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Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Titel: Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Stirn.
    »Wie heißt denn dein Onkel?«
    »Der Ausdauernde.«
    »Ah … Du scheinst nicht auf dem Laufenden zu sein.«
    »Wieso, was müsste ich wissen?«
    »Hast du vielleicht Hunger?«
    »Mir knurrt schon der Magen.«
    »Dann komm zu mir zum Essen mit. Meine Frau kocht den besten Eintopf weit und breit.«
    Der Lange hatte nicht übertrieben. Es gab ein köstliches Mahl aus gebratenem Schaffleisch, gefüllten Auberginen und Kreuzkümmelsauce. Und der einfache Wein aus der Gegend, ein spritziger Roter, verdarb dieses Festmahl auch nicht.
    Nachdem man einige Höflichkeiten ausgetauscht hatte, kam Kel zur Sache.
    »Was wolltet Ihr mir sagen? Hat mein Onkel vielleicht Schwierigkeiten?«
    Auf einmal herrschte bedrücktes Schweigen.
    »Du musst ihm die Wahrheit sagen«, verlangte die Frau des Langen.
    »Sein Haus hat gebrannt, und er ist in dem Feuer verbrannt. Die meisten Dorfbewohner glauben, dass es ein Unfall war; ich habe aber gesehen, wie ein Fremder das Feuer gelegt hat. Und unsere Dorfälteste erlaubt mir nicht, die Sache zu melden.«
    »Und sie hat recht«, sagte seine Frau. »Da kriegen wir nur Ärger. Solche Geschichten gehen uns nichts an. Kümmere dich um deine Familie und halt deinen Mund.«
    »Wann hat sich dieses Unglück denn ereignet?«, wollte Kel wissen.
    »Das ist erst zwei Tage her.«
    Auf einmal war ihm alles klar.
    Es gab keinen Zufall.
    Die Mörder hatten sich Kel als Opfer ausgesucht und mit seinem Onkel seinen einzigen möglichen Rückhalt umgebracht. Bei der Einladung zu dem Festessen am Abend vor dem Mord hatte man ihn, wie Bebon richtig vermutete, betäubt, damit er erst am Vormittag aufwachen und zu spät zur Arbeit kommen würde.
    Weil man ihn zum Mörder bestimmt hatte, konnte Kel unter keinen Umständen dem Gericht entkommen. Und wer die wahren Schuldigen waren, sollte nie ans Licht kommen.
    »Ich danke euch für eure Gastfreundschaft, jetzt muss ich aber weiter.«
    »Möchtest du nicht noch etwas von dem Auflauf?«
    »Vielen Dank, er schmeckt ausgezeichnet, aber mir bleibt nicht mehr viel Zeit.«
    Dann war also die Einladung zu dem Festmahl der letzte Schritt eines Plans gewesen, den einer oder mehrere einflussreiche Leute ausgeheckt hatten, die im Machtgefolge weit genug oben standen, um zu wissen, welch große Bedeutung das Übersetzeramt hatte.
    Wer könnte Kel helfen, die Namen der Würdenträger herauszufinden, die an diesem Abend anwesend waren?
    Das Gesicht von Nitis, der hübschen Priesterin, tauchte vor ihm auf.

13
    D ie achtzehnjährige Nitis mit ihren beinahe unwirklich tiefblauen Augen war bereits als junges Mädchen in den Dienst von Neith getreten. Als Sängerin und Leinenweberin hatte sie herausgefunden, welch einzigartiges Wesen die Göttin verkörperte – sie war zugleich ›Mutter aller Mütter‹ und ›Vater aller Väter‹. Als schöpferische Woge und Ursprung aller Energie webte Neith ohne Unterlass am Universum. Leben und Tod lagen in ihrer Hand, und die Eingeweihten setzten ihr Werk fort, wenn sie die rituellen Stoffe webten.
    Die junge Frau wohnte in der bescheidenen Unterkunft der Familie, ganz in der Nähe des großen Neith-Tempels. Ihre Mutter war nach einem langen Witwenleben gerade gestorben. Sie hatte den Tod ihres Mannes nie verwunden; er war Zimmermann gewesen und bei einem Unfall ums Leben gekommen.
    Sollte sie sich der großen Mysterien würdig erweisen, würde Nitis eines Tages im Herzen des heiligen Bezirks wohnen. Vorher musste sie sich aber noch bewähren, gewissenhaft und ausdauernd arbeiten und zeigen, dass sie ihrem Wunschbild nahe kam.
    Nachdem sie die Tempelmauern hinter sich gelassen hatte, wollte sie nach Hause gehen. Sie dachte gerade an eine Schrift voller Symbole, in der die beiden überkreuzten Pfeile von Neith – ein Erkennungsmerkmal der Göttin – erwähnt wurden, als sie ein junger Mann ansprach.
    »Bitte entschuldigt, dass ich Euch störe. Mein Name ist Kel, und ich muss Euch in einer sehr ernsten Angelegenheit sprechen.«
    Nitis hatte diesen eindringlichen Blick nicht vergessen.
    »Ihr wart auch zu dem Festmahl vom Großen Schatzmeister Pef geladen, habe ich recht?«
    »Ja, und ich fürchte, dass all mein Unglück dort seinen Anfang nahm. Ohne Eure Hilfe droht mir der Tod!«
    Kel verstand seinen Mut selbst nicht. Wie konnte er es wagen, sich so an eine Neith-Priesterin zu wenden, deren Schönheit und Zauber ihn geradezu überwältigten.
    »Ihr wirkt sehr erschüttert«, sagte sie.
    »Im Namen des Pharaos – ich schwöre

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