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Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Titel: Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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wischte sich den Mund sorgfältig mit einem Leinentuch ab.
    »Da stehen uns ja aufsehenerregende Verhandlungen bevor! Verfügt Ihr denn über die erforderlichen Beweise?«
    »Es wird keine Verhandlung geben.«
    »Wahibra ist in jeder Hinsicht äußerst angesehen«, erlaubte sich Tanit zu bemerken. »Sollte seine Verurteilung nicht hieb- und stichfest sein, wird man sie Euch zum Vorwurf machen. Wenn Ihr Euch alle ägyptischen Tempel zum Gegner macht, kann Euch das nur schwächen.«
    »Sie sind nicht unsere Zukunft.«
    »Wahrscheinlich nicht, aber die Ägypter sind ihnen sehr verbunden, und die Tempel verbinden die Menschen mit den Göttern. Haben nicht sogar die Griechen eingeräumt, dass die Zwei Länder die Heimat der Götter und der Mittelpunkt der geistigen Welt sind?«
    »Wahibra verabscheut mich!«
    »Und – was macht das schon?«
    »Er hat sich gegen mich verschworen.«
    »Seid Ihr Euch da ganz sicher, und könntet Ihr diese Anschuldigung auch vor einem Gericht belegen?«
    Amasis zögerte.
    »Wenn Ihr den Hohepriester der Neith aus dem Weg räumt, werdet Ihr großen Ärger bekommen«, warnte die Königin. »Dann werden in Sais nicht mehr die Rituale und Feste zu Ehren der Götter gefeiert, und diese Entwicklung wird sich auf ganz Ägypten ausdehnen.«
    Der König griff nach der Hand seiner Gattin.
    »Ich will nicht, dass es so weit kommt. Ihr habt mich vor einem schrecklichen Irrtum bewahrt, meine Liebe.«
    »Mit der Zeit habe ich gelernt, dieses Land zu lieben und zu verstehen. Da Euch dieser hohe Würdenträger bekämpft, bindet ihm die Hände und hindert ihn daran, Schaden anzurichten – ohne ihn in seinen religiösen Aufgaben einzuschränken. Sein Alter sollte ihn eigentlich wieder zur Vernunft bringen. Und wenn er den Tempelbereich verlässt, gestattet Euch das Gesetz einzugreifen.«
    Der Kammerdiener erlaubte sich, die Mahlzeit zu unterbrechen.
    »Siegelbewahrer Henat wünscht, Euch dringend zu sehen, Majestät.«
    »Arbeit, nichts als Arbeit!«
    Tanit lächelte.
    »Geh nur, mein Lieber. Die Pflicht ruft.«
    Mürrisch empfing der König den Mann, der für die Sicherheit des Landes zu sorgen hatte.
    »Es gibt ausgezeichnete Neuigkeiten, Majestät! Wir haben soeben einen langen Brief erhalten, unterzeichnet von Kambyses. Ich habe ihn von drei Übersetzern bearbeiten lassen, damit uns auch nicht die kleinste Kleinigkeit entgeht. Unser Vorgehen war äußerst erfolgreich. Der Kaiser zeigt sich beeindruckt von unserer kriegerischen Stärke und gibt sich als friedliebender Mensch, der die freundschaftlichen Beziehungen und den Handel zwischen unseren beiden Ländern weiterentwickeln möchte.«
    »Das heißt also, er will nicht angreifen.«
    »Richtig. Ich bin allerdings dafür, dass wir nach wie vor auf der Hut sind und unsere Verteidigungskräfte auf Vordermann halten. Ein Perser ist und bleibt nun mal ein Perser und träumt immer von Eroberungen Sollten wir die kleinsten Anzeichen von Schwäche zeigen, könnte Kambyses seine Haltung sofort ändern.«
    »Mach dir keine Sorgen, ich habe nicht vor, die Ausgaben für die Verteidigung zu senken. Eine Steuererhöhung wird die weitere Entwicklung unseres Heeres gewährleisten.«
    Der König hatte Menk aufmerksam angehört und ihm dann für seinen Einsatz gedankt. Als treuer Diener seines Herrn hatte er dem König einen wichtigen Hinweis überbracht. Dieser Mann, der die zahlreichen Feste in Sais zu aller Zufriedenheit vorbereitete, sollte bald noch wichtigere Aufgaben übernehmen.
    Leichten Herzens begab sich Menk also zu dem Gespräch, zu dem ihn der Palastherr geladen hatte. Henat wollte ihm vermutlich neue und glanzvollere Aufgaben zuteilen.
    Als er der mächtigen Person gegenüberstand, fühlte sich Menk aber auf einmal nicht mehr wohl in seiner Haut. Henat hatte das Geschick, jedem Gesprächspartner den Eindruck zu vermitteln, er sei ein Verbrecher.
    »Seine Majestät hat mir den Inhalt Eurer Botschaft mitgeteilt«, begann Henat mit gedämpfter Stimme.
    »Ich habe nur meine Pflicht getan.«
    »Gerüchte und falsche Nachrichten zu verbreiten, halte ich eher für ein Vergehen.«
    Menk war starr vor Entsetzen. »Ich verstehe nicht recht, was …«
    »Man hat Euch benutzt. Und ich will wissen, wer das war.«
    »Es ist einfach nur ein Gerücht, ich weiß nicht, von wem es stammt.«
    »Ich bin doch kein Dummkopf, Menk! Wahrscheinlich wolltet Ihr dem König wirklich einen Dienst erweisen, aber Ihr seid da in etwas hineingeraten, was Euch sehr teuer zu stehen

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