogen, und ließen dem Gefühlsausbruch der Belcredi ein wenig Zeit, selbst bewegt und gerührt von der heftigen Anwandlung, die sie da vor Augen hatten. Schließlich brach Giovan das Schweigen und sagte in versöhnlichem Ton, das seien doch unnütze Worte, man solle sich in aller Ruhe aussprechen, und an die Belcredi gewandt fuhr er fort: «Nun, Madame, Ihr Zorn ist gerechtfertigt … Monseigneur, Ihr habt in dieser Angelegenheit Unrecht getan, sehr großes Unrecht, o ja.»
«Kommen Sie, Giulia», bemerkte Seine Hoheit, wobei er ein paar Schritte auf sie zuging, «wollen Sie denn meine ausgestreckte Hand zurückweisen?»
Sie schien nichts zu hören und machte ruckartige Gesten, als ob sie den Herzog von sich wegschieben wollte. Nach und nach ließ ihre körperliche Unruhe nach, ihre Brust wurde nicht mehr von tiefen Seufzern geweitet.
«Jetzt», dachte der arme Herzog, «ist der Moment gekommen, ihr zu Füßen zu fallen …» Tatsächlich ließ er sich, ein Kissen heranziehend, auf die Knie sinken, während Giovan ausrief: «Sehen Sie, Madame, wie sehr man Sie liebt, wie Seine Hoheit sein Unrecht wiedergutzumachen wissen!»
«Ach! Ich sehe», ließ sich Giulia mit leiser Stimme vernehmen, «was für Betrüger die Männer sind.»
«Ja!», rief der Italiener scherzend. «Wir sind durchtriebene Schurken und beginnen zu lügen, bevor wir die ersten Zähne haben.»
«Muss ich mich denn wirklich», fuhr Giulia fort, «nach einer solchen Lektion von Ihren Worten umgarnen lassen …!»
Mit diesen Worten erhob sie sich widerstrebend, und während des langen Schweigens, das nun eintrat, erhob sich Seine Hoheit ebenfalls. Schließlich wagte der Herzog, die Hand der Belcredi zu ergreifen und an seine Lippen zu führen, und Giulia wehrte sich kein bisschen; doch unter gesenkten Wimpern, hochmütig, die Augen halb ihm zugewandt, zeigte sie dieses Lächeln einer Sphinx, sanft und eisig zugleich, mit dem sie ihre fürchterlichsten Entschlüsse überspielte und verbarg. Nun da er sie endlich dort hatte, wohin Karl von Este sie hatte bringen wollen, klatschte der Italiener in die Hände und rief in aufgekratztem Ton: «Es ist vollbracht, Monseigneur, es ist beschlossen. Ach! Wir hübschen Männer sind doch zweifellos noch immer das, was die Frauen am meisten lieben!»
Dann redeten alle drei, recht lang und wirr, mit unzähligen Fragen, Wiederholungen, Erklärungen, wie es nach einer Trennung eben so geht; und Karl von Este schritt im Zimmer auf und ab, im Licht einer Kerze, die die Sängerin entzündet hatte, denn die Nacht brach herein. An diesem Tag trug er eine Art an der Taille anliegenden und gefältelten Redingote 147 , eine an den Seiten mit grünen Samtstreifen verzierte Hose, seine auf Hochglanz gebürstete schwarze Perücke und ein Jabot 148 mit einem ganzen Wasserfall von Spitzen.
Von Zeit zu Zeit kam der Herzog zwischen all
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