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Göttertrank

Göttertrank

Titel: Göttertrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Verträge abgeschlossen hatten. Doch gab es genug zu tun, darum konnten sie den Einnahmeverlust ohne Weiteres verschmerzen.
    »Einen schönen guten Tag, Papa!«, rief Julia ihm zu, während sie mit hochgeschürzten Röcken auf die Halle zulief. Die beiden Ingenieure schmunzelten, und Alexander fing das Mädchen in seinen Armen auf.
    »Dampft sie schon?«
    Er stellte seine Tochter wieder auf die Füße und mahnte: »Eins nach dem anderen, Julia. Ich habe den Eindruck, die werten Damen im Institut haben dir keinen einzigen Funken Benehmen beigebracht. Besinn dich, Kind!«
    »Verzeihung, ja. Ich bin so froh, wieder in Freiheit zu sein, dass ich meine Manieren vergesse. Guten Tag, die Herren!«
    Sie neigte leicht und graziös den Kopf, die Ingenieure erwiderten ihren Gruß mit untadeliger Höflichkeit und redeten sie mit Fräulein Masters an, was ihr zu gefallen schien.
    »Und nun zu deiner Frage – ja, sie dampfen schon, alle beide. Morgen darfst du es dir genau ansehen, aber für heute machen wir hier Schluss. Gisa hat uns zum Essen eingeladen, und wie ich sie kenne, hat sie dein Lieblingsgericht zubereitet.«
    »Kesselsknall?«
    »Kesselsknall.«
    Diese rheinische Spezialität, ein dicker, knuspriger Kartoffelkuchen mit Speck, hatte Julia, als sie das erste Mal den Namen gehört hatte, zu unbändigem Gelächter gereizt. Was Alexander durchaus nachvollziehen konnte, wenngleich für ihn ein Kesselsknall eine weit dramatischere Bedeutung hatte.
    Paula nahm an dem Essen wie üblich nicht teil, sie schob ihren empfindlichen Magen vor, der derartige Deftigkeiten nicht vertrug, und so war die Stimmung zwischen den fünf Essern am Tisch ungezwungen und heiter. Gisa hatte eine kleine Schwäche für das Mädchen, und dann und wann sah man die verschlossene Frau in ihrer Gegenwart sogar lachen und scherzen. Hannes schaute zu Julia mit derselben Bewunderung auf, mit der auch sein ergebener alter Hund ihn betrachtete. Juppes Nettekoven behandelte sie mit gravitätischer Höflichkeit, die immer mit einem verschmitzten Augenzwinkern verbunden war. In dieser freundlichen Umgebung erzählte Julia nun von ihren Erlebnissen in Bonn.
    »Wir haben ein Klavierkonzert von Anton Rubinstein besucht. Stellt euch vor, der Pianist ist erst zwölf Jahre alt, genau wie ich!«
    »Ein Wunderkind!«
    Julia kicherte. »Genau wie ich.«
    »Aber nicht auf dem Klavier, mein liebes junges Fräulein.«
    »Nein, nicht? Wenn ich spiele, hört sich das immer an, als ob eine Katze über die Tasten läuft. Sagt Fräulein Melli. Aber singen kann ich ganz gut. Hat sie auch gesagt. Und mir wieder ein paar neue Lieder beigebracht.«
    »Nicht gesellschaftsfähigen Inhalts, fürchte ich.«
    »Och nee, nur wieder ein paar Seemannslieder.«
    »Ist dieses Kind nicht schrecklich?«, stöhnte Alexander.
    »Großpapa fand die nicht schlimm, Papa. Er hat sogar mitgebrummt, als ich ihm letzten Sommer ›Fünfzehn Mann auf des toten Manns Kiste‹ vorgesungen und gespielt habe.«
    »Mag sein. Er ist ein alter Haudegen. Aber deiner Großmutter solltest du dieses Liedgut ersparen, Julia.«
    »Warum? Lady Henrietta hat mir sogar noch zwei weitere Strophen beigebracht.«
    Alexander schüttelte in gespielter Verzweiflung den Kopf. »Ich werde mich endgültig von der hochherrschaftlichen Familie lossagen müssen, fürchte ich.«
    »Nein, Papa, tu das nicht. Sie haben dich so lieb.«
    Das kam ganz ernsthaft, und er spürte einen warmen Anflug der Zuneigung. Er stand in laufender Korrespondenz mit seinen Eltern und seinem Bruder, und ihr Verhältnis war in den vergangenen Monaten immer herzlicher geworden. Oft genug bedauerte er, dass die Reise quer durch die deutschen Lande noch immer so zeitaufwendig war. Die Schienenwege waren zwar in Vorbereitung, aber der Bau eines durchgängigen Eisenbahnnetzes brauchte seine Zeit, Es waren auch nicht immer technische, sondern auch oft politische Hindernisse, die dem Fortschritt im Weg standen.
    Sie hatten dem gewaltigen Kartoffelkuchen den Garaus gemacht, und Julia stellte das zugedeckte Körbchen auf den Tisch.
    »Ich habe euch Nachtisch mitgebracht. Von Frau Amara. Probiert mal!«
    »Eigentlich bin ich viel zu satt«, behauptete Juppes, zog aber schon an dem karierten Tuch, das den Schokoladenkuchen bedeckte. »Ich fürchte allerdings, Frau Amaras Kunstwerken kann ich nicht widerstehen.«
    »Sie sagt, das ist ein neues Rezept, das sie ausprobiert hat. Sie hat es aus einem Wiener Kochbuch. Und es ist mit Aprikosenmarmelade.«
    Der Kuchen war

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