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Göttertrank

Göttertrank

Titel: Göttertrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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knapp fertigte er sie ab: »Sie werden einsehen, dass ich einen Verbrecher nicht laufenlassen werde. Ihre Bitte ist abgelehnt.«
    »Sie missverstehen mich, Herr Zivilkommissar. Ich bat nicht, ich forderte.«
    Er lachte höhnisch auf. »Sie sind nicht in der Lage zu fordern, Frau... ähm... Masters.«
    »Sie irren, Herr Zivilkommissar. Aber um Ihnen Ihr Entgegenkommen leichter zu machen, werde ich mich an den Regierungsrat wenden und ihm von Ihrem gestrigen Besuch in einem Haus berichten, das gewisse exotische Dienstleistungen anbietet. Es wird ihn sicher interessieren, in welcher Form Sie dort auftreten.«
    Karl August bemerkte, wie er zu schwitzen begann. Das konnte doch wohl nicht wahr sein? Woher wussten Damen der Gesellschaft... Er fasste sich wieder. Sie würden es nie wagen.
    »Sie werden mich mit der Androhung von Rufmord nicht erpressen«, presste er zwischen den Zähnen hervor.
    »Nein, Herr Zivilkommissar, damit nicht. Sondern mit diesen hübschen Zeichnungen, die deutlich erkennbar darstellen, wie Sie heute Nacht bei dem bedauerlicherweise falsch ausgelösten Feueralarm in den Hof besagten Etablissements gelaufen sind. Sie wurden von einer begabten Beobachterin angefertigt.«
    Die Masters streckte ihre Hand aus, und die Dame mit der Mappe reichte ihr zwei Skizzen, die ihn in preußischer Offiziersuniform samt Pickelhaube zeigten. Bis zur Taille korrekt gekleidet, darunter – Gott wie peinlich... Er hatte es nicht mehr geschafft, die Hose anzuziehen, daran erinnerte er sich viel zu genau. Wie hatte die kleine Hure gelacht, als er nach dem Fehlalarm barfuß und sauer zurück in ihr Zimmer gestapft war. Er riss die Blätter an sich und zerknüllte sie in seiner Faust.
    »Machen Sie sich nichts daraus, Herr Zivilkommissar, das waren nur Abzüge der Lithographien, die wir davon angefertigt haben. Sie werden entdecken, dass diese pikanten Ansichten in vielfältiger Form in den nächsten Tagen in den Rinnsteinen der Stadt auftauchen werden. Mit der hübsch formulierten Geschichte über die Hochachtung, die ein Zivilkommissar der königlich preußischen Uniform entgegenbringt.«
    Karl August wurde übel. Offensichtlich hatte er die Damen unterschätzt. Damen? Das waren keine Damen, verdammt noch mal. Damen wussten nichts von Daphne und ihren Angeboten. Damen würden niemals einen Herrn ohne Hosen zeichnen. Und Damen würden nie einen preußischen Beamten zu erpressen versuchen. Er würde sie festnehmen lassen.
    »Mein Gatte«, sagte die zierliche Frau, die bisher geschwiegen hatte, mit leiser, gefasster Stimme, »wird, sollten wir in einer Viertelstunde nicht vor die Tür des Präsidiums treten, Ihre Frau Mutter aufsuchen. Er war es übrigens, der Feuer geschrien hat. Ich vermute, Ihre Mama wird nicht sehr glücklich sein, wenn sie von Ihrem umtriebigen Nachtleben hört.«
    »Sie können nichts beweisen!« Karl August merkte zu seinem Entsetzen, wie seine Stimme umkippte.
    »Nicht? Oh, wir fanden Madame Daphne sehr auskunftsfreudig. Ihr Haus ist übrigens auch einigen anderen Herren von Bedeutung bekannt. So etwa Ihrem Bankier...«
    Die Masters unterbrach sie mit honigsüßer Stimme: »Ach, schauen Sie, liebe Frau Waldegg, wir haben den guten Herrn Zivilkommissar ganz durcheinandergebracht. Wäre es nicht besser, wir würden ihn noch mal daran erinnern, dass er sich ja mit einer einfachen Anweisung all diese kleinen Peinlichkeiten vom Hals schaffen könnte?«
    Waldegg. Herrgott, verdammt noch mal, die Frau des Verlegers!
    Er würde ernst machen. Der ja. Verdammt, verdammt, verdammt!
    Die drei Frauen hatten jetzt ihre Schleier zurückgeschlagen und sahen ihn sanft lächelnd an.
    So sanft, wie drei ausgehungerte Tigerinnen ein verletztes Mastschwein.
    Mit zitternden Fingern griff er zu Feder und Blatt und schrieb einige entlastende Worte, trocknete sie sorgsam mit Löschpapier und rief den Amtsdiener.
    »Lassen Sie das unverzüglich dem Festungskommandanten überbringen. Es handelt sich hier um einen Irrtum vom Amt.«
    »Sehr wohl, Herr Zivilkommissar.«
    Der Mann verbeugte sich knapp und eilte mit knallenden Stiefelabsätzen davon.
    »Ich sehe, Sie sind ein durchaus entgegenkommender Herr. Wir sind Ihnen außerordentlich verbunden, Herr Zivilkommissar.«
    Die Damen erhoben sich, deuteten ein knappes Kopfnicken an und verschwanden mit einem leisen Röckerascheln von der Walstatt.
    Nur jene Frau Waldegg drehte sich noch einmal um und verkündete mit durchdringender Stimme, die in dem langen Flur nachhallte: »Wie

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