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Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Titel: Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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unsere Rechtsprechung nach dem Gesetz von Maat richtet und nicht nach irgendwelchen persönlichen Vorstellungen. Arm und Reich vertrauen ihr gleichermaßen und dürfen auf keinen Fall enttäuscht werden.«
    »Ja, natürlich«, gab Henat zu, »wenn aber dieser Massenmord mit geheimen Reichsangelegenheiten in Verbindung stehen sollte …«
    »… werde ich es mitteilen.«
    »Bisher wurde diese furchtbare Geschichte noch nicht unter die Leute gebracht«, sagte der Stadtvorsteher von Sais. »Ich hoffe, dass die Wachmannschaften nicht nur wirkungsvoll, sondern zugleich auch sehr verschwiegen arbeiten.«
    »Meine Anweisungen gehen in diese Richtung«, beruhigte ihn Gem. »Eine derartige Untersuchung ist kein öffentliches Schauspiel; was zählt, ist allein ihr Erfolg und die Einhaltung der Gesetze.«

12
    E rschöpft und halb verhungert blieb Kel schließlich stehen.
    Als er aus Sais weggelaufen war, hatte ihm sein Gefühl geraten, sich in sein Heimatdorf zu flüchten, das nicht weit weg war von der Stadt. Jetzt, nachdem Bebon festgenommen, ins Gefängnis geworfen oder vielleicht sogar von Wachleuten umgebracht worden war, die mit den Mördern unter einer Decke steckten, war er ganz allein und ohne Verbündeten.
    Wohin sonst hätte er fliehen sollen, wenn nicht zu seinem alten Onkel, dem letzten Verwandten, den er noch hatte? Der Onkel hatte eine kleine Landwirtschaft und würde ihn vielleicht wenigstens für ein paar Tage bei sich aufnehmen. Kel würde zwar seine Lage erklären müssen, war aber zuversichtlich, den Onkel zu überzeugen.
    Der altbekannte Anblick der grünen Landschaft mit ihren Palmenhainen und gepflegten Gemüsegärten stimmte ihn etwas heiterer. Er begegnete Bauern und ihren Eseln, die mit Körben voller Gemüse bepackt waren, und grüßte die Arbeiter auf dem Feld. Unter einer sanft wärmenden Sonne verlief das Leben in ruhigen, friedlichen Bahnen.
    Befand er sich nicht vielleicht nur in einem schrecklichen Albtraum, aus dem er gleich aufwachen würde? Leider nein – die Augen schließen, einschlafen und wieder aufwachen reichte nicht. Die grausame Wirklichkeit schnürte ihm weiter die Kehle zu.
    Als er endlich zu seinem Dorf kam, traf er auf einen Menschenauflauf.
    Männer und Frauen redeten aufgeregt durcheinander, ein langer dünner Kerl zeigte zum Himmel, eine alte Frau beschimpfte ihn.
    Als sie ihn entdeckten, senkten sie die Stimmen und verschwanden einer nach dem anderen.
    Im Schatten einer Palme wartete Kel, bis es endlich wieder ruhig war, dann ging er auf die kleinen weißen Häuser zu, die sich in den Schatten einiger Sykomoren duckten. Hier hatten seine Eltern glücklich gelebt. Nun lebten ihre Seelen neben den Gerechten weiter. Kel erinnerte sich an Kinderspiele, an Plantschen im Wasser, lautes Gelächter, wilde Wettrennen. Bei der Ernte zu helfen war keine Strafe, sondern ein Vergnügen. Und wie gern hatte er sich um die Schweine und die Gänse gekümmert. Er hatte immer bewundert, wie klug sie waren, und sich stundenlang mit ihnen beschäftigt. Alles deutete darauf hin, dass er einmal Bauer werden würde.
    Auf einem Fest zeigte ihm dann der Schreiber, der die Ernte beaufsichtigte, ein paar Schriftzeilen.
    Da tat sich ihm plötzlich eine neue Welt auf.
    Und mit einem Mal war nichts mehr wichtig außer diesen Schriftzeichen, dem Pinsel, mit dem man sie malte, und den Tintenfässchen.
    Gegen den Willen seiner Eltern und ohne irgendeine Empfehlung hatte sich Kel in der Schreiberschule im nächsten Tempel vorgestellt. Der Schulleiter kümmerte sich nicht um die Einwände der anderen Lehrer und nahm ihn unter seinen Bedingungen in die Schule auf.
    Fleißig, lernbegierig und unermüdlich wie er war, wurde Kel schon bald sein bester Schüler. Weil er diese große Begabung weiter fördern wollte, schickte der Schulleiter Kel zu einem angesehenen Lehrer nach Sais. Der Knabe bestand die Aufnahmeprüfung und erwies sich als über die Maßen begabt.
    Und obwohl er wie von einem Strudel mitgerissen wurde, vergaß Kel doch nie sein Dorf.
    Jetzt gab es ein Wiedersehen mit seiner Heimat – musste er da sein Schicksal beklagen? Nein, er wollte sein großes Ziel verwirklichen und es allen Widrigkeiten zum Trotz erreichen.
    Der lange Kerl stellte sich ihm in den Weg.
    »Du bist wohl nicht von hier?«
    »Da täuschst du dich aber.«
    »Hat man dich vielleicht als Spitzel geschickt?«
    Da musste Kel lachen.
    »Mach dir keine Gedanken, ich will nur meinen Onkel besuchen.«
    Der Lange runzelte die

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