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Göttertrank

Göttertrank

Titel: Göttertrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Klima?«
    Unübersehbar gebräunt, die nachlässig frisierten Haare von der Sonne gebleicht, um die Augen Fältchen, die auf das Zusammenkneifen im hellen Licht schließen ließen, und ansonsten von magerer, zäher Gestalt machte er den angenehm aufregenden Eindruck eines Abenteurers.
    »Aus Afrika, im weitesten Sinne. Den Winter habe ich in Marokko verbracht.«
    »Sie werden uns sicher farbenprächtige Berichte liefern können. Ich höre so gerne von fremden Ländern.« Dotty hatte Konversation gelernt und verband diese Fähigkeit mit einem Wimpernflattern, was ihren Onkel zum Lachen brachte.
    »Du brauchst mich nicht mit Koketterie dazu zu überreden, Nichtchen. Ich neige dazu, meiner Zuhörerschaft die Ohren vom Kopf zu reden, wenn ich erst einmal anfange.«
    So war es denn auch, und wenn Dotty sich auch Mühe gab, den Erzählungen vom Gold- und Edelsteinschürfen, den fremden Sitten der Eingeborenen, den unheimlichen Königsgräbern in der Wüste, den gewaltigen Tierherden in den Steppen zu lauschen, so langweilten sie diese Geschichten doch schnell. Tante Laurenz’ zu Herzen gehende Tragödien sprachen sie mehr an, und schon vier Tage später suchte sie die Scheune auf, die die alte Zuckerfabrik barg, um sich aus der Truhe mit neuem Material zu versorgen. Sie hatte es sich auf dem offenen Heuboden gemütlich gemacht, von dem das Hebezeug für die Fässer hing, und vertiefte sich in ein bisher ungelesenes Heft.
    Auf diese Weise wurde sie Zeuge, wie ihr Bruder Maximilian, jetzt ein schlaksiger Fünfzehnjähriger, der begann, seinem Onkel ähnlich zu sehen, mit diesem die Scheune betrat.
    »Ich weiß, dass sie hier gelagert sind, Onkel Lothar. Und ich muss Ihnen gestehen, die Neugier hat uns getrieben, sie zu öffnen.«
    »Das war nicht klug, mein Junge. Sie enthalten zwar keine wertvollen Schätze, aber mancherlei gefährliche Dinge.«
    »Bitte verzeihen Sie. Aber wir haben nichts zerstört oder entfernt.«
    Dotty hörte ihren Onkel lachen. »Gott, ja. Ich an deiner Stelle hätte wahrscheinlich genauso gehandelt. Wissbegier ist eine gute Eigenschaft.«
    »Ist es das? Nicht jeder findet das.«
    »So bitter, Maximilian? Hast du einen Dämpfer bekommen?«
    »Mein Leben besteht nur aus Dämpfern.«
    Dotty schaute vorsichtig über den Rand des Bodens und sah ihren Onkel, der auf einer seiner Kisten Platz genommen hatte und ihren Bruder mit einer Handbewegung einlud, sich zu ihm zu setzen.
    »Du könntest mir davon erzählen, Max. Vielleicht kann ich helfen.«
    »Ich weiß nicht. Sehen Sie, Vater möchte, dass ich später Rosian übernehme. Aber er steckt mich in diese langweilige Knabenschule, wo nichts als griechische Philosophen und römische Dichter gepaukt werden. Klar, ein bisschen Mathematik ist auch dabei, und ein vertrottelter alter Apotheker spielt uns den Alchemisten vor. Was nützt mir das, wenn ich ein Gut bewirtschaften soll?«
    »Eine gute Allgemeinbildung ist immer nützlich, sie verbindet die Menschen miteinander. Aber ich gebe dir Recht – es genügt den wohlhabenden Müßiggängern. Wer mehr erreichen will in seinem Leben, braucht auch mehr Bildung. Was schwebt dir vor?«
    »Ich finde die Landwirtschaft schon interessant, Onkel Lothar. Ich habe mich oft mit dem Siedemeister getroffen. Es gibt da so viele Fragen, auf die ich Antwort finden möchte. Zum Beispiel die Runkelrüben. Sie verarbeiten sie hier noch immer – nicht zu Zucker, sondern zu Branntwein. Scheußliches Zeug übrigens.«
    »Kann ich mir denken«, schnaubte sein Onkel.
    »Ja, aber die Rüben – also die sind ganz unterschiedlich, je nachdem, auf welchem Feld sie angebaut wurden. Manche sind zum Beispiel süßer als die anderen. Ich würde gerne wissen, was die Ursache ist. Der Boden vielleicht, die Lage, ob sonnig oder schattig, was im Vorjahr dort gepflanzt wurde oder die Behandlung der Samen. Wenn man solche Sachen wüsste, könnte man ganz gezielt besonders zuckerhaltige Rüben anbauen.«
    »Und entsprechend züchten. Vollkommen richtig, Max. Das ist ein Wissen, das ein Landwirt braucht.«
    »Mein Vater sagt, dazu hat man seinen Verwalter.«
    »Quatsch.«
    Maximilian kicherte plötzlich. »Ja, nicht? Vor allem, wenn der seine Hauptaufgabe darin sieht, die Pächter auszuquetschen.«
    »Sieht er?«
    »Ich verstehe nicht viel davon, aber ich höre zu.«
    »Noch eine gute Eigenschaft. Maximilian, es gibt Institute, die sich mit derartigen Fragen befassen. Ich werde mich mal erkundigen, wo man dir ein solides naturkundliches Wissen

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