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Goetterdaemmerung - Roman

Goetterdaemmerung - Roman

Titel: Goetterdaemmerung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: El mir Bourges
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den unnötigen Worten wieder auf sein Anliegen zu sprechen, die Rückkehr der Belcredi: «Ihr Gemach ist für Sie vorbereitet, ab morgen werde ich Sie dort erwarten.»
    «Nun gut», sagte sie schließlich, «ich stimme unter einer Bedingung zu, Monseigneur.»
    «Und welche ist das?», fragte Karl von Este.
    Die Belcredi beugte sich zu ihm hinab und sagte ihm leise etwas ins Ohr, und als er sie mit verblüffter Miene ansah, wiederholte sie lachend: «Ihr könnt es annehmen oder bleiben lassen, Monseigneur; ich hätte nur gern gewusst, ob Ihr mir in Zukunft gehorchen werdet.»
    «Ach! Dieses Verdikt ist gar zu grausam, Madame», sagte Seine Hoheit galant.
    «Dreißig Tage sind nicht lang», gab die Belcredi prompt zurück. «Also, mein hoher Herr, entscheidet Euch, schwört!», sagte sie schelmisch.
    «Nun gut, so sei es!», antwortete Seine Hoheit. «Ich schwöre es Ihnen, Giulia.»
    Es folgten noch etliche Artigkeiten und Plaudereien. Karl von Este drängte Giulia gewissermaßen als Versöhnungsbonbons einige Juwelen auf, die sich, in Schächtelchen verpackt, passenderweise in seiner Tasche fanden; und da der Abend fortgeschritten war, erhob sich Seine Hoheit alsbald und verabschiedete sich: «Das blaue Coupé wird Sie morgen gegen drei Uhr abholen, Teuerste.»
    Er ging mit Giovan hinunter; man hörte die Pferde schnauben, dann das Gepolter des Aufbruchs. Die Glocke eines benachbarten Klosters läutete in der Abenddämmerung – und von unermesslicher Trauer erfüllt lauschte Giulia, aufrecht am offenen Fenster stehend, mit starrem Blick dem verklingenden Räderrollen und dem Bimmeln jenes trostlosen Glöckchens über den verlassenen Gärten …
    Als sich die Belcredi umwandte, sah sie Otto vor sich. Er stand in der Tür, bleich, erschreckend anzusehen. Und diese kurze Stille, in der man die grüne Kerze am Klavier gleichsam in der Nachtluft brennen und flackern zu hören glaubte, war das das Schrecklichste, was Giulia und Otto in ihrem so düsteren und bewegten Leben empfunden haben.
    «Das wirst du doch nicht tun», stammelte er, «du wirst doch nicht zu meinem Vater zurückkehren?»
    «Ich werde ab morgen dort sein», sagte sie.
    «Ach …! Ach …!», stöhnte Otto zwei- oder dreimal, und im gleichen Augenblick stürzte er sich mit Wucht auf Giulia, die er damit zum Stolpern brachte, und rollte mit seiner Geliebten auf der Erde herum. Sie versuchte, sich loszumachen und die von Hass gekrümmten Finger aufzubiegen, mit denen er ihr den Hals zudrückte. «Hure! Hure!», wiederholte er mit grimmiger, gepresster Stimme, während er in unbeschreiblicher Wut mit ihr kämpfte. Er drückte fester und fester, da biss sie ihn plötzlich grausam in die rechte Hand. Er schrie auf, ließ die Belcredi los und erhob sich schwankend; als er seine blutende Hand sah, begann er mit den Zähnen zu klappern wie ein Mensch, dem sehr kalt ist, und brach unvermittelt in Tränen aus.
    Die Nacht war dunkel und still; ab und zu zogen dicke Wolken über den hell scheinenden Mond. In der Ferne schlug es zehn Uhr, der intensive Duft von Akazien drang durch das geöffnete Fenster … Nun trat ein langes Schweigen ein; ein Stern zog über den Himmel. Wie aus den Tiefen eines Traums sah Otto Giulia vor sich, blass und weiß gleich einem Gespenst, wie sie die Arme hob und sich vor dem Spiegel wieder herrichtete.
    «Ja! Ich kehre zum Herzog zurück», sagte sie endlich mit leiser Stimme. «Doch einen Monat lang gehöre ich nur mir selbst, und niemand wird über meine Schwelle treten; ich habe dem Herzog dieses Versprechen abverlangt.»
    «Einen Monat lang …?», fragte er bebend. «Und danach …?»
    «Hm!», machte sie, während sie im Spiegel die Halsketten betrachtete, die ihr Seine Hoheit geschenkt hatte. «Wer kann schon sicher sein, dass er nach einem Monat noch lebt?»
    «Giulia …», sagte er, «Giulia …!»
    Dann sprachen sie nicht mehr und dachten beide schweigend nach: sie bleich, mit trauriger und sanfter Miene, wegen irgendetwas bedrückt, die Hände verschränkt und vollkommen reglos – nur die Diamanten, die neben ihren Wangen herabbaumelten, blitzten feurig; und er, den Ellbogen aufs Knie, den Kopf in die Hand gestützt, erstaunt, mühsam die Fassung bewahrend über den Aufruhr, der ihn erfüllte, wiederholte beharrlich: «Ich bin verrückt, was habe ich denn nur gedacht?» Doch in seinem tiefsten Innern betrachtete er mit verstohlenem Blick seine Aussichten: Entweder würde er Giulia für immer verlieren, oder er hätte sie

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