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Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Titel: Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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festnehmen, werden sie mich töten. Bestimmt wird es wie ein bedauerlicher Unfall aussehen, damit es zu keiner Verhandlung kommt.«
    »Das hieße ja, wir hätten es mit einer unglaublichen Verschwörung zu tun!«
    »Ich weiß, Nitis, aber eine andere Erklärung habe ich nicht.«
    Kel wiederholte seinen Bericht noch einmal Punkt für Punkt. Und er verschwieg auch nicht den Einsatz seines Freundes Bebon, der heute verhaftet worden war.
    »Die Übersetzer hatten immer mit heiklen Fällen zu tun«, erzählte er. »Und mein Herr stand in ständiger Verbindung zum Palast. Der Pharao braucht unsere Arbeit für Ägyptens Beziehungen zu den Nachbarländern. Ein solcher Massenmord kann nicht das Werk eines Verrückten sein. Er war genauestens geplant, und seine Urheber wollten mich zum Sündenbock machen. Ist meine Flucht nicht schon Beweis genug? Ein Unschuldiger hätte sich den Wachen gestellt und sein gutes Recht gefordert. Diese Menschenjagd wird mit aller Kraft betrieben, man wird Beweise sammeln und die Untersuchung schleunigst abschließen.«
    »Kann die Gerichtsbarkeit denn nicht zwischen wahr und falsch unterscheiden?«
    »Die Umstände sprechen gegen mich. Und sollte der Richter mit den Mördern unter einer Decke stecken, wird er mich gar nicht erst anhören.«
    Nitis' friedliches Weltbild brach mit einem Mal zusammen.
    Plötzlich herrschten Verbrechen und Gewalt, Lüge und Unrecht – die Wesensmerkmale von Isefet, der Macht der Zerstörung und Gegenspielerin zum heiteren Einklang von Maat, der Göttin der Gerechtigkeit.
    Warum eigentlich glaubte sie den Worten dieses jungen Mannes, warum hörte sie sich diese schrecklichen Geschichten an, die ihr bisher so ruhiges und überschaubares Dasein bedrohten?
    Kel ahnte ihre Nöte.
    »Verzeiht mir bitte, dass ich Euch solche Schwierigkeiten mache. Mein Standpunkt ist unhaltbar, das weiß ich, und ich will Euch unter gar keinen Umständen mit in den Abgrund reißen. Darf ich Euch aber nach den Namen der Gäste fragen, die bei dem Festmahl anwesend waren, bei dem man mich betäubt hat?«
    Die Priesterin nahm sich zusammen und sagte mit fester Stimme: »Also, da war zunächst der Besitzer des Hauses, in dem gefeiert wurde, der Große Schatzmeister und Vorsteher der Felder, Pef. Er war ein guter Bekannter meiner Eltern und hat mir den Eintritt in den Tempel sehr erleichtert. Er ist ein rechtschaffener und sehr arbeitsamer Mann, der die Zwei Häuser von Gold und Silber ausgezeichnet verwaltet und über den Wohlstand unseres Landes wacht. Als Herr über die Felder und überschwemmbaren Ufer hat er den Posten eines Planers geschaffen, damit wir in Zukunft nicht mehr so sehr dem Zufall ausgeliefert sind. Außerdem ist er in die Großen Mysterien von Osiris eingeweiht und leitet die Ritualfeiern in Abydos, dessen Anliegen er oft vor dem Pharao vertritt. Wegen des Aufbaus von Sais und anderen Städten im Nil-Delta wird seiner Meinung nach die heilige Stadt, die dem Herrn der Auferstehung gehört, viel zu sehr vernachlässigt.«
    »Er ist also eine der wichtigsten Persönlichkeiten unseres Landes. Warum hat er dann ausgerechnet mich – einen kleinen Schreiber – eingeladen?«
    »Vermutlich hat er von Eurem erstaunlichen Einstieg in die berufliche Laufbahn vernommen und wollte Euch kennenlernen.«
    »Dann hätte er doch wenigstens einmal das Wort an mich gerichtet!«
    »Da liegt Ihr vollkommen falsch, und Pef ist niemals Urheber einer mörderischen Verschwörung.«
    »Er wäre aber doch dazu in der Lage?«
    »Da folgt Ihr der falschen Fährte, ganz sicher.«
    »Wer waren die anderen Würdenträger, Nitis?«
    »Menk war dabei, er veranstaltet die Feste von Sais. Er sorgt dafür, dass die Barken der Göttin Neith immer in gutem Zustand sind, überprüft die Vorräte an Weihrauch, Schminke und Ölen und überwacht den reibungslosen Ablauf der Feierlichkeiten. Er ist freundlich und hat ein sehr angenehmes Wesen – als Mörder kann man ihn sich wirklich nicht vorstellen.«
    »Nimmt er Einfluss auf die Angelegenheiten der Herrschenden?«
    »Nein, in keiner Weise.«
    »Trotzdem kennt er den König und verkehrt mit seinen Ministern.«
    »Das schon, aber er hat dabei nur die ordnungsgemäße Durchführung der Ritualfeiern im Sinn!«
    »Und wenn er sich nur den Anschein gäbe?«
    Nitis sah ihn hilflos an.
    »Natürlich kann ich mich irren«, gab Kel zu. »Aber versucht mich doch bitte zu verstehen. Ich war der Meinung, unsere Welt bewege sich in festen Bahnen, geregelt nach dem Gesetz

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