Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus
Hintergrund und war mit seiner Stellung zufrieden.
Aber ist es nicht so, dass Ehrgeiz manchmal wie eine zerstörerische Flut daherkommt, ohne sich um Alter oder Rang zu kümmern? Diesen bescheidenen Mann, dessen große Fähigkeiten einhellig gerühmt wurden, konnte kein Mensch durchschauen.
»Feldherr Phanes von Halikarnassos bereitet eine große Heerschau vor, Majestät. Diese Veranstaltung ist dazu gedacht, mögliche Feinde wirkungsvoll abzuschrecken.«
»Hast du unseren Freund Krösus eingeladen?«
»Der Perser ist auf Reisen, aber unsere Boten konnten ihn ausfindig machen. Ich bin überzeugt, dass er sich diese beeindruckende Darstellung der ägyptischen Kriegsmacht nicht entgehen lassen wird.«
»Was ist mit meinem Helm?«
»Bis jetzt gibt es keinen einzigen Hinweis, aber ich lasse noch verschiedene Verdächtige verhören. Der Diebstahl wurde vermutlich von einem Zimmermädchen aus Lesbos begangen.«
»Wie kommst du zu diesem Verdacht?«
»Weil sie Zugang zu dem Palastflügel hatte, in dem das wertvolle Stück aufbewahrt wurde, und weil sie ebenfalls verschwunden ist. Falls sie ein Schiff nach Griechenland genommen haben sollte, werden wir sie nicht mehr finden können.«
»Bestimmt hatte sie Helfershelfer!«
Das schien Henat zu bezweifeln.
»Eines ist sicher, Majestät: Kein Würdenträger und auch kein ranghoher Offizier würde es wagen, sich Euren Helm aufzusetzen und zum Pharao erklären zu lassen.«
»Dennoch – der Diebstahl wurde schließlich begangen!«
»Vielleicht ist es ein Wahnsinniger, der Euch unter Einsatz seines Lebens nachahmen will, vielleicht ein Räuber, der ein Vermögen damit machen will, dass er uns den Helm zum Kauf anbietet.«
»Du glaubst, es handelt sich einfach um eine üble Geschichte?«
»Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich nichts ausschließen.«
»Und was ist mit dem Mörder der Übersetzer?«
»Leider ist er noch immer auf freiem Fuß! Manchmal frage ich mich ernsthaft, ob ihn nicht vielleicht ein Krokodil gefressen hat oder Räuber unterwegs überfallen und getötet haben. Ein Mann, der gehetzt wird, kann nicht lange überleben.«
»Dehne deine Nachforschungen aufs ganze Land aus.«
»Meint Ihr etwa bis Elephantine?«
»Dieser Kel könnte schließlich Richtung Süden geflohen sein.«
»Das glaube ich kaum, Majestät. Trotzdem werde ich sofort die erforderlichen Maßnahmen treffen.«
»Hast du bereits neue Übersetzer gefunden?«
»Bisher schienen mir nur drei Bewerber, die die notwendigen Kenntnisse besitzen, vertrauenswürdig. Das Übersetzeramt wieder zu seiner alten Leistungskraft zu bringen, wird einige Zeit erfordern.«
»Inzwischen übernimmst du den Schriftverkehr mit den Nachbarländern und legst mir die wichtigsten Schreiben vor.«
Wie immer hatte der Anführer der Verschwörer den anderen wieder Mut gemacht.
Trotz der zu erwartenden Gefahren gab er ihnen mit seiner Ruhe ein Gefühl der Sicherheit. Die Ermordung der Übersetzer hatte zwar ursprünglich nicht zu ihrem Vorhaben gehört, und sie hatten allen Grund zu befürchten, dieser schreckliche Vorfall könne sie ins Verderben stürzen.
Doch das Schicksal war ihnen gewogen.
»Noch sind wir weit weg von unserem Ziel, aber unsere verborgene Arbeit trägt erste Früchte«, sagte der Anführer. »Und der Stand der Dinge gibt uns Recht: Wir mussten die Übersetzer beseitigen und den Schreiber Kel zum Schuldigen machen.«
»Wir hätten uns aber gewünscht, dass er schnell verhaftet wird«, beklagte ein Zweifler. »Und sollte er im Besitz des verschlüsselten Papyrus sein, stellt er eine ernste Gefahr für uns dar!«
»Mitnichten«, widersprach der Wortführer, »weil er ihn niemals wird entziffern können.«
»Hoffen wir einfach, dass er tot und das Schriftstück vernichtet ist!«
»Hat denn nun angesichts dieses kleinen Zwischenfalls einer von euch vor aufzugeben?«
Aber keiner wollte einen Rückzieher machen.
37
K el hatte mehrere Öllampen angezündet und versuchte weiter, den verschlüsselten Papyrus zu entziffern, indem er diesmal verschiedene Lesemuster anwandte, die er von griechischen Dialekten her kannte.
Aber die ganze Mühe war umsonst.
Er hatte ägyptische Schriftzeichen vor sich, die sich einfach nicht zu sinnvollen Worten zusammenfügen ließen. Der Urheber dieser Arbeit musste ein wahres Ungeheuer sein.
»Du schläfst ja noch nicht?«, fragte ihn Zeke mit sanfter Stimme und ihr betörender Duft erfüllte den ganzen Raum.
»Ich lese gern lange. Hattet Ihr einen schönen
Weitere Kostenlose Bücher