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Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Titel: Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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sind Tatsachen! Und Dame Zeke hält mit ihren Absichten nicht hinterm Berg. Das heißt mit anderen Worten, sie hat Vertraute an höchster Stelle.«
    »Leider konnte ich den Papyrus nicht entschlüsseln«, sagte Nitis enttäuscht. »Nur ein äußerst gebildeter Schreiber kann einen derart schwierigen Schlüssel verwendet haben.«
    »Wir müssen den Palastarzt Horkheb befragen«, schlug Kel vor.
    »Das ist unmöglich«, erklärte Wahibra, »er ist gestorben.«
    »Eines natürlichen Todes?«
    »Das wissen wir nicht.«
    »Was für ein wunderbarer Zufall! Umso mehr bin ich die willkommene Zielscheibe. Kein Mensch kann mich entlasten, alle Spuren verlaufen im Sand.«
    »Ich habe dem Leiter des Übersetzeramts geschrieben, und seine Seele hat mir geantwortet«, berichtete Nitis. »Er schrieb: Die Ahnen besitzen den Schlüssel.«
    »Das hilft uns auch nicht weiter«, meinte der Hohepriester. »Ohne genauere Angaben können wir mit diesem Hinweis nichts anfangen.«
    »Vielleicht bekommen wir die ja noch!«
    »Und dann?«, fragte Kel besorgt.
    »Wir müssen uns mit der Tatsache abfinden, dass Richter Gem der Einzige ist, der Kel retten kann«, sagte Wahibra. »Du musst dich stellen und ihm mitteilen, was du entdeckt hast. Gem ist ein unbescholtener Mann, und selbst der Pharao hält sich an die Gesetze. Man wird eine gründliche Untersuchung veranlassen, und dann kommt deine Unschuld zutage.«
    »Ich habe überhaupt kein Vertrauen in diesen Beamten«, widersprach der Schreiber.
    »Gem ist der oberste Herr über die ägyptische Rechtsprechung«, erinnerte ihn der Hohepriester. »Wenn er Maats Gesetz verraten würde, wäre unsere Gesellschaft längst dem Untergang geweiht. Aus seiner Sicht musst du ihm anhand der verheerenden Unterlagen über dich wie der schlimmste aller Verbrecher vorkommen. Wenn er dich erst sieht und hört, wird er seine Meinung ändern.«
    »Schickt Ihr mich so nicht in den sicheren Tod?«
    »Ich selbst werde dem Richter dein Vorgehen ankündigen und eine wichtige Zusage von ihm verlangen: keine Verhaftung, bevor du ausgesagt hast. Sollte er darauf nicht eingehen, wird dieses Treffen nicht stattfinden. Wenn doch, wirst du ihn überzeugen – da bin ich mir ganz sicher.«
    Kel war im Archiv des Hohepriesters eingesperrt und versuchte wieder einmal, den Papyrus zu entschlüsseln, der Ursache all seines Unglücks war. Waren diese Hieroglyphen vielleicht umgedreht, die Worte durcheinandergeworfen, folgte die Leserichtung einem bestimmten Gedanken oder zusammengehörenden Zeichen?
    Alle Versuche scheiterten.
    Das Schriftstück machte sich über ihn lustig und war nicht zu entziffern.
    Müde und verzweifelt dachte der junge Mann an Nitis. Das Wiedersehen mit ihr hatte ihn unbeschreiblich glücklich gemacht. Aber er kam sich dumm und ungeschickt vor, weil er nicht in der Lage war, ihr seine glühenden Gefühle zu gestehen. Das war also die Liebe – mit einem Mal wusste man, dass ein Wesen, das vollkommen anders schien als man selbst, fern und unerreichbar, für einen der wichtigste Grund zu leben war.
    Die Tür öffnete sich, und Nitis kam herein.
    »Ich bringe Euch Wasser und einen mit Bohnen und Käse gefüllten Fladen.«
    Kel stand auf.
    »Glaubt Ihr, der Hohepriester wird erreichen, was er will?«
    »Der Richter hört ihn bestimmt an. Dann könnt Ihr Euch endlich verteidigen. Euer Freund Bebon hat den Tempel verlassen und ist mit seinem Esel in einem Stall in der Nähe des Nebeneingangs untergebracht.«
    »Nitis …«
    »Ich muss jetzt sofort zurück in die Weberei«, sagte sie und verschwand.
    Er konnte sie nicht aufhalten. Sie, eine Priesterin der Göttin Neith, der eine strahlende Laufbahn bevorstand – und er, ein flüchtiger Mörder! Das Schicksal konnte ihre Wege nur kurzfristig kreuzen.
    Kel ließ sich sein bescheidenes Mahl schmecken und wollte sich erneut über den verschlüsselten Papyrus hermachen, aber der Gedanke an Nitis lenkte ihn beharrlich ab.
    Auf sie verzichten müssen, würde unerträglich schmerzen. Das Glück vor Augen haben, aber nicht ergreifen können, kam einer Folter gleich. Aber noch mehr von ihr zu erbitten als diese begrenzte Hilfe, erschien ihm undenkbar. Schon jetzt hatte sie große Gefahren auf sich genommen.
    Als es Nacht wurde, erschien Nitis wieder.
    »Warum kommt der Hohepriester nicht zurück?«, fragte Kel sorgenvoll.
    »Es handelt sich um eine schwierige Verhandlung.«
    »Was, wenn der Richter ihn festnimmt?«
    »Das würde Gem nie tun. Er will die Wahrheit wissen,

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