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Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Titel: Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Euch, dass ich die Verbrechen nicht begangen habe, deren man mich beschuldigt.«
    Kel hatte alles aufs Spiel gesetzt. Entweder war Nitis jetzt bereit, ihn anzuhören, oder sie wies ihn ab. Und wie hätte er es ihr übel nehmen können, wenn sie einem Unbekannten nicht vertrauen wollte, der sich so merkwürdig benahm und solch beunruhigende Äußerungen machte.
    »Kommt mit zu mir.«
    Am liebsten hätte er sie in den Arm genommen und geküsst, konnte diesen ungestümen Wunsch, den er noch nie so verspürt hatte, aber gerade noch unterdrücken.
    In dem Viertel, in dem sie wohnte, war es sehr ruhig. Hier und da wurden Öllampen angezündet, und man machte sich ans Abendessen.
    Kein Mensch sah, wie Kel die Wohnung von Nitis betrat, die sehr schlicht eingerichtet war.
    »Wir sollten uns vor den Urahnen verneigen und um ihren weisen Rat flehen«, verlangte Nitis.
    Also knieten die beiden jungen Leute nebeneinander vor zwei Kalkbüsten nieder, die einen Mann und eine Frau darstellten. Sie erhoben ihre Hände zum Zeichen der Anbetung, und Nitis sprach den Ritualspruch, der das Licht aus dem Jenseits feierte, damit es den Weg der Lebenden erleuchtete.
    Das Duftwasser, das die Priesterin trug, berauschte Kel. Es war eine köstliche Mischung aus Jasmin und tausenderlei anderen Düften – sanft und feurig zugleich.
    »Habt Ihr Hunger?«, fragte sie ihn jetzt.
    »Ich kann nicht bei Euch bleiben, ich muss …«
    »Bei einem guten Essen müsst Ihr mir alles erzählen. Ich sehe, wie müde Ihr seid – also keine Widerrede!«
    »Aber ich will Eurem Ruf nicht schaden und …«
    »Ich lebe allein, und kein Mensch weiß, dass Ihr hier seid.«
    »Dann – dann glaubt Ihr mir also?«
    Nitis musste lächeln.
    »Ich kenne ja noch gar keine Einzelheiten von Eurer Geschichte.«
    Sie begaben sich in das Empfangszimmer, das mit Sesseln und einem sehr schönen niedrigen Tisch eingerichtet war. Nitis mochte Möbel im Stil des Alten Reichs, die einige Handwerker nachbauten.
    Sie trug verschiedene kleine Gerichte auf: süße Zwiebeln, Gurken, überbackene Auberginen, getrockneten Fisch, Feigen, frisches Brot und Rotwein aus der Oase.
    Kel versuchte seinen Heißhunger zu beherrschen und nicht alles zu verschlingen.
    Nitis aß, sprach und bewegte sich mit der gleichen Anmut, wunderbar weiblich und bezaubernd. Am liebsten hätte er sie stundenlang angeschaut, am liebsten wäre er ihr Schatten geworden, um sie keinen Augenblick mehr verlassen zu müssen.
    »Jetzt erzählt doch, was ist Euch geschehen, Kel?«
    Er leerte noch einen Becher Wein und nahm dann seinen ganzen Mut zusammen.
    »Ich wurde als Letzter im Übersetzeramt von Sais angestellt.«
    »Obwohl Ihr noch so jung seid?«
    Der Schreiber wurde rot.
    »Die Arbeit ist meine einzige Leidenschaft – und ich hatte Glück.«
    »Sollte man nicht eher von sehr frühen, außergewöhnlichen Fähigkeiten sprechen?«
    »Ich habe jedenfalls versucht, mich des Vertrauens würdig zu erweisen, das mir mein Vorgesetzter geschenkt hat. Er hat mir vor Kurzem einen seltsamen verschlüsselten Papyrus anvertraut, der sich bisher nicht entziffern ließ. Ich habe ihn hier.«
    Kel holte das Schriftstück aus einer Tasche seines Gewands. Nitis warf einen Blick darauf, konnte aber kein Wort lesen, obwohl sie äußerst gebildet war.
    »Möglicherweise wurden alle anderen Schreiber und Übersetzer wegen dieses Schriftstücks ermordet.«
    »Sie wurden ermordet?«
    »Ja, sie wurden mit vergifteter Milch getötet – alle außer meinem Freund, dem Griechen Demos, der seitdem verschwunden ist, genau wie der Milchmann. Und zwei Tage vor diesem Unglück kam das letzte Mitglied meiner Familie in den Flammen seines Hauses um – ein Verbrecher hatte das Feuer gelegt. Und einen Tag davor hat man mir, bei diesem Festmahl, zu dem Ihr auch geladen wart, ein Betäubungsmittel verabreicht. Deshalb kam ich am nächsten Tag zu spät zur Arbeit – und bin so der willkommene Schuldige!«
    Die Priesterin musterte den Schreiber lange.
    Sein Schicksal hing allein von ihrer Entscheidung ab.
    »Ich glaube an Eure Unschuld, Kel.«

14
    E in paar Sekunden lang schloss Kel die Augen.
    Sie hatte ihm geglaubt, ihm blieb doch noch eine Zukunft!
    »Ein Versprechen ist etwas Heiliges, man bricht sein Wort nicht«, erinnerte sie ihn. »Mit Eurem Schwur seid Ihr den Göttern und den Menschen zugleich verpflichtet. Nur ein durch und durch verdorbener Mensch könnte so lügen.«
    »Ich habe Euch die Wahrheit gesagt. Wenn mich die Wachen

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