Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Göttergetöse

Göttergetöse

Titel: Göttergetöse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
Vom Netzwerk:
Ohren hat, ihn aufschnappen kann.
    Was kam wohl als nächstes?
    Tante Buh hatte recht. Irgendwas passiert immer.
    Aber nichts tauchte aus der Finsternis auf oder stürzte sich aus einer hohlen Gasse auf mich. Und es schien auch nicht so, als interessierten sich Pappy und seine Jungs weiter für mich. Ich hielt eine Konferenz mit mir selbst ab. Meine Füße willigten ein, mich weiter zu tragen. Wir brachen auf. Mein Kopf tat höllisch weh, und ich fluchte leise und pausenlos vor mich hin. Die Vorstellung, in meinem eigenen Bett zu liegen, war die Karotte, die mich weitertrotten ließ.
    Immer noch passierte nichts. Niemand stürzte sich aus der Dunkelheit auf mich oder stieg aus den Abwasserkanälen, solange ich in einem Teil der Stadt war, wo es welche gab.
     
     

 
27. Kapitel
     
    Ich war hundemüde. Auch wenn ich mich nicht besonders clever anstellte, hatte ich wenigstens Glück. Es war eine ruhige Nacht. Alle, die Lust auf Ärger hatten, waren zu dem großen Aufstand unterwegs. Wie ich später erfuhr, hatte ich nur ein unbedeutendes, kleines Scharmützel am Rand weitab vom Mittelpunkt der Kämpfe erlebt, dort, wo es wirklich ernst wurde. Das Gedränge und Gebrülle und Geschubse hatte sich zu Massakern entwickelt, als man die richtigen Waffen herausgeholt hatte. Nichtmenschliche Geschäfte waren zu Hunderten geplündert worden. Es wurden so viele Flüchtlinge und Hausbesetzer gefoltert und zusammengeschlagen, daß keiner ihre Zahl kannte.
    Das Erschreckendste war, daß die Verantwortlichen dafür jetzt völlig außer Kontrolle geraten waren. Es handelte sich bei vielen um ausgebildete Soldaten und schlachtgestählte Veteranen. Sollten sie in ihren Haufen militärische Disziplin und Organisation durchsetzen können, würde TunFaire ein Blutbad sondergleichen erleben.
    Was Schrauber und seine Geheimpolizei wohl unternehmen würden, um diese Flut von Blut einzudämmen? Vielleicht gar nichts. Möglicherweise paßte Schrauber ein ordentliches Massaker ganz gut in den Kram.
    Obwohl ich nichts sehnlicher wollte, als ins Bett gehen, bewegte ich mich vorsichtig durch mein Viertel. Ich mußte gegen die überwältigende Versuchung ankämpfen, mich unsichtbar zu machen. Statt dessen erinnerte ich mich an früher und wurde wieder zum »Regimentspirat«. »Pirat« nannten uns Aufklärer die regulären Soldaten der Infanterieeinheiten, mit denen wir zusammenarbeiteten. »Piraten« wurden sehr gründlich in Anpirschen und den mentalen Fähigkeiten ausgebildet, die man als Kundschafter brauchte. Ich besaß zwar noch die körperlichen Fähigkeiten, aber es gelang mir nicht, mich in den geistigen Zustand zu versetzen, in dem ich keine Unsicherheit kannte, keine Nervosität, keine Sorgen und keinen Mangel an Selbstdisziplin. Das war etwas, woran man jeden Tag arbeiten mußte. Ich hatte es seit Jahren schleifen lassen. Statt dessen empfand ich all die Dinge, die ein guter Kundschafter ignorieren sollte. Aber ich hielt die Klappe. Ich verschmolz mit den Schatten der Nacht, trotz des strahlenden Mondes am Himmel. Ich schlich geschmeidig dahin, glitt lautlos wie ein Stein an den Mauern der Häuser vorbei. Als ich durch die Alleen streifte, in denen nüchterne, aber schlafende Rattenmänner hausten, zuckten sie nicht einmal mit einem Barthaar.
    Entsprechend erschreckte ich mich, als plötzlich etwas schwer auf meiner Schulter landete und sich mit eiskalten Klauen, die direkt dem Grab entsprungen sein mußten, festklammerte. So was passiert immer genau dann, wenn ich davon überzeugt bin, daß ich die Sache hervorragend schaukele.
    Ich landete wieder, ohne zu schreien, nachdem mir klargeworden war, daß die Klauen Vogelfüße waren. Sie gehörten dem häßlichsten Entlein, das je gelebt hat. Es konnte nicht mal schwimmen oder quaken.
    »Bleib vom Haus weg«, sagte es. »Es gibt Aufpasser. Sie müssen zuerst abgelenkt werden. Beweg dich nicht, bis ich es dir sage.« Die Stimme gehörte Dem Gottverdammten Papagei, aber seine Worte konnten nur einer einzigen, fürchterlichen Quelle entspringen.
    Ich erstarrte, entsetzt, und diese schrecklichen Folgerungen ließen mich vergessen, daß mein Ausflug nach Norden, der mich soviel Mühe gekostet hatte, den Hinterhalt von meinem Haus keineswegs abgezogen hatte. »Nein!« Ich stellte mir eine Zukunft vor, in der es kein Entrinnen und keinen sicheren Platz gab. »Sag mir, daß es nicht so ist.« Er würde mich sowieso ärgern.
    »Kräh! Garrett?«
    »Ich verstehe und gehorche, du plappernder

Weitere Kostenlose Bücher