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Göttin des Frühlings

Göttin des Frühlings

Titel: Göttin des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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Babysprache übrig).
    »Hallo, du toller, großer Kerl!«, flötete sie.
    Drei Schwänze wedelten zögernd.
    »Du bist ja eine umwerfende Erscheinung. Dabei habe ich eben noch an meine Edith Anne gedacht. Na, ich glaube, ich muss aus dir einfach mein großes böses Höllenhündchen machen, solange ich hier bin.« Jetzt war Lina so nah, dass sie das vielköpfige Wesen berühren konnte.
    »Grrr?«, machte das Biest.
    »Edith hat es immer gerne, wenn ich ihr die Ohren kraule. Komm, bück dich mal, dann versuche ich es.« Lina hob die schlanke Hand zu einem der sechs Ohren. Die Kreatur senkte den Kopf, der der Göttin am nächsten war.
    Sie streichelte ihn.
    Der Höllenhund ließ sich in ihre Hand sinken, so dass sie fast umgefallen wäre. Die anderen beiden Köpfe jaulten mitleiderregend.
    »Was für ein braver Kerl!« Lina lächelte und tätschelte die feuchte Nase des mittleren Kopfes, so dass der dritte wie ein kleiner Welpe kläffte. »Na, komm her! Soll ich dich mal unter dem Kinn kraulen?«
    Während Lina flötete, streichelte und schmeichelte, zerbrach sie sich den Kopf über den Namen des Tieres.
    Zerberus – der Hund der Unterwelt. Seine Aufgabe ist es, die Seelen zu fressen, die zu fliehen versuchen, und Lebende aufzuhalten, die versuchen, Hades’ Reich zu betreten.
    »Na, du hast aber bei deiner Aufgabe versagt, großer Junge«, meinte Lina.
    Der Hund winselte, und alle drei Köpfe schauten sie mit großen Augen kläglich an.
    »Du brauchst dich nicht zu schämen, Orpheus hat mich auch getäuscht.«
    Drei Schwänze begannen erneut zu wedeln.
    »Gut, wir machen es so: Ich werde jetzt Eurydike und dem hinterlistigen Sänger folgen. Pass du nur auf, dass der Herr mit der goldenen Kehle nicht noch einmal an dir vorbeikommt.« Lina versuchte, in alle drei Augenpaare zu schauen. »Verstanden?«
    Zerberus wand sich und wuffte.
    »Ich habe genug Wiederholungen von
Lassie
gesehen, um ein Ja bei einem Hund zu erkennen. Sei ein braver Kerl, ähm, seid brave Kerle. Wir sehen uns auf dem Rückweg.« Mit einem letzten Kraulen hinterm Ohr verließ Lina den Wächter der Unterwelt, der wie ein glücklicher Welpe kläffend herumsprang. Sie beeilte sich und lief bald in einem schnellen, gleichmäßigen Tempo.
     
     
    »Ich sollte mich nicht mehr darüber wundern, was sie tut«, murmelte Hades vor sich hin. Er beobachtete, dass Persephone den Höllenhund becircte wie schon zuvor seine Hengste. Geschützt unter der Kappe, war er der Göttin so nah gefolgt, dass er hören konnte, wie sie mit sich selbst schimpfte, sich in ihrem Urteil von Orpheus’ Musik beeinflusst lassen zu haben. Sie war viel klüger, als sie ahnte. Hatte nicht auch er die Anziehungskraft der Melodie gespürt? Und er war ein reifer Gott, erfahren in der Herrschaft über sein Reich.
    Richtig, sie war eine Göttin, aber tatsächlich war sie noch sehr jung. Trotzdem zeigte sie immer wieder erstaunliche Einsicht und Reife. Beispielsweise sagte ihm sein Instinkt, dass Iapis ihm berichten würde, Äneas sei tatsächlich gerade im Elysium eingetroffen. Wie hatte Persephone Didos Täuschung durchschaut, während Hades selbst nicht mehr gesehen hatte als eine freundliche weibliche Seele, die die Anwesenheit von Unsterblichen nicht gewöhnt war? Außerdem hatte Persephone gegen ihn Stellung bezogen, jedoch nicht mit dem blinden Jähzorn einer wütenden Göttin, sondern mit Logik, Verstand und – bei dem Gedanken an die von ihr vorgeschlagene Wette musste er schmunzeln – Witz. Bevor sie in sein Reich gekommen war, hätte er das niemals von Persephone geglaubt, doch sie war definitiv mehr als eine oberflächliche junge Göttin.
    Persephone streichelte Zerberus, und Hades verspürte einen Stich der Eifersucht, weil sie dem dreiköpfigen Wesen so viel Aufmerksamkeit entgegenbrachte. Der Gott knirschte mit den Zähnen. Er wollte, dass sie
ihn
berührte. Das schockierte ihn, aber er konnte es nicht leugnen. Langsam fragte er sich, ob Iapis recht gehabt hatte und es vielleicht doch besser war, nur ein klein wenig Glück zu erfahren als gar keins.
    Allein schon der Gedanke brachte seine Hände zum Schwitzen.
     
     
    Beim Laufen kam Lina zu dem Schluss, dass sie den dreiköpfigen Hund später noch mal besuchen würde. Vielleicht würde sie ihm ein Leckerli mitbringen. Edith Anne liebte Frolic. Mit Sicherheit konnte man in der Höllenküche einen kleinen Schinkensnack zubereiten. Lina dachte daran, wie gewaltig das Tier war – gut, vielleicht würde sie einen eher

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