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Göttertrank

Göttertrank

Titel: Göttertrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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man aus einschlägigen Kreisen hört, kriegen Sie Ihren pickeligen kleinen Pimmel selten so hoch wie den Pickel auf Ihrem Helm.«
     
    Alexander Masters kam noch in derselben Stunde frei, und am folgenden Morgen ergötzte sich ganz Köln an den Flugblättern, die ein anonymer Schreiberling großzügig in den Gassen verteilt hatte.
    Sie zeigten Zivilkommissar Ohnehose mit Pickelhaube und einem zahnlückigen Zähnefletschen.
     
    Die Witwe Kantholz und ihr Sohn verließen drei Tage später grußlos die Stadt.

Auf der Schokoladenseite
    Amara, bittre, was du tust ist bitter ...
O du mit Bitterkeit rings umfangen,
Wer dächte, daß mit all den Bitterkeiten
Du doch mir bist im innern Kern so süße!
    Amaryllis, Rückert
     
     
    »Nach dieser grauenvollen Nacht in Matsch und Regen hatte ich das Glück, auf einer Lafette mitfahren zu können, wie auch zwei andere Trossburschen, aber dann wurden die Kanonen in Stellung gebracht, und ich sah, dass Sie weiter auf eine kleine Anhöhe zuritten. Ich stahl mich davon, um Ihnen zu folgen.«
    Alexander berichtete uns von dem Tag, an dem er das Gedächtnis verloren hatte. General von Massow, Lady Henrietta, Julius und Linda und mein Vater lauschten ihm gebannt.
    »Es gelang mir nicht, denn ich junger Trottel geriet mitten ins Feuer und rannte hakenschlagend wie ein Hase, um Deckung zu suchen. Natürlich hatte ich völlig die Orientierung verloren und war irgendwann um die Mittagszeit froh, eine halb zerfallene Scheune zu finden, in der ich mich notfalls verstecken konnte. Erschöpft setzte ich mich an einer trockenen Stelle ins Gras und lehnte mich an die Bretterwand. Kaum hatte ich ein wenig verschnauft, näherte sich Hufschlag. Über die Hecke setzte ein gewaltiges graues Ross, verfing sich in einem alten Seil, stolperte und warf seinen Reiter ab. Der Soldat in roter Jacke flog mir sozusagen vor die Füße, seine Bärenfellmütze rollte mir entgegen. Ich kann euch sagen, ich war heilfroh, dass es kein Franzose war. Er blieb benommen liegen, und ich ging zu ihm hin, um ihm aufzuhelfen. Er sah mich an,
    begann zu grinsen und sagte etwas in einem ziemlich unverständlichen Englisch. Da der Sturz ihn offensichtlich nicht betäubt hatte, wies ich auf das Pferd, das sich verzweifelt aus der Schlinge zu lösen versuchte. Er rappelte sich auf, knickte aber mit den Fuß ein. Daher nahm ich ihm das Messer ab, das er gezogen hatte, näherte mich dem Pferd und sprach beruhigend auf es ein.«
    »Für Pferde hattest du schon immer ein Händchen!«, brummelte der General, und Alexander nickte. »Kam mir später gut zupass. Mir gelang es zwar, das Seil zu durchtrennen, aber das nervöse Pferd machte einen Satz, dass ich zur Seite springen musste, und raste auf das freie Feld zu.
    ›Der kommt schon wieder‹, sagte der Soldat langsam und betont, damit ich ihn verstand, und hinkte an den Platz, an dem ich gesessen hatte. Ich hockte mich zu ihm, und ein bisschen mühsam unterhielten wir uns. Wie es schien, hatten sie die Franzosen in die Flucht geschlagen, aber er hatte mit einer kleinen Gruppe, die ihrerseits gehetzt wurde, den Anschluss verpasst. Dafür, muss ich sagen, bewahrte er eine beachtliche Ruhe, denn die Verfolger waren nah.
    So nah, dass wir sie gleich darauf hörten. Wir krochen in das Stroh und hofften, nicht entdeckt zu werden. Die List gelang, aber damit war unser Glück zu Ende. Die Franzosen warfen eine brennende Fackel in die Scheune, und all das trockene Zeug fing sofort Feuer. Mir gelang es, den Soldaten aus dem Stroh zu befreien, und zog mir dabei einige Brandwunden am Arm zu. Wir hatten es gerade vor den Schuppen geschafft, da preschten vier weitere Reiter auf grauen Pferden heran, die ein fünftes, reiterloses, mit sich führten.
    ›MacPherson, Mann, du lebst noch? Auf, wir müssen fort von hier!‹, brüllte einer.
    Der Soldat hinkte mit großen Schritten auf sein Pferd zu, schwang sich in den Sattel und rief mir zu: ›Wir sehen uns wieder! ‹
    Dann waren sie fort, wie ein Spuk verschwunden, und ich stand allein an der brennenden Scheune. Die war mir nun auch kein Schutz mehr, und darum machte ich mich wieder auf die Suche nach den preußischen Truppen. Mein Arm schmerzte entsetzlich, meine Füße taten mir weh und erbärmlich hungrig war ich auch. Ich weiß nicht mehr genau, wie es mir gelungen ist – und daran werde ich mich wohl nie mehr erinnern -, aber ich fand Ihre Einheit wieder, Vater. Und gerade, als ich Sie auf mich aufmerksam machen wollte, sahen Sie den

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