Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus
daraus beträchtlich gesteigert werden.
»Ausgezeichnete Arbeit«, sagte die schöne Geschäftsfrau anerkennend. »Ich habe mich nicht geirrt. Es gibt zwar noch viel zu tun, aber ich halte Wort. Da du so wirkungsvoll mit mir zusammenarbeitest, hast du es verdient, einen wichtigen Mann zu treffen, der dir zuverlässige Auskünfte erteilen kann. Einzige Bedingung: Er redet nur in meiner Gegenwart.«
»Wann werde ich ihn sehen?«
»Noch heute Nacht.«
Der Befehlshaber der Söldner von Naukratis verschlang Zeke förmlich mit seinen Blicken.
»Ich möchte dir einen Freund vorstellen«, sagte sie. »Er braucht deine Hilfe.«
»Das hat doch wohl alles seine Richtigkeit, hoffe ich?«
»Ich verbürge mich für ihn, du kannst ihm ohne Umschweife antworten. Und dieses Gespräch hat niemals stattgefunden.«
»Was will denn dieser unbekannte Freund wissen?«
»Hast du in letzter Zeit einen jungen griechischen Übersetzer namens Demos angeworben?«, fragte Kel.
Der Mann sah seine Listen durch.
»Nein.«
»Vielleicht handelt es sich um Arbeit in der Verwaltung, kannst du das auch feststellen?«
»Natürlich, er ist nirgends vermerkt.«
»Dann suche ich noch einen älteren Mann namens Starrkopf.«
Der Befehlshaber runzelte die Stirn.
»Ein ehemaliger Soldat, der in Sais Milchhändler war?«
»Ja, genau den.«
»Er hat sich letzte Woche eintragen lassen.«
»Ich muss ihn sprechen.«
»Ausgeschlossen.«
»Ich bestehe darauf!«
»Bei seiner ersten Übung ist Starrkopf einem tödlichen Unfall zum Opfer gefallen.«
»Was ist geschehen?«
»Er ist auf dem feuchten Boden ausgerutscht und seinem Gegenüber in die Lanze gestürzt – er hat sich aufgespießt. Bei diesen Übungen haben wir oft Verluste zu beklagen. Das ist der Preis, wenn wir richtige Söldner haben wollen und keine Schwächlinge.«
Kel konnte sich nicht auf seine Arbeit konzentrieren.
Offenbar hatte man Starrkopf töten lassen. Nachdem diese Spur also endgültig im Sand verlaufen war, blieb ihm nur noch Demos. Da sich der Grieche im Unterschied zu dem ehemaligen Milchhändler, der offensichtlich ein Helfershelfer war, versteckt hielt, musste er eigentlich unschuldig sein. Wie sollte er ihn aber finden?
Da kam ihm plötzlich ein erstaunliches Schriftstück unter die Augen.
Weil er nicht glauben wollte, was er da sah, zweifelte er sogar an seinen Griechischkenntnissen. Aber auch beim zweiten Lesen gab es keine Zweifel.
Dame Zeke erschien, sie trug eine schwere achtreihige Halskette mit Perlen aus Karneol und Steingut, Ohrringe in Form von Lotosblüten und einen Gürtel aus Goldplättchen, die von fünf Reihen Perlen zusammengehalten wurden. Dieser Schmuck war ein Vermögen wert.
Aber diesmal nützte der ganze Aufwand nichts.
Kel schwenkte wütend das Schriftstück, das er gerade gelesen hatte.
»Ich kann es kaum glauben!«
»Worüber regst du dich denn so auf?«
»Ihr habt vor, Menschen zu kaufen?«
»In Griechenland nennt man sie Sklaven, und der Handel mit ihnen ist vollkommen rechtens.«
»In Ägypten verbietet Maats Gesetz den Sklavenhandel aber ausdrücklich!«
»Ägypten muss allmählich dazulernen, es muss begreifen, dass die Sklaverei wichtiger Bestandteil der wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes ist.«
»Wenn der Preis so hoch ist, muss man eben darauf verzichten! Kein Pharao würde etwas Derartiges dulden.«
»Das bildest du dir ein, mein Junge. Je mehr die Bevölkerung wächst, umso mehr zählen die Gesetze der Wirtschaftlichkeit. Und mit eurer alten Spiritualität, so schön sie auch sein mag, wird gründlich aufgeräumt werden. In unseren demokratischen Städten gibt es längst mehr Sklaven als freie Bürger. Und das wird sich überall durchsetzen.«
»Dann möchte ich nicht länger für Euch arbeiten, Dame Zeke.«
»Kommt gar nicht in Frage! Wo willst du denn hin? Hier bei mir bist du in Sicherheit und kannst deine Suche in Ruhe fortsetzen.«
Das betörende Lächeln der schönen Frau konnte Kel nicht verführen. Er versuchte, sich zu beherrschen, und brachte etwas Neues in das gefährliche Spiel, indem er sich der Griechin widersetzte.
»Dann will ich in keiner Weise mit Schriftstücken zu tun haben, die sich mit der Einführung des Sklavenhandels in Naukratis befassen.«
»Einverstanden, ich dulde deine überholten sittlichen Einwände, hoffe allerdings, dass du dich bald eines Besseren belehren lässt.«
»Helft Ihr mir dann trotzdem, Demos zu finden?«
»Wenn er sich in dieser Stadt versteckt, werde ich ihn
Weitere Kostenlose Bücher