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Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Titel: Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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neuen Apis wäre Amasis in Gefahr.«
    »Was aber noch lange nicht seine Unschuld beweist?«, warf der Schreiber ein.
    »Ich bin nach wie vor misstrauisch«, meinte Bebon. »Aber wir dürfen keine voreiligen Schlüsse ziehen.«
    »Und wenn sich der Schlüssel zu dem Rätsel im Serapeum befände, der Totenstadt der Apis-Stiere? Vielleicht sind sie ja die Ahnen, die den Schlüssel besitzen.«
    »Für gewöhnlich darf dort niemand hinein«, sagte Nitis.
    »Aber die Ritualisten müssen die Bestattung vorbereiten! Und Bebon wird Mittel und Wege finden, um die Aufmerksamkeit der Wachen zu überlisten.«
    »Meinetwegen können wir's versuchen. Bin ich dann der Retter der Menschheit?«
    »Fang erst mal damit an, uns beide zu retten. Wenn dir das gelungen ist, sehen wir weiter.«
    Der Apis-Stier starb im Morgengrauen. Der Hohepriester des Ptah betete vor dem Leichnam und übergab ihn dann den Einbalsamierern, die ihn in einen osirischen Körper verwandeln sollten. Dann rief er die Ritualisten zu sich, die an der Feier teilnehmen durften. Sie allein bekamen die Erlaubnis, das Serapeum zu betreten.
    »Nitis, die Oberpriesterin der Sängerinnen und Weberinnen der Neith, wird uns unterstützen«, teilte er ihnen mit. »Die Zeit der Trauer, die Seine Majestät so kurz wie möglich halten will, beginnt in diesem Augenblick. Nachdem der Sarkophag für den verstorbenen Apis bereits vorbereitet ist, können wir die Bestattung sehr schnell durchführen.«
    Das hieß also, dass die junge Priesterin das Serapeum betreten durfte. Und die Eile des Königs zeugte von seiner Besorgtheit. Konnten die Verschwörer diese gefährliche Zeit nutzen, um die Macht zu ergreifen?
    Der Leichnam des Apis wurde in den Einbalsamierungsraum gebracht, der in der südwestlichen Ecke der Umfassungsmauer des Ptah-Tempels lag, und dort auf einem Alabasterbett aufgebahrt.
    Nun begann die Totenwache, begleitet von einem viertägigen Fasten, während dessen man nur Wasser, Brot und Gemüse zu sich nehmen durfte.
    Bebon hatte in weiser Voraussicht zwei große Krüge guten Weins versteckt. »Ich mag Stiere gern«, meinte er, »aber ein guter Wein ist mir noch viel lieber. Er wird uns helfen, die Entbehrungen zu ertragen.«
    Kel weigerte sich, davon zu trinken.
    »Du wirst doch jetzt nicht etwa ein Betbruder!«
    »Ich möchte mich nur an die Regeln halten.«
    »Aber du bist kein Apis-Priester.«
    »Die Kraft, die er verkörpert, verdient Anbetung.«
    »Bitte, jetzt nur keine frommen Geschichten! Ich trinke jedenfalls den Wein und danke den Göttern, dass sie den Weinstock erschaffen haben.«
    König Amasis leerte den nächsten Becher.
    »Solltet Ihr Euch nicht ein wenig mäßigen?«, fragte Königin Tanit besorgt.
    »Der Tod des Apis-Stiers macht mich ganz krank! Das Volk denkt, dass dadurch meine Kräfte schwinden. Und der Thronräuber, der meinen Helm gestohlen hat, ist drauf und dran, die Macht zu ergreifen.«
    »Ist Richter Gem mit seiner Untersuchung weitergekommen?«
    »Nicht einen Schritt! Der Schreiber Kel ist noch immer verschwunden. Vielleicht ist er längst tot und unter der Erde! Und von dem Helm keine Spur. Henat tritt ebenfalls auf der Stelle, sucht aber wenigstens nicht nach Entschuldigungen. Er hat mir eben seinen Rücktritt vorgeschlagen, und ich habe abgelehnt. Bis jetzt hat er immer hervorragende Arbeit geleistet, und seine Erfahrung ist uns unersetzlich. Wir haben es mit einem außergewöhnlich geschickten Gegner zu tun, Tanit. Er hat den Apis-Stier getötet, weil er damit meinen Ka, meine Lebenskraft, trifft.«
    »Wie kann er besiegt werden?«
    »Folgendermaßen: So schnell wie möglich muss ein Nachfolger für Apis gefunden und die Trauerzeit so kurz wie irgend möglich gehalten werden. Deshalb habe ich Boten ins ganze Land geschickt und dem Hohepriester von Ptah genaue Anweisungen erteilt.«
    Tanit stellte sich zwischen ihren Mann und den Weinkrug.
    »Ihr müsst jetzt klaren Kopf behalten, ich bitte Euch! Den werdet Ihr für diesen Kampf brauchen.«

65
    E in Zug aus Priestern und Priesterinnen, Gesandten des Pharaos und Soldaten hatte die Mumie des Apis-Stiers abgeholt und begleitete sie nun zum Zelt der Reinigung, das am Ufer des königlichen Sees aufgestellt war. Der Hohepriester des Ptah vergoss frisches Wasser, das vom Himmel stammte, über den osirischen Körper und sprach Auferstehungsgebete. Dann überquerte der verwandelte Tod in einer Barke den See – Sinnbild für das Urmeer, in dem alle Lebensformen geboren und wiedergeboren

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