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Götterdämmerung

Götterdämmerung

Titel: Götterdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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alles.»
    Erasmus schüttelte den Kopf und mampfte. «N-nh. Weshalb sollten diese Felder denn urplötzlich massenhaft Menschen verschlucken? Und weshalb treten sie nicht mehr nur an einzelnen Punkten auf, sondern überall auf der Welt, nicht lokal begrenzt, sondern förmlich personengebunden?»
    «Stimmt.» Diana nickte bedauernd. «Von maßgeschneiderten Erdmagnetfeldern steht bei den Maya nichts.»
    «Nein.» Erasmus schüttelte den Kopf. «Mal ganz davon abgesehen, dass damit noch nicht erklärt wäre, weshalb all diese anderen Leute auftauchen. Absolut nicht …»
    «Wieso? Wer ist denn aufgetaucht?»
    «Ah … eine Menge Leute. Wikinger. Zum Beispiel.»
    «Wikinger.»
    «Ja. Diese Terroristen, die die Allianz-Versicherung besetzt hatten und offenbar etliche Millionen aus dem Fenster geschmissen haben, sinnbildlich, sind allem Anschein nach Wikinger. Das Gebäude ist um zwei Uhr morgens geräumt worden, und man hat die Besetzer festgenommen. Der Anführer nennt sich laut BKA Olaf der Starke.»
    Diana seufzte und schüttelte mitfühlend den Kopf. «Das kommt davon, wenn man beim Kiffen
Wickie
guckt. Möchtest du noch Kaffee?»
    «Gern.» Während Diana die Tassen auffüllte, sprach Erasmus weiter. «Aber der Wikinger hat nichts geraucht, glaube ich. Denn das ist noch lange nicht alles. Zum Beispiel sind in der Innenstadt von München Reiter aufgetaucht. Mongolen. Und du weißt ja, wie die Mongolen mit Leuten umspringen, die ihnen nicht gefallen.»
    «O Gott. Ehrlich? Wie jetzt: echte?»
    «Ja.» Erasmus nickte ernst. «Verständlicherweise waren die Schwabinger nicht ganz nach dem Geschmack der Mongolen. Genauso wenig wie die Mongolen nach dem Geschmack der Schwabinger … Insgesamt achtzehn Tote. Grässliche Geschichte. Aber leider nicht die einzige.» Erasmus biss wieder ab und starrte konzentriert ins Leere. «Also: Es blitzt und donnert und stürmt, und plötzlich sind irgendwelche Menschen nicht mehr da. Wobei es sich interessanterweise vor allem um Politiker, Beamte, Makler und kaufmännische Angestellte handelt. Keine Kinder, kaum Arbeiter, kaum Künstler.»
    «Willst du damit etwa sagen, dass diese Blitze nur diejenigen treffen, die sowieso völlig überflüssig sind?»
    «Nein. So was würde ich nie sagen.» Erasmus schmunzelte über den Brötchenrand. «Du kommst aber auch auf Ideen, Diana. Lieber Himmel.»
    «Entschuldigung.»
    «Nein, nein, vielleicht hast du ja recht. Zumindest ist das ein sehr auffälliges Merkmal. Oder besser:
war
ein sehr auffälliges Merkmal, denn mittlerweile hat sich etwas getan, wie ich ja schon sagte.»
    «Und zwar?»
    «Na ja.» Erasmus kratzte sich unschlüssig an der Schläfe. Jetzt kam der schwierigere Teil. Der, den er sich noch viel weniger erklären konnte als den ersten. «In den letzten Stunden sind auch Leute ohne Blitze und Donner verschwunden. Und natürlich auch aufgetaucht. Mit Äpfeln.»
    Diana ließ den Brötchenrest fallen, versuchte ihn aufzufangen und beförderte ihn nach einigem Hin und Her mit einer eleganten Vorhand auf den Kühlschrank. Sie leckte sich ungläubig einige Marmeladenspritzer von den Fingern. «Mit was? Mit Äpfeln?»
    «Mmmh.»
    «Du nimmst mich auf den Arm.»
    Erasmus schüttelte empört den Kopf. «Würde ich nie.»
    «Mit Äpfeln. Aha. Gab es schon mal atmosphärische Störungen mit Äpfeln?»
    «Nicht, dass ich wüsste. Nein. Es sind keine atmosphärischen Störungen. Und für einen Marketingscherz sind die ganzen Wikinger und Ritter und Mongolen und Neandertaler entschieden zu authentisch. Ich habe natürlich nachgesehen, ob sich so was irgendwann schon mal ereignet hat, zumindest so was Ähnliches, aber ich habe nichts gefunden.»
    «Moment.» Diana hob beide Hände und kramte kurz nach Worten. «Moment mal. Lass mich mal kurz rekapitulieren, damit ich den Faden nicht verliere. Ich brauche ein bisschen Ordnung in meinem Kopf, sonst kann ich gleich wieder ins Bett gehen. Wir haben einen Haufen Verschwundene, und wir haben einen Haufen Aufgetauchte. So weit richtig?»
    «Richtig. Und zwar jeweils begleitet von Blitzen oder Äpfeln.»
    «Und du hältst es für ziemlich ausgeschlossen, dass Menschen für diese Vorfälle verantwortlich sind.»
    «Ziemlich, ja. Was dachtest du? Blofeld, Doktor No, Al Kaida?»
    «Nein … Na schön. Dann muss das Ganze also ein natürliches Phänomen sein.»
    «Nicht von vornherein auszuschließen», nickte Erasmus zustimmend. «Nur müsste es irgendeinen Grund für dieses Phänomen geben, eine Ursache.

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