Göttin des Frühlings
Aufmerksamkeit hinüber. Mit offenem Mund sah Lina zu, wie sie schamlos mit einem gut aussehenden, muskulösen, unglaublich JUNGEN Mann flirtete, der offensichtlich ziemlich gut mit ihr bekannt war. Er konnte nicht viel älter als fünfundzwanzig sein.
Der attraktive junge Mann beugte sich vor und küsste Lina auf den Mund. Mitten in der Bäckerei. Vor allen Leuten.
»Verdammt, ich fass’ es nicht!« Sie war zu entsetzt, um auf Italienisch zu fluchen.
Persephone in Linas Körper lachte und drehte sich spielerisch von ihrem Verehrer fort. Kurz schaute sie hoch und zwinkerte. Direkt zu Lina.
Die sog die Luft ein und zuckte zurück, als habe sie eine Ohrfeige bekommen. Auf einmal drehte sich das Bild in der Kugel und wurde wolkig.
Pani della Dea
löste sich auf wie Rauch.
»Probleme mit dem Orakel, Göttin?«, fragte eine tiefe Stimme hinter Lina.
Sie wirbelte herum und schaute in das Gesicht eines Mannes. Eines unglaublich schönen Mannes.
»Persephone! Ich habe dich gar nicht erkannt.«
»Hallo«, sagte Lina atemlos und legte ihre zitternde Hand auf ihr klopfendes Herz. Wer war dieser umwerfende Typ?
Verlockend schwebte ein Name durch ihren Kopf wie ein erotisches Flüstern:
Apollo
.
Lina fächelte ihrem heißen Gesicht Luft zu und versuchte, sich zusammenzureißen.
»Du hast mich erschreckt, Apollo.«
Der Gott lehnte sich gegen einen gewaltigen Felsen. Er trug eine kurze Ledertunika mit einer Brustplatte, an die ein ungewöhnliches rockähnliches Kleidungsstück anschloss, das er um seine muskulösen Hüften geschlungen hatte. Doch dieser »Rock« ließ ihn alles andere als weiblich wirken. Abgesehen von seinen Sandalen war der Rest seines Körpers nackt. Sehr nackt. Goldene Muskelstränge zogen sich über seine Gliedmaßen. Sein Lächeln war ebenmäßig und anziehend. Lina starrte ihn staunend an. Genaugenommen war das in dieser Situation wohl das Beste.
Der Gott wies mit dem Kinn auf das Orakel. »Mit Demeter gesprochen?«
»Ähm, ja.«
»Sie ist gerade zu Besuch bei Hera. Ich vermute, die zwei hecken irgendeinen neuen Plan aus, wie sie Zeus auf die Nerven gehen können.« Apollo senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. Seine Augen leuchteten. »Man erzählt sich, der Göttervater sei ganz hin und weg von einem sterblichen Mädchen … schon wieder.« Er kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Ich glaube, das unglückliche Ding heißt Io.« Apollo schüttelte den Kopf und lachte, und seine leuchtend blauen Augen funkelten verschmitzt. »Ich werde Heras Zorn nie verstehen. Wir wissen doch alle, dass Zeus eine Schwäche für weibliche Reize hat, dennoch hat er sich nur eine Frau genommen. Sie sollte ihre Zeit nicht mit sinnloser Eifersucht vergeuden.«
Lina hob eine perfekte Augenbraue. »Hältst du Treue in der Ehe nicht für wichtig?«
»Ich finde es wichtig, sein Vergnügen zu haben, wie du sehr gut weißt, Persephone.« Er warf ihr einen anspielungsreichen, verführerischen Blick zu.
Du meine Güte. War Apollo vielleicht Persephones Liebhaber gewesen?
»Es wäre mir eine Ehre, unzählige vergnügliche Freuden in dir wieder aufleben zu lassen, Göttin des Frühlings.«
Er drückte sich vom Felsen ab und kam mit animalischer Anmut auf sie zu. Linas Mund wurde trocken. Der Gott sah aus, als würde er sie jeden Moment in den Arm nehmen wollen. Lina hielt ihm eine Hand wie ein Stoppzeichen entgegen. Ja, er war der schönste Mann, den sie je gesehen hatte, aber sie war nicht der Typ Frau, der einen Fremden küsste – egal, was Persephone in ihrer Welt tun mochte.
Apollo sah, wie ihr Körper steif wurde und sie entschlossen den Kiefer vorschob. Er war sehr versiert in der Kunst der Verführung und wusste, wie man sich einer Göttin näherte, die dilettantisch flirtete. Er änderte seine Absicht und tarnte es mit einer fließenden Bewegung. Anstatt Persephones sinnlichen jungen Körper in die Arme zu nehmen, ergriff er ihre ausgestreckte Hand und verbeugte sich galant. Wie ein vollendeter Gentleman, der er bestimmt nicht war, hauchte er einen Kuss auf ihre Hand. Dann sah er ihr tief in die Augen.
»Ich habe dich auf der Wiese herumtollen sehen, als ich mit meinem Streitwagen durch den Himmel fuhr. Dein Körper bewegte sich anmutiger als die Blumen, die sich zart in der Morgenbrise verneigen. Wir würden ein schönes Paar abgeben, du und ich – der Gott des Lichts und die Göttin des Frühlings.«
Lina hätte vor Erleichterung beinahe laut gelacht. Nun, mit so was konnte sie
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