Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus
ausfindig machen.«
»Ich bin noch nach etwas anderem auf der Suche«, gestand der junge Mann, »ich suche einen unvorstellbar wertvollen Schatz.«
Zeke wurde neugierig.
»Um was für einen Schatz handelt es sich denn?«
»Wisst Ihr, wie Pharao Amasis an die Macht gekommen ist?«
»Mit einem Militärstreich, seine Männer haben ihm einen Helm aufgesetzt, der einer Krone gleichkam.«
»Und dieser kostbare Helm ist nun verschwunden. Jemand hat die berühmte Kopfbedeckung aus dem Palast gestohlen, und ich bin überzeugt, dass dieses Verbrechen mit der Ermordung der Übersetzer in Verbindung steht.«
»Mit anderen Worten – eine neue Machtübernahme steht bevor«, folgerte Dame Zeke ganz richtig.
»Wenn ich dem Pharao diesen Helm zurückbringe, wird er an meine Unschuld glauben«, sagte Kel.
»Ganz ohne Zweifel«, sagte die Geschäftsfrau leise und gab sich ihren eigenen Überlegungen hin.
Solch ein Unterfangen musste einen jungen Schreiber überfordern, wie verführerisch er auch immer sein mochte. Er sollte ihr helfen, den Schatz in die Hand zu bekommen, aber nicht zu seinem Vorteil Sie allein besaß ausreichend Größe, um mit einem König zu verhandeln und ihm Ehrentitel und Vermögen abzunötigen. Angesehen und steinreich sollte Zeke zu einer der einflussreichsten Gestalten am königlichen Hof werden und zahlreiche Neuerungen durchsetzen, die ein von der griechischen Kultur begeisterter Pharao nur begrüßen würde.
Zeke stand gerade erst am Beginn ihrer strahlenden Laufbahn.
36
A masis hatte schlecht geschlafen. Seine Frau machte ihm guten Mut und bat ihn, einige Handelsvertreter aus verschiedenen griechischen Städten zu empfangen, die ihre Beziehung zu Ägypten weiter stärken wollten. Obwohl er diese undankbare Arbeit verabscheute, beugte sich der König der Vernunft der Königin.
Nach der Anhörung empfing Amasis Menk, den Veranstalter der Feste von Sais. Der Pharao verließ sich darauf, dass sein treuer Diener den Hohepriester beaufsichtigte und dafür sorgte, dass Bau und Erneuerung der Tempel in Unter- und Oberägypten zügig vonstattengingen.
»Macht unser großes Vorhaben Fortschritte, Menk?«
»Schon bald schmückt sich die Insel Philae mit einem prachtvollen Heiligtum, das der Göttin Isis geweiht ist, Majestät! Sie wird diesen einsamen und wunderschönen Ort lieben, der bislang von Menschenhand unberührt war.«
»Wir sollten die große Zauberin nie vergessen«, meinte Amasis. »Steht nicht eigentlich ihr der Name Re zu – für das göttliche Licht und das Geheimnis der Schöpfungskraft? Philae wird das größte Denkmal meiner Herrschaftszeit bleiben. Achte darauf, dass die Arbeiten ungestört und zügig vorangehen.«
»Das werde ich tun, Majestät.«
»Was ist mit meiner ewigen Ruhestätte, im Herzen des heiligen Tempelbereichs der Göttin Neith – ist sie fertig gestellt?«
»Die Handwerker haben sich genau an Eure Anweisungen gehalten. Der große Saal, der hinter einem Pylon aus palmenförmigen Säulen liegt und von zwei Toren verschlossen wird, hinter denen der Sarkophag steht, ist ein wahres Wunderwerk.«
»Hat sich der Hohepriester angemessen um meine ewige Ruhestätte gekümmert?«
»Tag für Tag, und mit der größten Aufmerksamkeit. Zwei Bildhauer, die ihm nicht gut genug schienen, hat er weggeschickt, und er selbst hat die Ruhmessprüche ausgewählt, die in den Stein geschnitten werden, damit Eure Seele weiterlebt.«
»Wurden irgendwelche Beschwerden gegen meinen Herrschaftsstil vorgetragen?«
»Nein, keine einzige. Kühl und zurückhaltend wie der Hohepriester ist, zeigt er sich wenig empfänglich für plumpe Vertraulichkeiten. Ich habe jedenfalls nichts gehört, was Euren Machtanspruch in Frage stellen würde. Der Tempel der Neith ist in einem ausgezeichneten Zustand, und es wird nicht leicht sein, einen Nachfolger für Wahibra zu finden.«
»Beobachte ihn weiter und sage mir sofort, wenn es irgendwelche Zwischenfälle gibt«, befahl Amasis.
Der König kehrte in seine Wohnräume zurück und genehmigte sich ein großes Gewächs aus Bubastis. Die Weinberge der Katzengöttin Bastet lieferten einen ausgezeichneten leichten Wein. Amasis brauchte diese Stärkung, ehe er in aller Abgeschiedenheit den Leiter des Geheimdienstes empfing.
Als Thot-Priester war Henat eigentlich dafür zuständig, nach dem Tod des Pharaos das Gedächtnis an Amasis zu wahren, es fehlte ihm aber an Größe, um selbst Pharao zu werden. Er kannte seinen Platz, hielt sich lieber im
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