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Göttertrank

Göttertrank

Titel: Göttertrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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leuchtenden Blick trat sie auf ihn zu.
    »Alexander Masters! Wie vertraut Sie mir schon sind. Aber wie hübsch Sie aussehen, das hat mir mein stumpfsinniger Gatte allerdings verschwiegen. Ich wäre doch viel früher hergekommen, um Sie kennenzulernen.«
    Es war wirklich nicht die konventionelle Form der Begrüßung, die er hier erfuhr, und sie brachte ihn für einen Moment tatsächlich ins Stammeln.
    »Cornelius... ähm. Also, zumindest über Ihren Charme hat er mir getreulich berichtet.«
    »Ach du großer Gott. Na, dann sind Sie ja auf das Schlimmste vorbereitet. Ich habe hier einen Korb mit Futter mitgebracht. Wir werden ein Picknick machen. Und dann habe ich Neuigkeiten für Sie, Alexander.«
    Sie setzten sich auf den zinnenbewehrten Wehrgang der Zitadelle, und als einer der wachhabenden Soldaten vorbeikam, um sie von dort zu vertreiben, wurde er mit einem gezielten verbalen Peitschenhieb Antonias in seine Schranken verwiesen.
    Ihr Gemahl grinste dazu und zuckte mit den Schultern. »Ich sagte dir ja, Alexander, sie ist in militärischen Kreisen groß geworden. Nicht eben in den besten.«
    Das Mahl in der Sommersonne verlief heiter. Sie hatten Decken und Polster mitgenommen und auf einem Leinentuch die mitgebrachten Köstlichkeiten ausgebreitet. Oben von dem Wehrgang hatte man einen wundervollen Blick über die bewaldeten Hügel des Umlands, und eine leichte Brise milderte die Mittagshitze. Der Weißwein, kühl und herb, belebte die Stimmung ebenso wie die delikaten Salate und die knusprigen Brötchen. Ein saftiger Kirschkuchen rundete das Menü aus dem voluminösen Korb ab, dann lehnte sich Antonia mit dem Rücken an die Zinne und streckte die Beine aus.
    »So, und nun zu Ihren Angelegenheiten, Alexander«, begann sie.
    Alexander nickte. Er hatte Cornelius ja erlaubt, ihr die Einzelheiten zu seiner Situation in Elberfeld zu schildern, und daraufhin war sie selbst dort gewesen, um zu sehen, was man für Julia tun konnte.
    »Ich habe eine Erzieherin in den Haushalt der Reineckens geschmuggelt, an der Ihr Töchterchen ihre Freude haben wird. Eine Freundin meiner Tochter Sebastienne, dreiundzwanzig Jahre alt, kühl und sehr vornehm, wenn man sie nicht näher kennt.« Antonia erlaubte sich ein winziges Lächeln. »Ihr Vater ist Theologe, was ihr ein hervorragendes Entree in diesem frömmlerischen Haushalt verschafft hat. Gut, dass die Herrschaften die Ansichten von Vater und Tochter nicht genau geprüft haben. Ich bin sicher, Berit wird mit der Kinderfrau spielend fertig. Die übrigens habe ich auch getroffen.« Antonia schüttelte sich leicht. »Wie widerlich ich diese Kreaturen finde, die sich an der Bibel festklammern und davon überzeugt sind, Gottes Willen zu kennen. Dieses ausgetrocknete Stück Dörrfleisch mit einer fauligen Zwiebel statt einem Gehirn muss der Herr nach einer durchzechten Nacht aus den Resten dessen zusammengesetzt haben, was die Katze mit hereingebracht hat.«
    Alexander grinste und hob sein Glas zu einem Salut. »Eine bewundernswerte Beschreibung des geistig verdorrten Fräuleins, Frau Waldegg.«
    »Ah, pah. Hören Sie auf damit, und nennen Sie mich endlich Antonia. Oder Toni, wenn Ihnen das lieber ist.«
    »Danke, Antonia. Sie haben mir eine große Last von der Seele genommen.«
    »Und jetzt lade ich Ihnen eine neue auf. Sind Sie bereit, eine kräftige Erschütterung auszuhalten?«
    Sofort ernst geworden, fragte er: »Betrifft es Julia?«
    »Nein, Alexander. Es betrifft Sie. Wir – Cornelius und ich – haben schon seit eurer ersten Begegnung darüber nachgedacht, und ich habe schließlich ein paar Nachforschungen angestellt. Sie müssen wissen, dass wir beide 1815 in Belgien waren. Um genau zu sein, wir waren in Plancenoit.«
    Alexander wurde es trotz der Sommerhitze plötzlich kalt.
    »Sie waren bei der Schlacht dabei?«
    »Als Kriegsberichterstatter.«
    »Toni organisierte einen Marketenderwagen und ich die Beziehungen. Wir waren auf preußischer Seite zugegen. In Blüchers Hauptquartier in Liège lernten wir einen hilfsbereiten Oberst kennen, der uns mit nützlichen Informationen versorgte. Er hatte seine Familie bei sich, wie manch andere höheren Offiziere auch.«
    »Antonia?« Alexanders Stimme war fast nur ein Krächzen.
    »Ja, lieber Freund. Seine Frau, Lady Henrietta, und seine beiden Söhne Alexander und Julius begleiteten ihn. Wir haben mit vielen Soldaten und Offizieren damals gesprochen, aber das Schicksal dieser Familie ging uns besonders nahe.«
    »Mein Vater starb. Heute

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