Göttergetöse
Häusern, aber ich merkte es erst, als vor mir ein Geheul losbrach und die Straße von einer Meute blockiert wurde, die rotschwarze Banner schwenkten. Sie waren mit Prügeln und Eisendauben bewaffnet und wurden von Pauken und Trompeten angetrieben. Sie sangen ein wirklich sehr wütendes rassistisches Lied.
Erschreckt blieb ich stehen und peilte die Lage.
Aus den Seitenstraßen stießen noch mehr Menschenrechtsbewegte dazu. Sie schienen ein bestimmtes Ziel vor Augen zu haben, das offensichtlich darin bestand, alle zu verprügeln, die ihnen in die Quere kamen, Menschen oder nicht. Sie schienen jeden, der nicht mit ihnen marschierte, als Feind zu betrachten.
Die Leute auf der Straße wehrten sich. Die Nichtmenschen gingen dabei mit wilder Entschlossenheit zu Werke. Die Menschenrechtler kümmerten sich nicht darum, ob diese Leute unpolitisch und rein zufällig da waren. Sie waren nicht menschlich: Das war Grund genug.
Ich sah Banner verschiedener Organisationen. Die Demonstration war also sehr untypisch. Normalerweise bekämpften sich diese Gruppen wegen irgendwelcher Unstimmigkeiten über Paragraphen ihrer Dogmen mit größerer Erbitterung, als sie ihre erklärten Feinde bekriegten.
Weiter vorn, wo die Rassisten am zahlreichsten waren, verwandelte sich die Straße in einen wahren Hexenkessel. Der Mittelpunkt der Gewalt schien eine Karawane zu sein, die sich offenbar im Schutz der Dunkelheit hatte aus der Stadt schleichen wollen.
Steine flogen, und Keulen pfiffen durch die Luft. Leute brüllten. Ich huschte hierhin und dorthin, wurde herumgeschubst und kam schließlich in einer Gruppe aus verschiedenen Opfern zur Ruhe. Die Pflastersteine machten keine Rassenunterschiede. Ich stützte mich auf ein Knie und verfluchte alles und jeden. Meine Kopfschmerzen peinigten mich wieder. Wie konnte ich nur all diese Straßenlaternen löschen? Aber vermutlich würden sie trotzdem weiterkämpfen.
Eine Gruppe übel wirkender Menschenrechtler kam auf mich zu. Flexibel, wie ich bin, tauchte ich ab und nahm mir das Armband von einem Burschen, der im Moment wirklich keine Verwendung für irgendwelche Rechte hatte. Ich band es mir schnell um. Dann tat ich das, womit ich in letzter Zeit hauptsächlich Erfolg gehabt hatte. Ich benahm mich, als wäre ich völlig durch den Wind und schaffte es nicht ganz, mich zusammenzureißen. »Garrett? Heh, Pirat, bist du das?«
»Ich glaub schon.« Ich kannte die Stimme, konnte sie aber nicht sofort einordnen. Es war eine Stimme aus grauer Vorzeit und von weither. Ich tat so, als wollte ich aufstehen, und ließ mich dann vornüber auf das Gesicht fallen.
»Kennst du den Kerl?« fragte jemand anders.
»Ja. Er war in meiner Einheit. Auf den Inseln. Er war unser Abwracker, der reinste Pirat.«
Jetzt dämmerte es mir. »Pappy?« Das war die Stimme. Pappy Toomey, auch Tooms genannt. Der Alte Mann der Einheit mit siebenundzwanzig. Ein Lebenslanger, der für uns andere wie ein Vater war, wie ein Sergeant ohne offizielle Autorität. Pappy wollte nicht den Dienst quittieren, aber er wollte auch nicht befördert werden.
»Ja, das ist Garrett. Hilf mir, ihn aufzurichten, Wischer.« Hände stützten mich. »Zu wem gehörst du, Garrett?«
Ich wußte nicht, zu wem er gehörte, also wedelte ich nur vage mit der Hand und murmelte: »Zu denen da.«
Ein Ziegelstein zischte vorbei. Sie duckten sich und ließen mich beinah fallen. »Was hast du?« fragte Pappy mich.
»Jemand hat mir einen Prügel übergezogen. Alles dreht sich, und meine Knie funktionieren nicht richtig.«
»Sieh mal, Wischer. Er hat heute seinen Schädel schon mal genäht bekommen. Immer da, wo es am härtesten ist, was, Pirat?«
Ich versuchte zu grinsen. »Heh, Pappy. Faß dir an die eigene Nase. Wie läuft’s? Ich dachte, du wärst tot.«
»Das Gerücht hab ich auch gehört, Garrett. Reinste Pferdescheiße. Kommst du zur großen Versammlung?«
»Ich kann immer noch laufen«, sagte ich, weil ich wußte, daß Pappy das hören wollte. »Ich muß los, Tooms, meine Leute suchen. Nett, Sie kennengelernt zu habe, Wischer.« Ich machte ein paar Schritte und rannte gegen einen Laternenmast, an dem bereits zwei Gestalten lehnten und sich gegen den Ruf der Schwerkraft wehrten. Warum muß ich immer so ein Pech haben? Da fliehe ich vor meinem höchstpersönlichen Armaggedon und stolpere prompt über einen Typen, den ich seit zehn Jahren nicht gesehen habe. Der muß mich natürlich erkennen und meinen Namen so laut herausbrüllen, daß jeder, der
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